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Film

Vor 20 Jahren kam "Herr der Ringe" ins Kino

10. Dezember 2021

Die Mittelerde-Saga von J.R.R. Tolkien galt lange Zeit als unverfilmbar. Doch der Neuseeländer Peter Jackson traute sich. Seine "Herr der Ringe"-Trilogie schrieb Filmgeschichte.

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Der Hobbit Frodo greift nach einem goldenen Ring
Hobbit Frodo muss den Zauberring des dunkle Lords Sauron vernichten, wenn er Mittelerde retten will Bild: picture-alliance/dpa

Das ganze Jahr 2001 warteten "Herr der Ringe"-Fans auf den Kinostart der Verfilmung des 1300 Seiten starken Romans von J.R.R. Tolkien. Der erste Trailer erschien nämlich schon im Januar und versprach ein exorbitantes Fantasy-Spektakel mit Drachen, Monstern und Schlachten. Im Juni wurde auf den Filmfestspielen in Cannes eine 26-minütige Vorschau gezeigt, die mehr als das versprach: die episch erzählte Geschichte eines kleinen menschenähnlichen Wesens, das an der Aufgabe, einen unfassbar mächtigen Ring zu zerstören und damit das Fantasie-Reich Mittelerde zu retten, fast zerbricht. Denn es muss nicht nur gegen den übermächtigen Bösewicht Sauron kämpfen, sondern auch gegen die Versuchung, die Macht des Ringes für sich zu nutzen. Ein halbes Jahr lang wurde mit dem Bild des kleinen Hobbits Frodo Beutlin, der einen goldenen Ring in den Händen hält, geworben - das machte mehr Eindruck als feuerspeiende Unholde.

Ein paar Superlative

Am 10. Dezember 2001 hatte das Warten endlich ein Ende, der erste Film der "Herr der Ringe"-Trilogie ("Die Gefährten") wurde in London uraufgeführt, kam in den Tagen danach weltweit in die Kinos und spielte bis heute 897 Millionen Dollar ein.

Frodo und Sam - zwei Hobbits verstecken sich hinter einem Felsen
Die Hobbits Frodo und SamBild: Imago/EntertainmentPictures

Teil zwei ("Die zwei Türme") folgte ein Jahr später und spülte weitere 947 Millionen Dollar in die Kinokassen. Der letzte und dritte Teil ("Die Rückkehr des Königs", 2003) brachte dann 1,15 Milliarden Dollar ein. 

Mit 30 Oscarnominierungen und insgesamt 17 Trophäen ist die Trilogie die erfolgreichste in der Filmgeschichte und hat zu weiteren Fantasy-Produktionen inspiriert, die nicht weniger beliebt waren, wie etwa zu "Die Tribute von Panem"- die Filmreihe bestand schließlich auch aus drei Teilen - oder auch dem Seriendauerbrenner "Game of Thrones".

Christopher Lee als Samuran im weißen Gewand in einem düsteren Raum
Böser Zauberer: Saruman (Christopher Lee)Bild: picture-alliance/dpa/Warner

Gescheiterte Versuche

Dabei hatte der Erfinder der Geschichte, J.R.R. Tolkien, nicht damit gerechnet, dass es jemals jemand schaffen würde, dieses Epos zu verfilmen. Er verkaufte die Rechte daran dennoch an ein unabhängiges Produktionsstudio - angeblich, damit sie nicht an den mächtigen Disney-Konzern gehen konnten, denn Tolkien gefielen die Disney-Versionen von Märchen und Sagen überhaupt nicht.

Der erfolgreiche Produzent Saul Zaentz ("Einer flog übers Kuckucksnest", "Amadeus") unterstützte den ersten Versuch, "Herr der Ringe" zu verfilmen. Und zwar als Zeichentrickfilm unter der Regie von Ralph Bakshi. Doch die Geschichte hörte quasi mittendrin auf und wurde mangels Interesse nicht mehr fortgesetzt. Zwei Jahre später entstand eine Fernsehfassung des zweiten Teils als Anime, der japanischen Spielart des Zeichentrickfilms, für den japanischen und US-amerikanischen Markt.

Ein Männchen steckt sich einen goldenen Ring an den Finger
Der Hobbit findet den Ring - die sowjetische Adaption der GeschichteBild: YouTube/5TVRussia

Eine wirklich trashige Realverfilmung lief 1991 im sowjetischen Fernsehen. In einem Leningrader Studio wurde der Film "Chraniteli" gedreht, basierend auf dem Teil "Die Gefährten". Lange war der Film verschollen, bis er 2021 wiederentdeckt und auf Youtube gestellt wurde.

Ein zerzauster Typ aus Neuseeland

Schließlich zeigte ein gewisser Peter Jackson aus Neuseeland Interesse an der Geschichte. Ein Mann mit zerzausten Haaren und ungepflegtem Bart, ein Sonderling, der schon als Kind mit Super 8-Kameras herumexperimentiert und sich für Spezialeffekte begeistert hatte. Der Freunde und Familie vor die Kamera zerrte, um Kurzfilme zu drehen. Dessen erste "abendfüllende" Produktion ein Horrorsplatterfilm mit dem Titel "Bad Taste" war, mit Kettensägen, Aliens und Kannibalen - ein Werk, das etliche Fantasy- und Science Fiction-Preise erhielt. Die Filmwelt war auf den kauzigen Typen aufmerksam geworden, nachdem seine Genrefilme auf renommierten Festivals wie Cannes und Venedig liefen.

