Nominierte für Golden Globes stehen fest
3. Februar 2021Sie gelten als Stimmungsbarometer für den Oscar. Wer einen Golden Globe gewinnt, kann sich in diesem Jahr zwei Monate später auch Hoffnungen auf Hollywoods renommierte Trophäe machen. Normalerweise werden Golden Globes-Gewinner Anfang Januar bekanntgegeben, doch pandemiebedingt hat sich der Termin nach hinten verschoben. Die Organisatoren folgten damit dem Beispiel der Oscars, die ihre Preisverleihung zwei Monate später als geplant auf den 25. April 2021 terminiert haben. Die Gala zu den Globes in Beverly Hills soll - höchstwahrscheinlich als Live-Schalte - am 28. Februar stattfinden.
Wie in Zeiten von Corona nicht anders zu erwarten, fanden auch die Nominierungen in insgesamt 25 Kategorien in diesem Jahr virtuell statt. Eine Jury aus internationalen Journalistinnen und Journalisten, die in Hollywood arbeiten, kürt auch diesmal die Kandidaten bei den 78. Golden Globes. Anfangs bekamen nur Leinwandproduktionen einen Preis, seit 1956 werden - anders als bei den Oscars - auch Fernsehsendungen ausgezeichnet.
Viele starke Filme im Rennen
Zu den Favoriten gehörte bei den Filmen im Vorfeld auch"Da 5 Bloods" von Regisseur Spike Lee: Vier afroamerikanische Veteranen kehren nach Vietnam zurück, um einen gefallenen Kameraden zu ehren und seine Überreste zu bergen. Das Werk ging bei den Nominierungen leer aus, ebenso wie Sofia Coppolas"On the Rocks", das von einer Frau erzählt, die sich von ihrem Ehemann betrogen fühlt und ihrem Vater (gespielt von einem glänzend aufgelegten Bill Murray) ihr Herz ausschüttet.
Der Franzose Florian Zeller hingegen hat mit "The Father" - und einem starken Anthony Hopkins als demenzkrankem Sturkopf in der Hauptrolle - immer noch gute Chancen auf einen Award, ebenso wie der Film der in den USA lebenden Chinesin Chloé Zhao: Sie erzählt in "Nomadland"die Geschichte einer Frau (dargestellt von der zweifachen Oscar-Preisträgerin Frances McDormand), die 2008 nach der wirtschaftlichen Rezession in ihrer Heimstadt im Wohnwagen in ein neues Leben aufbricht. Das Drama gewann schon bei den Filmfestspielen in Venedig den Goldenen Löwen. "Mank" gehört ebenfalls zu den Topfavoriten und wurde gleich in sechs Kategorien nominiert. Gary Oldman verkörpert in der Netflix-Produktion Herman Mankiewicz, den Mann, der das Drehbuch für den Film "Citizen Kane" mit Orson Wells schrieb. Und noch ein preiswürdiger Kandidat: der Gerichtsthriller "The Trial of the Chicago 7". Der hochgehandelte Film "Ma Rainey's Black Bottom", eine Geschichte über Blues-Musiker in den 1920-er Jahren, schaffte es nicht in den Kreis der Nominierten.
Als beste nicht-englischsprachige Filme gehen "Der Rausch" aus Dänemark, "Du hast das Leben vor Dir" (Italien) und "Wir beide" (Frankreich) ins Rennen.
Mini-Serien-Gewinner 2021 ist "Unorthodox"
Das Pandemie-Jahr hat Streamingdiensten wie Netflix und Amazon Prime noch mehr Zulauf beschert, als sie ihn ohnehin schon vor dem Lockdown hatten. Selbst eingefleischten Kinogängern blieb nicht anders übrig, als Filme auf dem heimischen Sofa anzuschauen. Und sind dabei vielleicht auch auf den Serien-Geschmack gekommen.
Die achtteilige Netflix-Produktion "Bridgerton" bricht derzeit alle Rekorde. Innerhalb von 28 Tagen streamten weltweit 82 Millionen Haushalte die romantische Geschichte um die Londoner High Society im frühen 19. Jahrhundert . Ein heißer Favorit also auf einen Award in der Kategorie "Serien". Aber auch die Serienhits "The Crown", "Schitt's Creek" oder "Das Damengambit" hatten gute Chancen auf den Sieg. In Deutschland machte sich Maria Schrader mit "Unorthodox" Hoffnung. Bereits bei den Emmy Awards durfte sie in der Kategorie "Beste Regie einer Miniserie" jubeln, und auch diesmal ließ sie die große Konkurrenz am Ende hinter sich und kann sich über gleich zwei Nominierungen freuen; für die beste Mini-Serie und in der Kategorie "Beste Schauspielerin". Shira Haas verkörpert unter Schraders Regie die Jüdin Esther, von allen "Esty" genannt, die aus einer strengreligiösen Gemeinschaft ausbricht und ein neues Leben beginnt.
Nominiert für ihr Schauspiel
Und noch einer Deutschen zollt Hollywood Tribut: Die erst 12-jährige Helena Zengel, die an der Seite von Tom Hanks im Western "Neues aus der Welt" brilliert, wurde als beste Nebendarstellerin nominiert. Man kennt das Nachwuchstalent als rebellisches und traumatisiertes Mädchen in "Systemsprenger" - ein Drama, das acht Deutsche Filmpreise einheimste und auch schon für den Auslands-Oscar gehandelt wurde.
Ansonsten gibt es bei den Nominierungen für schauspielerische Leitung die üblichen Verdächtigen: Anthony Hopkins für seine Rolle in "The Father" und Gary Oldman in "Mank" können ebenso auf einen Award hoffen wie Viola Davis ("Ma Rainey's Black Bottom"), Vanessa Kirby ("Pieces of a Woman") oder Frances McDormand.
Welche Regie ist preisverdächtig?
In der Geschichte der Golden Globes konnten sich erst fünf Regisseurinnen über eine Nominierung freuen, zuletzt Ava DuVernay 2014 für "Selma" - ansonsten wurde diese Ehre nur Männern zuteil. Das hat sich 2021 geändert: Gleich zwei Frauen sind neben David Fincher, Aaron Sorkin und Emerald Fennell auf der Liste für die beste Regie gelandet. Chloé Zhao mit "Nomadland" und Regina King mit "One Night In Miami". Branchenkenner spekulieren, dass auch Oscar-Nominierungen für die Regisseurinnen drin sein könnte.