G20-Gipfel: Was erwartet Afrika?
7. Juli 2017Beim Stichwort G20 gerät Nigerias Außenminister Geoffrey Onyeama regelrecht ins Schwärmen. Die deutsche G20-Präsidentschaft sei etwas sehr Positives, sagt er im DW-Interview: "Die Beziehungen zwischen Nigeria und Deutschland sind hervorragend." Und daran knüpft der nigerianische Chefdiplomat eine Erwartung: dass Deutschland Nigeria hilft, Mitglied der G20 zu werden. "Es ist essenziell für Nigeria, mit den wichtigen Ländern an einem Tisch zu sitzen, wenn globale Themen besprochen werden", so Onyeama.
Aktuell ist Südafrika das einzige afrikanische Mitglied der G20. Neben Präsident Jacob Zuma nehmen zudem der Vorsitzende der Afrikanischen Union, Alpha Condé, und Senegals Präsident Macky Sall als Vertreter der afrikanischen Entwicklungsinitiative NEPAD am Gipfeltreffen in Hamburg teil.
Afrika setzt auf Wirtschaftskooperationen
Bei einer Reihe afrikanischer Politiker steht das deutsche G20-Engagement hoch im Kurs. Beim Afrikagipfel in Berlin Mitte Juni lobten die anwesenden Präsidenten das Engagement der Kanzlerin. Man könnte doch gleich von einem"Merkel-Plan" für Afrika sprechen, meinte Guineas Präsident Alpha Condé. Doch hinter den freundlichen Worten stecken pragmatische Erwartungen: Die G20 haben versprochen, mehr Privatinvestitionen in Afrika zu mobilisieren. Kernstück dabei sind Investitionspartnerschaften zwischen afrikanischen Staaten, den G20 und internationalen Organisationen. Afrikanischen Regierungen hoffen, dass das mehr Jobs und Wohlstand bringt.
Auch Wirtschaftsvertreter halten den G20-Kurs für richtig. "Die Initiativen für mehr Privatinvestoren werden großen Widerhall finden", sagt Donna Nemer, Direktorin für den Bereich Kapitalmärkte an der Johannesburger Börse. "Wir können nicht erwarten, dass Entwicklungshilfe der Schlüssel zu Afrikas Entwicklung ist."
DW-User wie Mussa Kabumaye aus Tansania sehen das ähnlich. "Die Partnerschaft mit Ländern, die technologisch und wirtschaftlich stark sind, kann Afrikas Wirtschaft helfen", schreibt er auf der Facebook-Seite der Kisuaheli-Redaktion der DW. "Wenn die Politiker aus Afrika und Deutschland die gleichen ernsthaften Interessen in Bezug auf Afrika haben, kann das positiven Wandel vor allem in den Bereichen Wirtschaft und Umwelt bringen", schreibt sein Landsmann Kirati Kongoli.
Ruf nach mehr afrikanischem Engagement
Mana Sani Adamou, Bürgerrechtler aus dem Niger, ist bei diesem Thema vorsichtiger. Die G20-Initiative für Afrika klinge erst einmal gut. Doch bei bisherigen Initiativen hätten stets andere Länder oder internationale Organisationen vorgeschlagen, wie Afrika geholfen werden könne. "Die Frage ist, inwieweit die afrikanischen Länder ihre eigenen Bedürfnisse einbringen konnten", sagt Adamou im DW-Interview. Schließlich seien ursprünglich nur fünf Länder - die Elfenbeinküste, Senegal, Tunesien, Marokko und Ruanda - in die G20-Initiative eingebunden gewesen.
Adamou wünscht sich größeres Engagement von den Regierungen des Kontinents. "Es wäre interessanter gewesen, wenn die Afrikaner den G20 einen Aufbauplan oder - wie sie es gerne nennen - einen Marshallplan vorgeschlagen hätten", so Adamou. Dabei hätten sie vor allem auf eine Reform der Handelsbeziehungen drängen sollen. Von der aktuellen G20-Afrikainitiative erwartet er keine großen Impulse für Afrikas Wirtschaft.
Welche Rolle soll der Westen in Afrika spielen?
Manche afrikanische DW-User gehen noch weiter: "Westliche Staaten sollten aufhören, zu behaupten, dass sie das Glück und die Entwicklung der Afrikaner suchen, während sie lediglich ihre eigenen Interessen verfolgen", kritisiert Aziahonou Mawunyo aus Benin auf der französischen Facebook-Seite der DW. "Nur die Afrikaner können über Afrika und Entwicklung reden", schreibt Patient Paul Ngoyi aus der Demokratischen Republik Kongo. Westliche Staaten sollten Afrika ermöglichen, einen eigenen Weg zu gehen, meint er.
Andere hoffen, dass die G20 drängende politische Fragen nicht außer Acht lassen: "Ich bitte die Teilnehmer zu helfen, wahre Demokratie in den afrikanischen Ländern durchzusetzen", schreibt Symphorien Kahambwen aus der Demokratischen Republik Kongo an gleicher Stelle. "Ohne wahre Demokratie gibt es keine Entwicklung".
Mitarbeit: Gazali Abdou, Hilke Fischer, Ubale Musa