Gert Fröbe: Der Mann, der Goldfinger war
22. Februar 2013Natürlich kennt ihn die Filmwelt zuallererst als Bösewicht im James Bond-Klassiker "Goldfinger". 1964 war zunächst Orson Welles für die Rolle des Gegenspielers von Sean Connery vorgesehen. Doch Welles forderte eine zu hohe Gage. Fröbe musste damals noch bescheidener sein. Zwar hatte der Deutsche schon einige Filme in Frankreich hinter sich und einen Auftritt im Hollywood-Kriegsfilm "Der längste Tag" absolviert, doch ein großer internationaler Filmstar war er nicht. Nur in Deutschland kannten ihn fast alle. Mit "Goldfinger" sollte dann alles anders werden.
Er lehrte James Bond das Fürchten
Nach 1964 kannte ihn die ganze Welt. Das deutsche Kino hatte einen neuen Superstar - einen Superschurken sollte man besser sagen. Denn als Auric Goldfinger, der im gleichnamigen James Bond-Film mit Giftgas das Weltwährungssystem lahmlegen will, wurde Fröbe zur Kinolegende. Ein grober Bösewicht war das, rothaarig und gemein, dick und hinterhältig. Mit solchen Rollen kannte sich Fröbe aus, als Schurken hatten ihn zuvor schon viele Regisseure im bundesdeutschen Nachkriegsfilm besetzt.
Fröbe hatte zunächst gezögert, als das Angebot aus Hollywood kam. Eigentlich wollte er mal andere Charaktere spielen, nicht immer nur den Fiesling mimen. Vielleicht hatte sich der beleibte Schauspieler auch erinnert an seine Anfänge beim Film. 1948 war der gebürtige Ostdeutsche nämlich schlagartig bekannt geworden - als hagerer und dürrer Kriegsheimkehrer im Film "Berliner Ballade". Da hatte er die Rolle des "Otto Normalverbraucher" gespielt, in Deutschland wurde der Begriff später zum geläufigen Schlagwort. Und obwohl Fröbe in der Rolle des sympathischen Durchschnittsbürgers auf der Leinwand brillierte, gab es auch kritische Stimmen zum Film.
Dürr, hager, dünn - Fröbe nach dem Krieg
Die bekannte Publizistin Karena Niehoff schrieb damals: "Es ist das aus Formeln geborene Gespenst unserer Tage - Die Angst, das ist seine Freiheit." Einer, der sich wegduckt, der nicht auffallen will im bundesdeutschen Nachkriegsdeutschland, das stand auch für Verdrängung. So wurde auch der Schauspieler des "Otto Normalverbraucher" Gert Fröbe mit dieser Verdrängung identifiziert. Niehoff und andere bemängelten, dass die Figur etwas hatte, was damals in Deutschland weitverbreitet war: zwar vom Alltagsleid der Nachkriegs-Deutschen geprüft, doch letztendlich unschuldig am Desaster. Am Ende des Films herrscht Harmonie - drei Jahre, nachdem der Krieg verloren war.
Viele sahen in Fröbes Karriere fortan ein Spiegelbild der deutschen Nachkriegsgeschichte. Das bot sich ja auch an. Aus dem hageren Kriegsheimkehrer wurde, parallel zum Wirtschaftswunder der '50er Jahre, ein beleibter Darsteller, der immer selbstbewusster auftrat und der es sich gut gehen ließ.
Für Fröbe ging es in den 50er Jahren zunächst nur holprig voran mit der Karriere; viele kleinere Rollen in mäßigen Filmen. Erst 1958 kam der große Erfolg: Der inzwischen beleibte Darsteller brillierte als Kindermörder im Film "Nachts, wenn der Teufel kam". Das hat noch heute Klasse, wie die vielen Wiederholungen im deutschen Fernsehen bis in unsere Tage zeigen. Mit Bösewichtern konnten sich Schauspieler ja immer schon bestens profilieren - es waren dankbare Rollen. Zumindest für diejenigen, die Talent hatten und spielen konnten.
Rückzug auf kleine Bühnen
Das konnte Fröbe - vor den Kameras, aber auch auf großen wie kleinen Theaterbühnen. Nach dem Tod seiner vierten Ehefrau zog sich Fröbe 1969 zurück, nahm eine Auszeit und kehrte erst nach zwei Jahren zurück mit Auftritten auf kleinsten Bühnen. Der Vollblutschauspieler suchte den Kontakt zu den Zuschauern von nun an vor allem im intimen Rahmen. Den Ruhm, der im die Rolle des Goldfinger gebracht hatte, den hatte er in den Jahren nach seiner berühmtesten Rolle ausgiebig ausgekostet. Es waren viele Hollywood-Produktionen darunter, die man heute kaum noch kennt, harmlose Lustspiele ("Die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten"). Bei der Wahl seiner Rollen war Gert Fröbe nicht sonderlich anspruchsvoll gewesen.
Im Herbst seiner Karriere feierte Fröbe dann noch einen großen Erfolg als Räuber Hotzenplotz in einem Kinderfilm für das deutsche Fernsehen. Fröbe war ein mit allen Wassern gewaschener Schauspieler. "Kaum war Gert Fröbe im Bild zu sehen, schon hatte er alle Aufmerksamkeit", schreibt der Journalist Michael Strauven in einer neuen Biografie über den Schauspieler (Michael Strauven: Jedermanns Lieblingsschurke, Gert Fröbe - eine Biografie. Rotbuch Verlag). Fröbe sei ein cinema animal, ein Kinotier, die Kamera habe ihn geliebt, so Strauven.
Ein Schauspieler mit großem Charisma
Das war wohl sein Geheimnis, und das hat ihm auch internationale Aufmerksamkeit gebracht: Fröbe verfügte über Charisma, hatte eine raumgreifende Ausstrahlung, zog ungeteilte Aufmerksamkeit auf sich und ließ kaum Platz für andere. Das hatte sogar der britische Superagent James Bond zu spüren bekommen.