Machtdemonstration in Moskau
24. Juni 2020Schon seit Tagen hatte sich Präsident Wladimir Putin als Oberbefehlshaber der Atommacht Russland in Szene gesetzt. Zum 75. Jahrestag des Sieges der Sowjetunion über Hitler-Deutschland eröffnete er eine große Militärkirche. Zudem schrieb er einen Aufsatz über die Lehren des Zweiten Weltkrieges. Und nun trotz Corona-Pandemie der Höhepunkt des Kriegsgedenkens: die größte Militärparade der russischen Geschichte.
"Es ist unmöglich sich vorzustellen, wie die Welt geworden wäre, wenn die Rote Armee sie nicht verteidigt hätte", sagte Putin. Die sowjetischen Soldaten "haben Europa von den Invasoren befreit, der Tragödie des Holocaust ein Ende gemacht und das deutsche Volk vor dem Nazismus, dieser tödlichen Ideologie, gerettet", stellte er vor den Truppen fest. Es sei "unsere Pflicht, dies in Erinnerung zu behalten".
In Parade-Uniform marschierten 13.000 Soldatinnen und Soldaten ohne Schutzmasken dicht an dicht vor internationalem Publikum über den Roten Platz. Angereist waren Vertreter etwa aus China, Indien, der Mongolei und Serbien. Von den einst 15 früheren Sowjetrepubliken waren 10 vertreten, darunter die Staatschefs von Weißrussland, Alexander Lukaschenko, von Kasachstan, Kassym-Schomart Tokajew, und sein Kollege aus Tadschikistan, Emomali Rachmon.
Viele Gäste auf der Tribüne trugen keinen Mund-Nasen-Schutz. Der deutsche Botschafter Géza Andreas von Geyr war einer der wenigen mit einer Maske - in Schwarz. Alle Teilnehmer der Parade mussten sich Corona-Tests unterziehen, um dabei sein zu dürfen. Unter den Zehntausenden Schaulustigen in der russischen Hauptstadt, die entlang der Absperrungen die Parade aus der Ferne verfolgten, waren ebenfalls nur wenige mit Schutzmasken unterwegs.
Die Waffenschau mit Panzern, Raketen und Flugzeugen war ursprünglich für den 9. Mai geplant. Sie wurde aber wegen der Corona-Pandemie auf den 24. Juni verleg, dem Datum, an dem es vor 75 Jahren die erste Siegesparade auf dem Roten Platz gab.
Mehr als 200 Panzer und Fahrzeuge mit Atomwaffen und Interkontinentalraketen rollten bei der Jubiläumsschau über dem Roten Platz. Die Parade war zugleich eine Machtdemonstration Russlands. Gezeigt wurden etwa das modernisierte Flugabwehrsystem Panzir-SM, das Luftabwehrsystem S-350 und der Schützenpanzer BMP Armata. Aber auch historische Panzer wie der berühmte T-34 aus der Kriegszeit fuhren durch Moskau.
uh/ww (dpa, afp, rtr)