Der Ur-James Bond Sean Connery ist tot
31. Oktober 2020Es ist ein Schock für alle Filmfreunde: Sean Connery ist am 31.10.2020 nachts im Schlaf in Nassau auf den Bahamas gestorben. Seine Familie war in den letzten Stunden bei ihm, nachdem sich sein Gesundheitszustand verschlechtert hatte, wie sein Sohn Jason dem britischen Sender BBC berichtete. "Wir hatten ein wunderbares Leben zusammen", sagte Connerys Frau Micheline Roquebrune. "Ohne ihn wird es sehr schwer werden, das weiß ich. Aber es konnte nicht ewig dauern, und er ging friedlich."
In letzter Zeit war Connery nur noch selten in der Öffentlichkeit zu sehen. Dabei hatte der ein oder andere Filmfan doch noch auf ein spätes Comeback, zumindest in einer Nebenrolle, gehofft.
Rückblick: Im Alter von 59 Jahren zum "Sexiest Man Alive" gewählt zu werden, das heißt schon etwas. Als das Boulevardblatt "People Magazine" Sean Connery 1989 zum Sexsymbol kürte - zehn Jahre später erhielt er sogar den Titel "Sexiest Man of the Century" - hatte der Schotte einen Großteil seiner Karriere schon hinter sich. Connery war als James-Bond-Darsteller zum Mythos geworden, hatte sich mit anspruchsvollen Rollen auch bei kritischen Zeitgeistern Respekt erspielt, einen Oscar gewonnen und sich zudem des Öfteren als interessierter und engagierter Zeitgenosse in der Öffentlichkeit gezeigt.
Der perfekte Gentleman
Mit fast 60 in der Damenwelt immer noch ein beliebter Top-Star zu sein, das konnten nicht viele andere männliche Schauspieler von sich sagen. Connery hatte sich diesen "Titel" redlich verdient. Er sah mit 60 immer noch unverschämt gut aus. Manche sagen sogar, mit zunehmendem Alter habe er noch an Charisma gewonnen. Silbergraues Haar, immer braungebrannt, groß und gut gebaut und vor allem mit einem umwerfenden Charme ausgestattet: Sean Connery war ein Weltstar, vor und hinter den Kameras.
Das war zu Beginn seiner Karriere nicht abzusehen. Der gebürtige Edinburgher (25.8.1930) stammte aus einfachen Verhältnissen und schlug sich nach frühem Schulabgang mit diversen Gelegenheitsjobs rum. Doch auch in jungen Jahren verfügte er schon über einen athletischen Körper. Darauf konnte er aufbauen: Er begann, intensiv Bodybuilding zu betreiben. Das trug ihm unter anderem eine schottische Bodybuilding-Meisterschaft und die Arbeit als Aktmodell an der Kunsthochschule ein.
Raketenstart mit James Bond
Die Theater- und Filmszene wurden auf den athletischen Beau aufmerksam. Ab Mitte der 1950er Jahre begann er zu spielen, zunächst als Nebendarsteller und mit eher mäßigem Erfolg. Als dann aber zwei Hollywood-Produzenten einen Darsteller für einen Agentenfilm suchten und einige andere Schauspieler abgesagt hatten, bot sich der Schotte geradezu an und wurde engagiert. Der Rest ist (Film-)Geschichte. Der erste Bond-Film "James Bond - 007 jagt Dr. No" wurde 1962 zu einem Riesenerfolg. Connery entpuppte sich in der Rolle des britischen Geheimdienstagenten als Idealbesetzung.
Mehrere Fortsetzungen folgten, darunter "Goldfinger". Connery wurde zum Star des internationalen Kinos. Doch das reichte ihm irgendwann nicht mehr und er fühlte sich wohl auch unterbezahlt. Nach dem fünften Bond war zunächst Schluss; der Schauspieler begann sich in anderen Genres umzusehen und spielte auch anspruchsvollere Rollen. Ein erstes Comeback als Bond - mit höherer Gage - folgte 1971 in "Diamantenfieber". Zwölf Jahre später ließ er sich dann noch einmal überreden: "Sag niemals nie" wurde zum Triumph, aber auch zum endgültigen Abschied als Superagent. Inzwischen waren andere Darsteller in die Rolle geschlüpft. Viele Fans in aller Welt sind allerdings auch heute noch der Meinung, einen besseren Bond als Connery habe es nie gegeben.
Oscar für "Die Unbestechlichen"
Der Schotte etablierte sich derweil als gefragter Charakterdarsteller mit wechselndem kommerziellem Erfolg. Bemerkenswerte Auftritte hatte er in Filmen wie "Der Mann, der König sein wollte" (1975), "Der Name der Rose" (1986) und im Jahr darauf im Mafia-Epos "Die Unbestechlichen", für den er seinen einzigen Oscar erhielt. Zwischendurch verhalf er - oft auch in Nebenrollen - großen Hollywood-Blockbustern zu noch mehr Kasseneinnahmen: Filme wie "Highlander" (1985), "Indiana Jones" (1989) oder "Robin Hood" (1991) profitierten vom Alters-Charme des ergrauten Mimen.
In den 1990er Jahren dann drehte Sean Connery ein paar weniger eindrucksvolle Filme, doch da hatte der Schotte längst andere Interessen. Schon früh hatte sich der Schauspieler für die Unabhängigkeit seiner schottischen Heimat eingesetzt, auch eine Stiftung zugunsten begabter junger Schottinnen und Schotten gegründet. 2000 wurde er von der Queen zum Sir geadelt - und der Patriot Connery trug während der Zeremonie einen schottischen Kilt! Doch die Ehrung seiner Geburtsstadt Edinburgh, die ihm eine Dekade zuvor die Auszeichnung "Freedom of City" verliehen hatte, war ihm wohl noch wichtiger.
In der Ehe kein Hasardeur
Verheiratet war Sean Connery in zweiter Ehe seit über 40 Jahren der französischen Malerin Micheline Roquebrune, aus erster Ehe hat er einen Sohn. Das Paar besaß außer in der Heimat Häuser in Spanien und auf den Bahamas. In der Öffentlichkeit zeigte sich Connery in den letzten Jahren kaum noch. Die meiste Zeit soll er sich in der Karibik aufgehalten haben, wo er intensiv seinem Hobby nachging: dem Golf-Spielen.
Aus dem Filmgeschäft hatte er sich längst zurückgezogen. Und obwohl es in der Filmwelt immer wieder Gerüchte gegeben hatte, Connery werde noch einmal in einer "Indiana Jones"-Fortsetzung mitspielen, sollte der 2003 entstandene Film "Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen" sein letzter Auftritt vor einer Filmkamera sein. Kein schlechter Titel für einen finalen Auftritt, hat sich Sean Connery doch jahrzehntelang als außergewöhnlicher Gentlemen gezeigt - auf der Leinwand und in der Öffentlichkeit. Jetzt hat sich Sir Connery für immer verabschiedet.