Wer steht noch an Russlands Seite?
23. Juni 2024Wegen des Kriegs gegen die Ukraine hat der Westen zahlreiche Sanktionen gegen Wladimir Putin verhängt. Der Internationale Strafgerichtshof hat gar einen Haftbefehl gegen ihn erlassen. Damit ist die Bewegungsfreiheit des russischen Präsidenten international stark eingeschränkt. Doch seit er sich im März bei weder freien noch fairen Wahlen zum fünften Mal zum Präsidenten wählen ließ, war Putin schon zu Staatsbesuchen in fünf Ländern: Belarus, Usbekistan, China und kürzlich in Nordkorea und Vietnam.
Mit ihrer Gastfreundschaft mögen seine Gastgeber Sanktionen riskieren, doch der Kremlchef kann sich auf seine treuesten Verbündeten verlassen. Auf wen kann Putin also noch zählen und notfalls auch um einen Gefallen bitten? Die DW hat eine Liste der wichtigsten Unterstützer zusammengestellt. Sie zeigt, wie sehr Russland international isoliert ist.
China
China ist der wichtigste Handelspartner Russlands und kündigte noch vor dem Ukraine-Krieg eine "grenzenlose" Partnerschaft mit Russland an. Diese Aussage hat das Land trotz der möglichen negativen Auswirkungen auf Chinas Wirtschaft und sein internationales Image noch einmal bekräftigt.
Die Haltung Chinas zum Krieg in der Ukraine ist alles andere als neutral. Das zeigen auch Chinas mutmaßliche Versuche, andere Länder davon zu überzeugen, nicht an der Schweizer Friedenskonferenz am vergangenen Wochenende teilzunehmen. Russland war nicht eingeladen, aber die Abwesenheit Chinas war ebenfalls bezeichnend.
Seit Beginn des Konflikts hat China alles in seiner Macht stehende getan, um die russische Wirtschaft über Wasser zu halten. Es diente auch als Mittelsmann für mit Sanktionen belegte militärische Güter, die für die russische Kriegsmaschinerie benötigt werden.
Das kommunistische China sieht Russland als strategischen Partner in einer Weltordnung, die von den USA und seinen Verbündeten bestimmt wird. Die ohnehin herzlichen Beziehungen stärkte Putin im Mai durch einen Staatsbesuch in China. Xi Jinping war schon im vergangenen Jahr nach Russland gereist.
Nordkorea
Nordkorea mag mit seinem Obersten Führer Kim Jong Un international isoliert sein, doch Putin hat keine Berührungsängste. Kürzlich unterzeichneten beide Länder ein Verteidigungsabkommen. Damit verpflichten sie sich bei einem Angriff zu gegenseitigem Beistand. Der nordkoreanische Diktator sprach dabei von einer mächtigen "Allianz".
Russland benötigt jede militärische Hilfe, die es bekommen kann und das hochmilitarisierte Nordkorea ist ein Land, das Russland beliefern wird, ohne Fragen zu stellen. Für Kim ist jeder Verbündete besser als kein Verbündeter.
Kein anderes Land hat Russlands Krieg in der Ukraine so bedingungslos unterstützt wie Nordkorea. So stimmte Nordkorea zum Beispiel - anders als China - gegen jede einzelne Resolution, die in den Vereinten Nationen eingebracht wurde, um Russlands Vorgehen in der Ukraine zu verurteilen oder zu stoppen.
Belarus
Belarus ist Russlands engster und ergebenster Verbündeter und in den Augen mancher Kommentatoren ein von Russland kontrollierter Marionettenstaat. Es gibt zahlreiche Verträge und Abkommen zwischen beiden Seiten. In vielen Bereichen, von Öl- und Gasimporten bis hin zu Wirtschaftssubventionen, ist Belarus von seinem größten Handelspartner abhängig.
Russland stationiert regelmäßig Truppen und Militärausrüstung in Belarus und startete 2022 von hier aus seinen Einmarsch in die Ukraine. Vom belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko hat Russland die Genehmigung erhalten, Atomwaffen im Land zu stationieren.
Iran
Der Iran unterliegt wie auch Russland strengen Sanktionen durch den Westen. Beide Länder sind wirtschaftlich und militärisch eng miteinander verbunden. Und sie haben ihre Zusammenarbeit seit dem Ukraine-Krieg erheblich verstärkt. Das zeigen nachrichtendienstliche Erkenntnisse der USA.
Russland wurde vom Iran mit Drohnen und Munition beliefert, die für die russischen Streitkräfte an der Front unverzichtbar sind. Einer seiner seltenen internationalen Besuche nach dem Einmarsch im Jahr 2022 führte Wladimir Putin in den Iran. Als dort Präsident Ebrahim Raisi im Mai dieses Jahres bei einem Hubschrauber-Absturz verstarb, sendete Putin Beileidsbekundungen und sprach von Raisi als zuverlässigem Partner, der Großes für die freundschaftlichen Beziehungen zwischen beiden Ländern geleistet habe.
Syrien
In Syrien hat Russland eine ständige Militärpräsenz aufgebaut, es ist Moskaus wichtigster Stützpunkt im Nahen Osten. Der syrische Präsident Bashar al-Assad ist ein großer Fan von Putin. Vor allem ist er aber auf die russische Militärhilfe angewiesen, ohne die er den anhaltenden Bürgerkrieg im Land nicht eindämmen kann.
Den Krieg in der Ukraine bezeichnete Assad als eine "Korrektur der Geschichte und die Wiederherstellung des Gleichgewichts, das der Welt nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion verloren gegangen war". Wie Belarus und Nordkorea stimmt Syrien in den Vereinten Nationen gegen Resolutionen, die das Ziel haben, Russland zu einer Beendigung des Krieges zu bewegen.
Vietnam
Die kommunistische Regierung Vietnams hat die Beziehungen zu Russland ebenfalls vertieft. Putin sprach auf seiner Asienreise, die Russlands internationalen Einfluss stärken sollte, über Handel, Verteidigung und den Krieg in der Ukraine. Mit Vietnam unterzeichnete der Kremlchef ein Verteidigungsabkommen. Das Land hat die russische Aggression in der Ukraine bislang nicht verurteilt.
Vietnams Präsident To Lam gratulierte seinem Gast Putin zur Wiederwahl und sprach ihm seine Bewunderung dafür aus, "innenpolitische Stabilität" erreicht zu haben. Laut Putin zählt die Stärkung der strategischen Partnerschaft mit Vietnam zu den Prioritäten Russlands.
Adaptiert aus dem Englischen von Phoenix Hanzo.