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KonflikteUkraine

UN planen Hilfe von 100 Millionen Dollar für Ukraine

17. Juli 2024

In der Ukraine müssen zerstörte Häuser wiederaufgebaut werden - und es fehlen Schutzbunker für die Zivilbevölkerung. An der Front gibt das ukrainische Militär unter russischem Druck weitere Stellungen auf.

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Filippo Grandi, Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen
"Auch künftig Mittel mobilisieren": UN-Flüchtlingskommissar Filippo Grandi stellt sich demonstrativ an die Seite des von Russland angegriffenen Landes (Archivbild)Bild: Sergei Supinsky/AFP/Getty Images

UN-Flüchtlingskommissar Filippo Grandi hat in der Ukraine ein neues Hilfspaket in Höhe von 100 Millionen US-Dollar (rund 93 Millionen Euro) angekündigt. Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen unterstütze damit die Vorbereitungen auf den Winter. Das UNHCR stehe weiter an der Seite des von Russland angegriffenen Landes, um Vertriebenen oder anderweitig vom Krieg Betroffenen zu helfen, sagte Grandi bei einem Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in Kiew. Es war sein fünfter Besuch seit Kriegsbeginn.

Porträt vom ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj
"Unterstützung darf nicht enden": Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist bemüht, weitere Hilfen für sein Land zu organisieren (Archivbild)Bild: Sergei Supinsky/AFP/Getty Images

Selenskyj dankte für die Unterstützung, die angesichts der Zerstörungen an der Energieinfrastruktur dringend nötig sei und die auch künftig nicht enden dürfe. Nur dann könnten zerstörte Häuser wiederaufgebaut und Schutzbunker in Schulen und Krankenhäusern eingerichtet werden. Dies gebe den geflohenen Ukrainern die Sicherheit, wieder nach Hause zurückkehren zu können.

"Kein Ort sollte besser geschützt werden"

Grandi machte sich ein Bild von der Kinderklinik in Kiew, die in der vergangenen Woche bei einem Angriff zerstört worden war. "Kein Ort sollte besser geschützt werden als ein Krankenhaus für Kinder", sagte Grandi. "Dennoch wurde es am 8. Juli von einer Rakete getroffen." Wie inzwischen bekannt wurde, stellt Deutschland für den Wiederaufbau zehn Millionen Euro bereit.

Trümmerhaufen vor dem Kinderkrankenhaus in Kiew
Klinik in Trümmern: Eines der größten Kinderkrankenhäuser in Kiew nach dem Beschuss in der vorigen Woche (Archivbild)Bild: Sergei Supinsky/AFP/Getty Images

Die Mittel würden eingesetzt, um die medizinische Einrichtung rasch wieder einsatzfähig und winterfest zu machen, berichtet die "Rheinische Post" unter Berufung auf das Bundesentwicklungsministerium. Dies umfasse Reparaturen und Instandsetzungsmaßnahmen an Fassaden, in Behandlungsräumen und an der Technik zur Strom- und Wärmeversorgung.

Ressortchefin Svenja Schulze erklärte, die Zerstörung des Kinderkrankenhauses zeige, "wie rücksichtslos und menschenverachtend Russland diesen Angriffskrieg führt". In der Klinik waren vor dem Beschuss rund 20.000 Kinder jährlich behandelt worden, viele von ihnen mit Krebsleiden.

Kiews Militär räumt Stellungen im Süden und Südosten

Die ukrainische Armee musste nach inoffiziellen Berichten derweil Stellungen bei Krynky im südlich gelegenen Gebiet Cherson und Uroschajne im Gebiet Donezk im Südosten unter russischem Druck aufgeben. In beiden Siedlungen hätte es aufgrund großer Zerstörungen keinen Sinn mehr ergeben, die Positionen zu halten, wurden Quellen im Generalstab in ukrainischen Medien zitiert.

Uroschajne war im vorigen Jahr noch zurückerobert worden, was als symbolischer Erfolg der ukrainischen Gegenoffensive galt. Die Kämpfe um Krynky am Südufer des Flusses Dnipro wiederum waren von Anfang an als aussichtslos kritisiert worden.

Ein vollkommen zerstörter Markt im ukrainischen Cherson
Zerstörung in Cherson: Die Ukraine verteidigt sich seit mehr als zwei Jahren gegen die russische Invasion (Bild der ukrainischen Streitkräfte)Bild: picture alliance/Anadolu

Russland hatte am Dienstag bekanntgegeben, wegen anhaltender Angriffe der ukrainischen Armee werde der Zugang zu 14 Dörfern in der Region Belgorod beschränkt. Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow erklärte, es müssten "maximale Sicherheitsmaßnahmen" ergriffen werden.

Alle Bewohner hätten die betroffenen Gebiete zu verlassen; es werde Ausgleichszahlungen für die Kosten einer Ersatzwohnung geben. Der Zutritt werde nur volljährigen Männern erlaubt, die Schutzwesten und Helme trügen und in gepanzerten Fahrzeugen unterwegs seien. In der vergangenen Woche waren in der russischen Grenzregion bei ukrainischen Angriffen mehrere Menschen getötet worden.

Völkerrechtswidrige Annexionen

Die Ukraine verteidigt sich seit mehr als zwei Jahren gegen die russische Invasion. Fast ein Fünftel des ukrainischen Staatsgebiets steht unter russischer Kontrolle. Der Kreml verlangt für mögliche Friedensverhandlungen die Abtretung großflächiger Gebiete, um die bisher nur teilweise eingenommenen Regionen Luhansk, Donezk, Saporischschja und Cherson komplett zu besetzen. Russland hatte die Oblaste 2022 völkerrechtswidrig annektiert.

Soldaten tragen den Sarg von Kommandant Mykola Kokhanivskyi in Kiew, der Sarg ist in eine Ukraine-Flagge gehüllt
Trauerfeier für einen Kommandeur in Kiew: Die Identifizierung vieler anderer Gefallener ist immer noch schwierig (Archivbild)Bild: Kaniuka Ruslan/Ukrinform/ABACAPRESS/picture alliance

Auf ukrainischer Seite werden infolge des Krieges inzwischen rund 42.000 Menschen vermisst. Dazu zählten Soldaten wie Zivilisten, teilte das Innenministerium in Kiew mit. Schwierig bei der Identifizierung von Gefallenen sei, dass das Verteidigungsministerium keine DNA-Proben der Soldaten nehme, die es ins Feld schicke. In anderen Sicherheitsbehörden wie Polizei, Nationalgarde oder Grenzschutz sei dieses Problem mithilfe internationaler Partner und des Roten Kreuzes dagegen weitgehend gelöst worden.

Nach Angaben des UNHCR gibt es in der Ukraine etwa 9,7 Millionen Vertriebene, rund sechs Millionen davon befinden sich im Ausland. Vor allem in den besonders umkämpften Regionen im Süden und Osten mussten viele Menschen ihre Heimat verlassen. Dort sind mehrere Städte völlig zerstört.

jj/se (dpa, afp, rtr)