Interview mit Maximilian Schell

"Es ist eine sehr harte Arbeit" - Maximilian Schell über die Vorbereitungen zu einer Filmszene

Maximilian Schell im Juli 2004
Maximilian Schell im Juli 2004Bild: dpa

Mit elf Jahren soll er das erste Mal auf einer Theaterbühne gestanden haben, mit 31 Jahren bekam er als erster deutschsprachiger Schauspieler einen Oscar, heute kann er auf eine Filmografie von über hundert Titeln schauen. Maximilian Schell ist einer der bekanntesten deutschsprachigen Schauspieler weltweit – es war eine Karriere, die auch die Vielseitigkeit des Schauspielers zu Tage förderte.

In der Schweiz

Maximilian Schell erblickte das Licht der Welt am 8.12.30 in Wien und die Vorliebe für die schönen Künste scheint ihm in die Wiege gelegt worden zu sein: sein Vater war Schriftsteller undseine Mutter Schauspielerin. Im Alter von 8 Jahren kam er in die Schweiz – seine Familie siedelte dort hin nach dem Anschluss Österreichs an Deutschland. Und recht früh schnupperte Maximilian Schell zum ersten Mal Bühnenluft, denn im Alter von 11 Jahre spielte er seine erste Rolle: als Wilhelm Tell am Zürcher Schauspielhaus. Nach Abitur und Wehrdienst studierte er Kunst- und Literaturgeschichte, Germanistik, Theater- und Musikwissenschaft. Im Alter von 23 Jahren debütierte Maximilian Schell beim Theater, und es sollte eine Weltkarriere werden.

Das Debüt

Das Debüt von Maximilian Schell erfolgte 1953 am Baseler Stadttheater, und das in drei Eigenschaften: das Theater engagierte ihn als Darsteller, Dramaturg und Regisseur zugleich. Über weitere Engagements in Essen, Bonn, Lübeck, München und Salzburg kam er an das Deutsche Schauspielhaus Hamburg. Doch es sollte nicht nur beim deutschsprachigen Theater bleiben. Maximilian Schell spielte immer wieder erfolgreich Theater sowohl in London als auch in New York. Parallel zu seiner schauspielerischen Tätigkeit betätigte sich er auch als Regisseur. Und das sowohl beim Theater als auch beim Film. Und eben vor allem durch den Film sollte er seinen internationalen Ruhm erlangen.

Der erste große Erfolg

Das Urteil von Nürnberg (USA 1961) Maximilian Schell
Maximilian Schell in dem Film "Das Urteil von Nürnberg" Bild: picture alliance

"Kinder, Mütter und ein General" so der Titel des Films von 1955, dessen Handlung in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges spielt, in dem Maximilian Schell zum ersten Mal vor die Kamera trat. Dort spielte er den "Soldaten, der nicht mehr mitmacht". Der Film wurde mit dem Golden Globe Award in der Kategorie "Bester fremdsprachiger Film" ausgezeichnet. Und es sollten lediglich sechs Jahre vergehen, bis auch Maximilian Schell mit einem Preis bedacht wurde, auf den so manche Schauspielerkarriere vergeblich gewartet hatte. 1961 drehte der US-amerikanische Regisseur Stanley Kramer den Film "Das Urteil von Nürnberg", dessen Handlung sich an den Prozess von 1947 gegen 16 hohe Justizbeamte und Richter des NS-Regimes anlehnte. Maximilian Schell wurde in dem Film die Rolle eines jungen Anwalts, der einen der Angeklagten verteidigt, anvertraut. Der Film wurde auch mit einem Staraufgebot realisiert, das zur damaligen Zeit den Erfolg des Streifens versprach. Spencer Tracy, Burt Lancaster, Richard Widmark, Judy Garland und nicht zu letzt Marlene Dietrich waren mit von der Partie. Nach seiner Premiere wurde die Produktion in insgesamt acht Kategorien für einen Oscar nominiert. Der Sieger in der Kategorie "Bester Hauptdarsteller" hieß Maximilian Schell. Er war zugleich der erste deutschsprachige Schauspieler, der nach dem Zweiten Weltkrieg mit dieser Auszeichnung bedacht wurde. Einer Weltkarriere stand nun nichts mehr im Wege. Während der Dreharbeiten lernte Maximilian Schell auch Marlene Dietrich kennen und diese Bekanntschaft sollte später einen ungewöhnlichen Film hervorbringen.

Maximilian Schell - auch im Alter von 80 Jahren noch sehr aktiv (Dezember 12.2010)
Maximilian Schell - auch im Alter von 80 Jahren noch sehr aktiv (Dezember 12.2010)

Der Biograph

Es folgten nun Jahre intensiver Arbeit, bei der Maximilian Schall seine zahlreichen Talente unter Beweis stellte – als Schauspieler, Regisseur oder auch Produzent war er an zahllosen Filmproduktionen beteiligt. Doch der Weltstar hat sich auch als exzellenter Biograph entpuppt. 1983 ereignete sich eine kleine Sensation in der Filmwelt: die seit Jahren freiwillig von der Außenwelt abgeschirmte Filmdiva Marlene Dietrich ließ sich zu einem Interview überreden. Und derjenige, der dieses "kleine Wunder" vollbrachte, war eben Maximilian Schell. Eine Woche lang hatte der Schauspieler die Möglichkeit, mit Marlene Dietrich zu sprechen und die Gespräche auf Tonband aufzuzeichnen. Basierend auf diesen Aufzeichnungen und ergänzt mit Spielszenen, Dokumentar- und Filmmaterial entstand eine Biografie der Diva, die für Sensation eine sorgte. Eine Oscarnominierung 1985 und der New Yorker Kritikerpreis als bester Dokumentarfilm 1987 waren die Belohnung. Und es war nicht die einzige Dokumentation, die Maximilian Schell produzierte. 2002 brachte er eine Kino-Dokumentation über seine nicht weniger berühmte Schwester Maria Schell. Auch diese Produktion wurde von der Kritik hoch gelobt und Maximilian Schell wurde für die Regie an ihr mit dem Bambi ausgezeichnet. Und auch im  "fortgeschrittenen" Alter hat der Schauspieler nichts von seiner Geschäftigkeit eingebüßt. Er drehte weitere Filme und sowohl die Liste der Preise, mit denen er geehrt wurde, wie auch seine Filmografie wurden immer umfangreicher. In einem Interview anlässlich seines 80. Geburtstages sagte Maximilian Schell dem "kurier.at" vom 7.12.10 unter anderem: "Ich hatte in meinem Leben so viele schlechte Kritiken, dass sich die Leute irgendwann gedacht haben: Na, so schlecht kann der doch gar nicht sein!" Und den Beweis dafür liefert er bis heute – sicherlich zur großen Freude seiner Fangemeinde.

Schauspieler Maximilian Schell mit seiner Tochter Nastassja (re) und der Sängerin Iva Mihanovic (Oktober 2011)
Schauspieler Maximilian Schell mit seiner Tochter Nastassja (re.) und der Sängerin Iva Mihanovic (Oktober 2011) Bild: picture-alliance/dpa

Im Mai 1978 sprach DW-Mitarbeiterin Elisabeth Bachtler mit Maximilan Schell über seine schauspielerische Arbeit.

Autor: Andreas Zemke

Redaktion: Diana Redlich