Peter Jackson, Porträt
Peter Jackson wie er leibt und lebtBild: picture-alliance/dpa/Andy Rain

Jackson hatte zusammen mit seiner Frau schon Anfang der 1990er-Jahre ein Drehbuch entworfen und konnte die Produktionsfirma "New Line Cinema" von seiner Idee und seinen Fähigkeiten überzeugen. Die gab ihm ein Budget von rund 150 Millionen Dollar. Und Jackson begann mit den Dreharbeiten in seiner Heimat. Denn in Neuseeland lagen die Landschaften, in denen Mittelerde zum Leben erweckt werden sollte, vor seiner Haustür: von lieblichen Hügelketten und fruchtbaren Tälern über eiskalte Gebirgszüge bis hin zu schroffen Felsformationen, Vulkanen und Wäldern.

Luftbild vom Dart River Valley mit dem Dart River und den umliegenden Forbes Mountains im Hintergrund
Das Dart River-Tal ist der Eingang zur Zaubererfestung Isengard Bild: picture-alliance/blickwinkel/McPHOTO/G. Streu

"Harry Potter" als direkte Konkurrenz

Zwischen dem 11. Oktober 1999 und dem 22. Dezember 2000 fanden die Dreharbeiten für die drei Filme statt, später wurden noch zusätzliche Szenen gedreht. Ein äußerst mutiges Unterfangen - denn eine Trilogie mit einem solchen finanziellen Aufwand in einem Stück abzudrehen, das war noch nie da gewesen. Sämtliche zuvor in Hollywood gedrehten Fortsetzungen wurden erst dann verwirklicht, wenn sie Erfolg versprachen, das war bei "Terminator" so, bei "Indiana Jones", selbst bei George Lucas' "Star Wars".

Zudem musste es der erste "Herr der Ringe"-Film mit der ersten "Harry Potter"-Verfilmung aufnehmen, die drei Wochen zuvor in die Kinos gekommen war und überwältigende Erfolge feierte.

Gelddruckmaschine "Herr der Ringe" 

Das alles ist Geschichte. Denn die "Herr der Ringe"-Trilogie, die letztendlich an die 270 Millionen Dollar Produktionskosten verschlungen hatte, hatte die Ausgaben schneller wieder eingespielt, als man gucken konnte.

Szene aus "Der Hobbit - Eine unerwartete Reise": Zauberer Gandalf mit Hut und magischem Gehstock
Guter Zauberer: Gandalf im AuenlandBild: Warner Bros./AP

Nicht minder erfolgreich war dann die nächste Tolkien-Verfilmung von Peter Jackson: In den Jahren 2012 - 2014 entstand die "Hobbit"-Trilogie, die etwa 60 Jahre vor den Geschehnissen in "Herr der Ringe" angesiedelt ist, in der unter anderem erzählt wird, wie der kleine Hobbit Bilbo Beutlin (Frodos Onkel) überhaupt in den Besitz des mächtigen Ringes gekommen ist. Auch diese drei Filme spielten knapp drei Milliarden Dollar ein. Amazon will nun auch ein Stück vom Kuchen abbekommen und zeigt ab September 2022 eine Serie, deren Geschichte noch weiter zurück in die Vergangenheit reicht - mit einigen bekannten Gestalten und einem noch böseren Bösewicht als dem schrecklichen Sauron aus der "Herr der Ringe"-Trilogie.

Mit dem Wohnmobil zum Schicksalsberg

Eine weitere Geldquelle, die aus dem Filmgeschäft nicht mehr wegzudenken ist, ist bis heute das Merchandising, vom Plüsch-Gollum bis zum Reiseführer.

Mount Ngauruhoe schneebedeckt, rot angestrahlt vom Sonnenaufgang
Der "Schicksalsberg" Mount Ngauruhoe im frühen MorgenlichtBild: picture-alliance/blickwinkel/K. Irlmeier

In Neuseeland brach mit dem Erfolg der Filme ein wahrer Tourismus-Boom aus - bis heute buchen begeisterte Fans Rundreisen zu den Hot Spots. Das Dorf Hobbingen bei Matamata auf der Nordinsel wird, seitdem es für die Dreharbeiten gebaut worden war, konserviert, gehegt und gepflegt.

Auch der sogenannte Schicksalsberg ist ein Touristenmagnet: Mitten im Tongariro Nationalpark - ebenfalls auf der Nordinsel - erhebt sich der Mount Ngaurohoe. Die Faszination für die Geschichte, ihre Verfilmung und die Drehorte ist auch 20 Jahre nach der Uraufführung nicht verflogen. "Herr der Ringe" ist und bleibt eben zeitlos.

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Silke Wünsch Redakteurin, Autorin und Reporterin bei Culture Online