Maximilian Schell: Ausstellung in Frankfurt
10. Dezember 2019"Wer war Maximilian Schell?" fragt das Frankfurter Filmmuseum - und gibt in den kommenden Monaten gleich mehrere Antworten. Den Nachlass des berühmten Mimen haben sich die Frankfurter vor drei Jahren gesichert und vieles von dem, was in diesem Nachlass enthalten war, kann man sich nun in der Stadt am Main anschauen.
Maximilian Schell war vielfach begabt - Frankfurt zeigt das jetzt
Ausstellungen über Filme und Filmgrößen können natürlich nie das vermitteln, was bewegte Bilder zeigen. Doch Maximilian Schell verfügte über derartig vielfältige künstlerische Talente, dass eine Ausstellung über Schell doch irgendwie passend erscheint. Es ist ein guter Rahmen für eine Karriere, die viel umfasste: Erfolg auf der Bühne und vor der Kamera als Schauspieler, Erfolge hinter der Kamera als Regisseur, schriftstellerische Arbeit, Großtaten als Übersetzer. Darüberhinaus war der gebürtige Wiener auch Moderator, Opern- und Operetten-Regisseur, in jungen Jahren auch ein guter Fußballer und Pianist, in der zweiten Lebenshälfte ein behutsamer Dokumentarist mit der Kamera. Schell hatte viele Facetten.
Das Frankfurter Filmmuseum konzentriert sich natürlich auf Schell als Mann des Kinos und des Fernsehens. In Zeiten, in denen die US-amerikanischen Filmpreise Oscar und Golden Globe eine übermächtige Strahlkraft entwickelt haben, müssten eigentlich auch nachwachsende Generationen angesichts seiner Erfolge vor Neid erblassen. Schell war der erste deutschsprachige Schauspieler, der nach dem Zweiten Weltkrieg einen Oscar erhielt.
Noch heute sehenswert und hochaktuell: "Das Urteil von Nürnberg"
Den bekam er für seinen Auftritt als scharfkantiger Verteidiger in "Das Urteil von Nürnberg", ein Film, der auch heute noch hochspannend anzuschauen ist, schneidet er doch aktuelle Fragen nach Moral, Schuld und Verantwortung an. Dabei sollte es in Sachen Preise für Schell nicht bleiben. Der Mime verdiente sich im Laufe seiner Karriere weitere fünf Oscar-Nominierungen, drei Golden Globes sowie drei Globe-Nominierungen. Zwei weitere Emmy-Nominierungen gab's als Zugabe. Und das waren nur die wichtigsten amerikanischen Auszeichnungen.
Doch was sind schon Preise in Los Angeles, wird sich Schell irgendwann gefragt haben. Der vielfach Talentierte war viel zu klug und reflektiert, als dass er sich dauerhaft in Hollywood hätte niederlassen wollen. Zwar besaß er eine Villa in Beverly Hills, doch die alte Jagdhütte der Familie in Kärnten war seine geistige Heimat, in die es ihn schon früh immer wieder hinzog. Das europäische Kino, auch das deutschsprachige, das Theater in England, Shakespeare, der "Jedermann" in Salzburg, das waren seine künstlerischen Wurzeln.
Leben zwischen Hollywood und Europa
Und vielleicht charakterisiert ihn die Antwort auf die Frage, ob er denn während seiner 60-jährigen Karriere in der Branche wirkliche Genies kennengelernt habe, am besten. Kurz vor seinem Tod stellte ihm Anfang 2014 das Wochenmagazin "Der Spiegel" diese Frage. Ja, drei Genies habe er tatsächlich kennengelernt, so Schell damals: den österreichischen Bühnen- und Filmschauspieler Oskar Werner, den während der McCarthy-Zeit aus den USA vertriebenen Regisseur Jules Dassin, der seine Karriere im europäischen Exil fortsetze sowie Orson Welles, auch einer, der von Hollywood vertrieben wurde und nach Europa ging, um sich dort Shakespeare, Kafka und Tanja Blixen zu widmen.
Die Ausstellung "Maximilian Schell" im Frankfurter Filmmuseum (DFF - Deutsches Filminstitut Filmmuseum) ist vom 10. Dezember 2019 bis zum 19. April 2020 geöffnet. Dazu erscheint ein umfangreicher Katalog.