Trauer um Sean Connery
31. Oktober 2020"Gestatten, mein Name ist Bond, James Bond" - mit diesem cool dahin geworfenen Satz stellte sich Sean Connery 1962 erstmals als Geheimagent 007 im Dienste Ihrer Majestät vor. Das war im Film "James Bond jagt Dr. No" von Terence Young. Insgesamt spielte er den britischen Geheimagenten zwischen 1962 und 1983 sieben Mal.
Die Briten kürten ihn kurz vor seinem Geburtstag im August zum besten aller James-Bond-Darsteller: Connery setzte sich in einer Umfrage unter 14.000 Lesern einer Film-und Fernsehzeitschrift gegen Schauspieler wie Daniel Craig oder Roger Moore durch. Das von Connery verkörperte Männer-Klischee Agent 007 liebt gefährliche Situationen ebenso wie attraktive Frauen und schnelle Autos - in "Liebesgrüße aus Moskau" ebenso wie in "Goldfinger", "Thunderball" und "Diamantenfieber" oder in seinem letzten 007-Film "Never Say Never Again".
007 war aber nur ein Teil seiner Filmgeschichte. Connery wollte immer auch zeigen, dass mehr in ihm steckte als der lässige Geheimagent. 1964 spielte er in Hitchcocks großartigem Psychothriller "Marnie" den Verleger, der seine kleptomanische Sekretärin (Tippi Hedren) zur Heirat zwingt. Auch in Filmen wie "Die Brücke von Arnheim" (1977), "Mord im Orientexpress" (1974) und dem Robin-Hood-Abenteuer "Robin und Marian" (1976) profilierte er sich als Charakterdarsteller.
Dass Connery mit zunehmenden Jahren an Präsenz gewann, liegt an der uneitlen Selbstsicherheit, dem Humor und der Altersweisheit, mit denen er seine Rollen gestaltete - wie jene als kauziger Forscher und Harrison-Ford-Vater in Steven Spielbergs Abenteuerklassiker "Indiana Jones und der letzte Kreuzzug" (1989) oder als väterlicher Franziskanermönch in Jean-Jacques Annauds "Der Name der Rose" (1986). Seinen einzigen Oscar bekam er 1988 für eine Nebenrolle als erfahrener Polizist in dem Gangsterfilm "Die Unbestechlichen", diesmal an der Seite von Kevin Costner.
Der Schauspieler hatte eine Karriere gemacht, wie das Kino sie liebt: 1930 in Edinburghs Arbeiterviertel Fountainbridge geboren, wuchs Thomas Sean Connery in einfachen Verhältnissen auf. Sein irischstämmiger Vater war Fernfahrer, die Mutter Putzfrau. Er schmiss die Schule, ging mit 16 zur Marine, wurde nach drei Jahren ausgemustert, jobbte als Rettungsschwimmer, Model und Bodybuilder und landete schließlich mit Anfang 20 beim Film. Den Vornamen Thomas ließ er rasch weg. Sean, die irische Form von Johannes, fand er prägnanter.
Doch Connerys Herz schlug für Schottland, für dessen Unabhängigkeit er sich engagierte. Seine 2008 erschienene Autobiografie "Mein Schottland, mein Leben" ist eine Liebeserklärung an seine Heimat. Von Queen Elizabeth II., in deren fiktiven Diensten er als 007 so lange unterwegs gewesen war, wurde er im Jahr 2000 zum "Sir" geadelt. Und natürlich trug er bei der Zeremonie einen Schottenrock, den Kilt.
uh/ml (dpa, afp epd)