Der Hobbit, Teil 3
10. Dezember 2014Es hatte bereits einige enttäuschende Versuche gegeben, die Fantasy-Geschichten des J.R.R. Tolkien zu verfilmen. Doch erst als Peter Jackson - ein Regisseur aus Neuseeland, der sich bisher mit Horror- und Splatterfilmen einen Namen gemacht hatte - die Rechte an den Tolkien-Büchern bekam, zeigte sich: Mit dem richtigen dramaturgischen Händchen und einem angemessenen Budget kann es klappen. Und so begann 2001 eine beispiellose Erfolgsgeschichte.
Die "Herr der Ringe"-Reihe (2001 bis 2003) setzte weltweit gut drei Milliarden US-Dollar um, war 30 Mal für den Oscar nominiert und hat ihn auch 17 Mal gewonnen. Neuseeland erfuhr einen Touristenboom - die Fans wollten die Drehorte sehen, die Landschaften, in denen die meisten Szenen aus "Mittelerde" entstanden sind.
Aus einem kleinen Buch wird ein großer Mehrteiler
Richtige Tolkien-Fans, darunter auch Peter Jackson, kennen nicht nur die "Ringe"-Trilogie. Denn die Geschichte beginnt eigentlich schon viel früher, im Auenland, der Heimat der Hobbits. Dort wird Bilbo Beutlin vom Zauberer Gandalf aufgesucht, um mit ihm und zwölf Zwergen in ein Abenteuer zu ziehen, in dem ein ziemlich böser Drache getötet werden muss, der dem Zwergenvolk ihre Heimat und ihren unermesslichen Schatz geraubt hat.
Auf seiner Reise begegnet Bilbo vielen Wesen, die später auch in der Ringe-Trilogie auftauchen: Er lernt das Elbenvolk kennen und muss sich gegen die schrecklichen Orks durchsetzen. Außerdem trifft er auf das Höhlenwesen Gollum, bei dem er den Ring des Sauron findet, der in der späteren Geschichte die Hauptrolle spielen wird.
Die Abenteuer des Bilbo Beutlin werden in dem Buch "Der kleine Hobbit" auf gut 330 Seiten erzählt - die späteren "Herr der Ringe"-Romane sind vier mal so lang. Trotzdem holt Jackson aus dem verhältnismäßig dünnen Buch einen weiteren Dreiteiler heraus, der aus drei abendfüllenden Blockbustern besteht. Um die zu füllen, bleibt er aber nicht immer an der Originalgeschichte dran – eingefleischte Tolkien-Fans dürfte das erschüttern.
Fans fühlen sich direkt zu Hause
Schon im ersten Teil "Eine unerwartete Reise" (2012) wird viel gerannt, geflohen, gekämpft, geschlachtet. Viele Settings sind den Ringe-Fans bekannt: Regisseur Jackson greift auf schon Vorhandenes zurück – zum Beispiel Beutlins Heimatdorf oder das "Bruchtal", die Heimat der Elben. Auch viele bekannte Figuren sind dabei – der Elbenkönig Elrond, der schöne Legolas, die weise Galadriel. Und natürlich sehen wir das Wesen Gollum wieder, das den mächtigen Ring vor Jahrhunderten gefunden hat und über den Fund wahnsinnig geworden ist.
Im zweiten "Hobbit"-Teil, "Smaugs Einöde", geht die abenteuerliche Reise der Gruppe weiter. Nach wie vor ist das Ziel der "Einsame Berg", die Heimat der Zwerge. Sie begegnen auch hier tödlichen Gefahren, werden von Riesenspinnen gefangen genommen, von Orks angegriffen. Immer wieder schafft es Bilbo mit Hilfe des Rings, die Truppe aus scheinbar ausweglosen Situationen zu befreien. Am Ende kommen sie im Zwergenreich an, Bilbo schleicht sich in die Hallen hinein und weckt dabei den Drachen Smaug, der sich in der Schlussszene anschickt, eine ganze Stadt zu vernichten.
Materialschlacht und Kriegsgeschrei
Schließlich beginnt der dritte Teil, "Die Schlacht der fünf Heere", mit einer wahren Apokalypse - Smaug brennt die Seestadt nieder, die zu Füßen des Einsamen Berges liegt. Währenddessen nehmen die Zwerge wieder Besitz von ihrem einst so mächtigen Reich. Und vor den Toren der Zwergenheimat bahnt sich ein Krieg an, ein Kampf zwischen Gut und Böse, der in einer Schlacht gipfelt, an dem fünf Heere beteiligt sind.
Hier, in diesem dritten Teil der Hobbit-Reihe, sehen wir wieder die monumentalen Kampfszenen, die die spätere Ringe-Trilogie wie ein roter Faden durchziehen. Nur noch realistischer, noch brachialer, noch technisch ausgereifter. "Die Schlacht der fünf Heere" könnte mal wieder ein Kandidat für den Special-Effects-Oscar sein. Gleichzeitig ist es der kürzeste Film aus der Reihe: Gesprochen wird nicht allzuviel – am meisten zu hören sind Sätze wie "Tötet sie!", "Schlachtet sie!" oder "Vernichtet sie!" – dafür wird umso mehr gekämpft.
Schon bei der Weltpremiere in London Anfang Dezember waren die Meinungen geteilt: Auf der einen Seite ein Leckerbissen für Freunde epischer Schlachten, für andere hätte es ruhig etwas weniger klirren können. So schreibt der Kritiker des Londoner Guardian, er habe nach dieser "ausgiebigen Dosis von Jacksons patentierter Mittelerde-Hirnzertrümmerung" den Kinosaal mit etwas schwirrendem Kopf verlassen.
Anschluss perfekt
Am Ende des Films wird es sehr viel ruhiger; Bilbo kehrt in sein Haus zurück, wo er Pfeife rauchend und Geschichten schreibend älter wird. Jetzt bekommen wir auch den Anschluss der Hobbit-Filme an die Herr der Ringe-Reihe, die 60 Jahre später beginnt: Der alte Bilbo Beutlin übergibt seinem Neffen Frodo den Ring, der sich dann auf den Weg macht, um zusammen mit dem Zauberer Gandalf und vielen weiteren Gefährten gegen den dunklen Sauron in den Kampf zu ziehen.
Eigentlich ist dem ja nichts mehr hinzuzufügen. Die Geschichten, die Tolkien über Hobbits, Elben und Orks geschrieben hat, sind erzählt. Die Filmreihen gehören zu den erfolgreichsten aller Zeiten. Dass man Geschichten bis ins Letzte und darüber hinaus ausquetschen kann, und das über viele Jahrzehnte hinweg, zeigen die Starwars-Filme. Zwischen 1977 und 1983 entstand die erste Trilogie, die zweite folgte 1999 bis 2005. In gut einem Jahr wird ein weiterer Teil in die Kinos kommen: In Starwars VII treffen wir wieder auf Luke Skywalker, Prinzessin Leia und Han Solo. Alle diese Rollen sind besetzt mit den Originalschauspielern – die also alle auch um 40 Jahre gealtert sind. Wer weiß, was dem Starwars-Macher George Lucas danach noch einfällt.
Den Verfilmungen der Tolkien-Geschichten ist zu wünschen, dass mit dem dritten Teil der Hobbit-Trilogie nun auch Schluss ist. Peter Jackson jedenfalls sieht alle sechs Teile zusammen als Ganzes. Das hat er mit seinen Figuren, der Musik und den Szenenbildern tatsächlich geschafft.