Dalai Lama verurteilt IS-Terror
23. August 2014Mit einem Appell zum verstärkten Einsatz für den globalen Frieden hat der Dalai Lama seinen Besuch in der Hansestadt offiziell begonnen. "Jeden Tag sehen wir im Fernsehen schreckliche Bilder von Brüdern und Schwestern, die sich gegenseitig umbringen", beklagte der Friedensnobelpreisträger vor 7000 Zuhörern im Hamburger Congress Centrum (CCH). "Der Frieden kommt nicht von Allah oder Buddha, sondern muss von den Menschen geschaffen werden", mahnte er weiter.
Der 79-Jährige verwies als Beispiel auf die frühere Feindschaft zwischen Deutschland und Frankreich, aus der sich das "wunderbare Konzept der Europäischen Union" entwickelt habe. Das sei ein Schritt in die richtige Richtung, genauso wie die gemeinsame Währung in Europa.
Scharfe Kritik an der IS-Miliz
Die unbedingte Friedfertigkeit gilt nach den Worten des Dalai Lama auch für den Irak und Syrien. Scharf kritisierte er die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS), die in den nördlichen Regionen beider Länder grenzübergreifend ein Kalifat (Gottesstaat) ausgerufen hat. Wer im Namen Allahs töte, dürfe sich nicht Moslem nennen. Bei militanten Kämpfern liege eine Form von Egoismus vor, die in nichtakzeptable Aggression münde.
Kritisch äußerte sich der tibetische Exilführer auch zu Waffenlieferungen, wie sie die Bundesregierung zur Unterstützung der Kurden gegen die IS-Terrroristen im Norden des Iraks plant. Er meinte, es sei traurig, dass Deutschland aus Profitgründen Waffen verkaufe, mit denen dann andere Menschen getötet würden.
"Bildung das Wichtigste"
"Durch Gewalt wird immer nur noch mehr Gewalt hervorgerufen", bilanzierte er. Der Schlüssel für Frieden in der Welt sieht der Dalai Lama in der Bildung und einer allgemeingültigen Ethik, damit Mitgefühl, Toleranz und Gewaltlosigkeit über Wut, Angst und Verzweiflung siegen könnten.
Es ist bereits der sechste Besuch des Friedensnobelpreisträgers in der Hansestadt. Am Sonntag und Montag wird der Dalai Lama vor mehreren tausend Anhängern Vorträge über einen alten indischen Text aus dem Mahayana-Buddhismus halten, der als "Bibel des Buddhismus" gilt. Am Dienstag spricht er dann unter dem Motto "... und was ist mit Tibet?" über die Situation in der seit 1950 zur Volksrepublik China gehörenden Himalaya-Region.
Der Dalai Lama, der als moralische und wichtigste Stimme für den Kampf der Tibeter gilt, fordert Autonomie für die Bergregion. Er warnt seit Jahrzehnten vor der Gefahr eines "kulturellen Völkermordes" in seiner Heimat und setzt sich für den friedlichen Widerstand ein.
se/mak (dpa, epd)