Münchhausen
25. Juni 2010Im Schloss von Baron Münchhausen lauschen interessierte Zuhörer den tolldreisten Geschichten des Hausherrn. Er erzählt von einem Münchhausen, der die verrücktesten Abenteuer erlebte, gefährliche Duelle überstand, Prinzessinnen befreite, von einem Hexenmeister die ewige Jugend geschenkt bekam, der sogar auf einer Kanonenkugel geritten ist und mit einem Heißluftballon den Mond erreichte. Die Gäste sind fasziniert, halten das alles aber für ausgesprochene Lügengeschichten.
Die UFA macht Fantasy
"Münchhausen" von Regisseur Josef von Báky ist episodisch angelegt, der Rahmenhandlung mit dem erzählenden Baron (alias Hans Albers) folgen die einzelnen, verrückten und phantastischen Abenteuer Münchhausens. Dabei entwickelt der Film eine geradezu uferlose Fabulierlust mit einem schwindelerregenden Sog aus märchenhaften Geschichten. Fantasy nennt man das heute, für die UFA war diese 1943 uraufgeführte und auch im Ausland gefeierte Produktion nicht nur der Jubiläumsfilm zum 25jährigen Filmschaffen. "Münchhausen" sollte auch zeigen, zu was Deutschland trotz des Krieges künstlerisch noch in der Lage war.
Propagandaminister Joseph Goebbels, selbsternannter "Schirmherr des deutschen Films", hatte "Münchhausen" höchstpersönlich bei der UFA in Auftrag gegeben. Gedreht wurde 1942 in den Babelsberger Studios und in Venedig. Der Film war in mehrfacher Hinsicht ein Experiment. Man arbeitete erfolgreich mit dem noch jungen Farbfilm, man realisierte kühne Trickaufnahmen mit einem völlig neuen Verfahren, man schuf eine bunte Märchenwelt mitten im Krieg.
Trotz allem: Propaganda!
"Münchhausen" ist ein Meilenstein des deutschen Kinos, man muss seine Entstehungszeit im Nazideutschland aber besonders beachten. Denn der Film ist trotz seiner heute noch sehr bunten, phantasievollen und märchenhaften Wirkung ein Nazi-Propagandafilm, Tenor: "Seht, was wir leisten können, während wir gleichzeitig gegen die ganze Welt Krieg führen." Wir wissen heute, dass der Ritt von Hans Albers auf der Kanonenkugel in Wahrheit ein Tanz auf dem Vulkan war.
Autor: Robert Bales
Redaktion: Jochen Kürten