Archäologen entdecken ältesten Runenstein der Welt
17. Januar 2023Die Runenschrift wurde von den Germanen verwendet und ist die älteste bekannte Form des Schreibens in Skandinavien. Von ihnen wurde von Beginn der Zeitrechnung über die Wikingerzeit bis hin ins späte Mittelalter rege Gebrauch gemacht. Der gefundene Stein ist den Angaben der norwegischen Archäologen zufolge rund 2000 Jahre alt und damit mehrere Hundert Jahre älter als bisher bekannte Runensteine. Der Block aus braunem Sandstein wurde in einem Gräberfeld entdeckt, das im Herbst 2021 in der Nähe des Sees Tyrifjorden nordwestlich von Norwegens Hauptstadt Oslo freigelegt wurde, wie das Kulturhistorische Museum in Oslo am Dienstag mitteilte.
Stein ist ein "Traum für Runologen"
Mit Hilfe von Radiokarbon-Untersuchungen an Knochen- und Holzresten, die in einem Grab neben dem Stein gefunden wurden, konnte deren ungefähres Alter bestimmt werden. Demnach sind die Runen in den Jahren 1 bis 250 nach Christus in den Stein geritzt worden. Die Entdeckung ist laut dem Museum "ein Traum für Runologen". Die Runologie erforscht die Runenschrift, um daraus Erkenntnisse über Kultur- und Sprachgeschichte der Wikinger zu ziehen.
Runensteine sind mit Inschriften versehene Steine, die meist auf Gräbern aufgestellt wurden - vor allem während der Wikingerzeit. Auf dem 31 mal 32 Zentimeter großen Sandsteinblock von Tyrifjorden ist die Inschrift "Idiberug" zu lesen, die womöglich die dort begrabene Person würdigen sollte. "Der Text bezieht sich möglicherweise auf eine Frau namens Idibera und die Inschrift könnte 'Für Idibera' bedeuten", sagte die Runologin Kristel Zilmer. Es stehe jedoch noch viel Forschungsarbeit bevor.
Alter des Runensteins übertrifft bisherigen Forschungsstand
Nach Angaben des Museums ist der Runenstein eines der ersten Beispiele für Wörter, die schriftlich in Skandinavien aufgezeichnet wurden. Bisher galten in Norwegen und Schweden gefundene Steine aus den Jahren 300 bis 400 nach Christus als die ältesten Runensteine. Der "Traum"-Stein ist vom 21. Januar bis 26. Februar im Kulturhistorischen Museum in Oslo zu sehen.
tl/so (mit Agenturen)