"Parasite" gewinnt Goldene Palme in Cannes
25. Mai 201921 Filme waren im Wettbewerb um die Goldene Palme vertreten und nicht wenige Experten rechneten mit einem glücklichen Ende für die angetretenen Altmeister des Regiefachs. Am Schluss entschied sich die Jury jedoch für den Film "Parasite" des Südkoreaners Bong Joon-ho. Spannend und überraschend - so zeigte sich die gesellschaftskritische Tragikomödie, die in der zweiten Festivalwoche lief und da bereits viel Lob erhielt.
Mit leeren Händen muss Quentin Tarantino in die USA zurückfliegen. Vor 25 Jahren hatte er die Goldene Palme für "Pulp Fiction" erhalten. Sein neuer Streifen, "Once upon a time in Hollywood", konnte die Jury nicht überzeugen. Da half auch die Starbesetzung mit den ebenfalls in Cannes anwesenden Schauspielern Leonardo Di Caprio und Brad Pitt nichts.
"Leid und Herrlichkeit" für Almodovar und Banderas
Auch Pedro Almodovars Arbeit wurde wieder nicht prämiert. In seiner Glasvitrine steht nach dem mittlerweile sechsten Filmbeitrag immer noch keine Goldene Palme und diese Bilanz wurde auch durch sein neues Werk nicht verändert. "Leid und Herrlichkeit" lief in Almodovars Heimat Spanien bereits an, ohne Begeisterungsstürme ausgelöst zu haben. Ähnlich verlief es auch in Cannes.
Lediglich Antonio Banderas' Leistung in "Leid und Herrlichkeit" wurde gewürdigt. In dem autobiographisch geprägten Film spielt er den Drehbuchautor und Regisseur. Die beiden sind seit 40 Jahren befreundet.
Beste Darstellerin wurde Emily Beecham für ihre Rolle in "Little Joe". Die österreichische Regisseurin Jessica Hausner wirft in dem Film Fragen nach unserem Umgang mit vermeintlich großartigen Neuerungen auf. Beecham spielt darin eine Botanikerin, der Zweifel an ihrer jüngsten Züchtung, einer Pflanze namens "Little Joe", bringen.
Phantastischer Film aus dem Senegal bekommt Großen Preis der Jury
Als zweit wichtigster Preis in Cannes gilt der Große Preis der Jury. Dieser ging an "Atlantics" von Mati Diop, eine Französin mit senegalesischem Hintergrund. In dem in Senegal gedrehten Film soll eine junge Frau mit einem ihr unbekannten Mann verheiratet werden, obwohl sie einen anderen liebt. Die 36-jährige Diop erzählt dies aber nicht als Drama, sondern als Märchen mit traumartigen Sequenzen. "Der Film hat uns sehr berührt", sagte Jurymitglied Elle Fanning.
Für Diop ist der Preis ein großer Erfolg: Das Werk ist ihr Spielfilmdebüt und sie wurde damit auf Anhieb in den Wettbewerb eingeladen. Sie ist außerdem die erste schwarze Frau in der Cannes-Geschichte, die das geschafft hat. Ein großer Triumph für Diop - und für junge Frauen in der Filmbranche.
Regie-Preis für Dardenne-Brüder
Den Preis für die beste Regie erhielt das belgische Brüderpaar Jean-Pierre und Luc Dardenne. In "Young Ahmed" erzählen sie die Geschichte der Radikalisierung eines jungen Moslems und gewinnen damit bereits zum dritten Mal einen Preis in Cannes.
Der Preis der Jury wurde zwei Mal vergeben: Er ging zu gleichen Teilen an das Sozialdrama "Les Misérables" des jungen Franzosen Ladj Ly sowie an die Gesellschaftssatire "Bacurau" der Brasilianer Kleber Mendonça Filho und Juliano Dornelles.
Über den Gewinner der Palme d'or entschied in diesem Jahr eine Jury aus fünf Männern und vier Frauen - angeführt vom mexikanischen Regisseur Alejandro González Iñarritu, der den begehrten Preis selbst allerdings nie erhalten hat. Weitere Mitglieder der Jury waren unter anderem die Filmemacher Robin Campillo und Giorgos Lanthimos, sowie die Schauspielerinnen Elle Fanning und Maimouna N'Diaye.
Im vergangenen Jahr durfte der Japaner Hirokazu Koreeda die Goldene Palme mit nach Hause nehmen. Shoplifters, sein Film über eine Patchworkfamilie aus dem japanischen Prekariat, gewann nach dem großen Erfolg in Cannes weitere nationale und internationale Preise.
djo/hf (afpe, dpa, rtre)