'Die Legende von Paul und Paula'
5. Juni 2010Zwei Königskinder mitten im Sozialismus, jung, schön, wie füreinander geschaffen: Der verheiratete Staatsbeamte Paul trifft die ledige Verkäuferin Paula. Er will aus seinem tristen Ehealltag ausbrechen, sie sucht nach einer Perspektive im Leben und nach der großen Liebe. Eine leidenschaftliche Affäre beginnt, die Wirklichkeit verschwindet hinter einer Traumfassade aus Sehnsüchten und unerreichbaren Zielen. Das Ende ist bitter, die beiden Königskinder scheitern an der real existierenden Welt des Sozialismus.
Liebe contra Sozialismus
"Die Legende von Paul und Paula": Wenn das Paar, gespielt von Winfried Glatzeder und Angelica Domröse, munter durch die Betten hüpft und immer wieder von einer freien sozialistischen Zukunft träumt, dann verbreitet dieser Film ein positives Lebensgefühl, dass den harten DDR-Alltag mit einiger Ironie rosarot anmalt. Verrückt, mitunter surrealistisch, sind die Bilder, ihre Aussage: Liebe bekämpft alle Gängelungen, Liebe macht frei, auch vom Diktat der Einheitspartei. Diese von Regisseur Heiner Carow und Drehbuchautor Ulrich Plenzdorf geschickt formulierte Botschaft brachte dem Film jede Menge Ärger mit der staatlichen Zensur ein.
Seine wesentliche Wirkung, seine durchaus deutliche Kulturkritik am Leben in der DDR in den 1970er Jahren, bezieht "Die Legende von Paul und Paula" auch aus den im Film gespielten Liedern der DDR-Rockgruppe "Puhdys". Die Machthaber hätten den Film am liebsten verschwinden lassen. Die von Heiner Carow raffiniert inszenierte und sehr öffentliche Premiere sorgte 1973 allerdings dafür, dass die Massen von "Paul und Paula" erfuhren und den Film sehen wollten. Erich Honecker war damals äußerst verstimmt, musste er sich doch dem Druck der Öffentlichkeit beugen und "Die Legende von Paul und Paula" freigeben.
Der populärste Film der DEFA
Ein Film, so frisch und frech wie kaum ein anderer DDR-Spielfilm, scheinbar so wenig politisch und doch so nah dran am Leben in Ost-Deutschland. "Die Legende von Paul und Paula" ist ein Klassiker des anderen deutschen Films und sicherlich auch aufgrund seiner populären Musik einer der wenigen DEFA-Filme, der sich auch schon früh im Westen durchsetzen und ein Bild vom Leben auf der anderen Seite der Mauer zeichnen konnte.
Autor: Robert Bales
Redaktion: Jochen Kürten