1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Neuer Rekord für Erdtemperatur 2017

6. November 2017

Die Erde erwärmt sich dramatisch. 2017 wird wieder eines der drei heißesten Jahre seit Beginn der Wetteraufzeichnung. Im Vergleich zur vorindustriellen Zeit ist es schon etwa 1,1 Grad wärmer geworden.

https://p.dw.com/p/2n8kF
Afrika Kenia Dürre
Bild: picture alliance/dpa/epa/S. Morrison

Zum Auftakt der Welt-Klimakonferenz präsentierte die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) am Montag in Bonn ihren neuesten Bericht zur Erwärmung der Erdatmosphäre. Mit einer großen Wahrscheinlichkeit wird 2017 wieder eines der heißesten Jahre seit Beginn der Wetteraufzeichnung sein.

Nach vorläufigen Daten der WMO lag die durchschnittliche globale Erdtemperatur von Januar bis September 2017 etwa 1,1 Grad Celsius über der vorindustriellen Zeit um ca. 1850.

Aufgrund des El Niño -Ereignisses im tropischen Pazifik mit zusätzlichem Wärme-Schub war zwar 2016 das bisherige Rekordjahr. Zieht man jedoch dieses El Niño–Ereignis ab, dürfte "2017 wird mit Sicherheit das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen ohne ein El Niño-Ereignis sein", erklärt Klimaforscher Stefan Rahmsdorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung im DW-Interview.

Klimakonferenz COP23
Bild: DW/G. Rueter

Zu den wärmsten Jahren seit Beginn der Wetteraufzeichnungen gehören laut WMO die Jahre 2015, 2016 und 2017. "Die letzten drei Jahre waren die Jahre mit den Temperaturrekorden. Dies ist Teil einer langfristigen Erwärmung", sagte WMO-Generalsekretär Petteri Taalas auf der Klimakonferenz in Bonn. "Wir haben außergewöhnliches Wetter miterlebt: Temperaturen von 50 Grad Celsius in Asien, rekordverdächtige Hurrikane in rascher Folge in der Karibik und im Atlantik bis nach Irland, verheerende Monsun-Überschwemmungen bei Millionen von Menschen und eine unerbittliche Dürre in Ostafrika."

Globale Meeres- und Erdoberflächen-Temperaturanomalien von 1880 - 2016 in °C Infografik DEU

CO2-Konzentration wie vor über drei Millionen Jahren

Viele dieser Ereignisse „tragen das eindeutige Zeichen des Klimawandels, verursacht durch erhöhte Treibhausgaskonzentrationen durch menschliche Aktivitäten", sagte Taalas in Bonn. In Genf hatte Taalas eine Woche zuvor bereits einen alarmierenden Bericht zum Rekordanstieg von Treibhausgasen in der Atmosphäre vorgelegt. Wie nie zuvor seit Beginn der Messungen stieg die Konzentration von CO2 in der Atmosphäre an, auf inzwischen über 403 Teilchen pro Millionen Teilchen (ppm).

1996 lag die Konzentration noch bei 362 ppm und vor dem Beginn der Industrialisierung mindestens 800.000 Jahre lang bei 280 ppm. Nach Angaben der WMO gab es eine so hohe CO2-Konzentration in der Atmosphäre wie heute zuletzt vor drei bis fünf Millionen Jahren. Damit verbunden war eine Temperaturerhöhung von zwei bis drei Grad, geschmolzenes Eis in Grönland und der West-Antarktis und ein 10 bis 20 Meter höherer Meeresspiegel.

Mahnung zum schnellstmöglichen Handeln

Der WMO-Bericht über den Zustand der Erderwärmung ist zugleich eine Aufforderung schnellstmöglich zu handeln, um die Zunahme von klimabedingten Katastrophen abzubremsen.

Ziel müsse es sein, die CO2-Emissionen durch die Verbrennung von fossilen Energien in den kommenden zwei Jahrzehnten weltweit möglichst schnell auf Null zu senken, damit die CO2-Konzentration in der Atomsphäre nicht mehr steigt.

Infografik CO2 Emissionen müssen sinken (Sperrfrist: 28.06.2017 19:00:00) DEU
Um die globalen Klimaziele noch zu erreichen, müssen der CO2-Emissionen sehr schnell sinken.

Diese Konzentration ist maßgeblich für den Treibhauseffekt verantwortlich. Besonders problematisch bei CO2 ist, dass das Gas sehr langlebig ist, sich immer weiter anreichert und in der Atomsphäre kaum abgebaut wird. So führt es zu immer weiteren Temperaturerhöhungen. "Das heißt, wir füllen die Atmosphäre mit CO2, so wie man eine Badewanne mit Wasser füllt. Das kumuliert sich einfach", erklärt Rahmstorf.

Mit dem zunehmenden Treibhauseffekt sind laut WMO zahlreiche negative Aspekte verbunden. So schmelzen Gletscher und das Eis an den Nord- und Südpolen nimmt kontinuierlich ab. Das lässt den Meeresspiegel ansteigen. Insgesamt erwärmen sich so die Meere, zudem werden sie durch die Absorption von CO2 saurer und auch der Golfstrom könnte durch das schmelzende Eis beeinträchtigt werden.

Klimakonferenz COP23
Bild: DW/G. Rueter

"Diese Ergebnisse unterstreichen die steigenden Risiken für Menschen, Volkswirtschaften und das Leben auf der Erde, wenn wir nicht die Ziele und Ambitionen des Pariser Abkommen verfolgen", sagte UN-Klimasekretärin Patricia Espinosa bei der Vorstellung des Berichts.

Das Klimabkommen sieht vor, dass die Erderwärmung deutlich unter zwei Grad gehalten werden soll, möglichst unter 1,5 Grad.

Zugleich gibt sich Espinosa optimistisch, dass die Ziele mit gemeinsamen und entschiedenen Anstrengungen der Weltgemeinschaft noch erreicht werden können.

"Es gibt beispiellose und sehr willkommene Impulse bei Regierungen, aber auch bei Städten, Staaten, Regionen, Unternehmen und der Zivilgesellschaft", sagte Espinosa. "Bonn 2017 muss der Startschuss für den nächsten, höheren Ehrgeiz aller Nationen und aller Gesellschaftsbereiche sein, um die Gefahren der Zukunft zu minimieren und die Chancen eines frischen, zukunftsorientierten und nachhaltigen Entwicklungspfades zu maximieren."

Rueter Gero Kommentarbild App
Gero Rueter Redakteur in der Umweltredaktion