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Ältere Eltern sind glücklicher

Tobias Oelmaier8. Juli 2015

Wer spät Kinder bekommt, ist glücklicher. Das besagt eine neue Studie. Mikko Myrskylä vom Max-Planck-Institut für Demografie erklärt im DW-Interview seine Untersuchungsergebnisse.

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Familie beim Spaziergang
Bild: picture-alliance/dpa

DW: Professor Myrskylä, zusammen mit kanadischen Wissenschaftlern haben Sie eine Studie über das Glück von Eltern veröffentlicht. Sind ältere Eltern tatsächlich glücklicher als jüngere? Wie misst man eigentlich Glück?

Wir haben nicht verglichen, ob ältere Eltern glücklicher als jüngere sind. Wir haben untersucht, wie sich das Glücklichkeits-Niveau verändert, wenn man Kinder bekommt. Und dieses Niveau erhöht sich bei älteren Eltern mehr als bei jüngeren.

Wie kann man das Glücklichkeits-Niveau denn messen?

Wie es in der Glücklichkeits-Forschung Standard ist. Die Teilnehmer wurden jedes Jahr gefragt, wie glücklich sie mit ihrem Leben sind, auf einer Skala von null bis zehn. Zehn ist sehr glücklich, null ist unglücklich. Frühere Forschungen haben gezeigt, dass diese Frage ziemlich gut misst, wie glücklich Leute sind.

Sie haben insgesamt 7000 Menschen befragt und die Daten dann ausgewertet. Dabei haben Sie herausgefunden, dass Eltern über 34 Jahre signifikant zufriedener sind als jüngere. Woher kann das kommen?

Wir denken, dass das viel damit zu tun hat, wie bereit man ist, Kinder zu kriegen. Jüngere Leute müssen ihre Ausbildung abschließen, haben vielleicht noch nicht ihre Karriere begonnen. Ältere sind vielleicht ein paar Schritte weiter. Sie sind bereit - mehr als es die jüngeren sind.

Kann man sagen: Je älter man ist, desto glücklicher ist man? Wie ist das denn bei 40-Jährigen? Sind die noch glücklicher als 34-Jährige?

Das haben wir herauszufinden versucht. Leider gibt es nicht genug Datenpunkte. Deswegen ist meine Aussage dazu nicht gesichert. Aber wir haben gesehen, dass bei über 40-jährigen Eltern das Glücklichkeits-Niveau rasant sinkt, bevor sie Kinder bekommen. Das hat vielleicht damit zu tun, dass sich die biologische Grenze nähert und man sich dessen bewusst ist. Mit 35 hat man noch Zeit, mit 43 nur noch wenig.

Und wie ist das mit ganz jungen Eltern, mit 18 oder 20? Sind die denn unglücklich?

Bei jungen Müttern ist das Glücklichkeits-Niveau schon ziemlich niedrig, bei den jungen Vätern sogar sehr. Es sieht also wirklich so aus, als sei es keine besonders gute Entscheidung, früh Kinder in die Welt zu setzen.

Ist das Glück der älteren Eltern auch nachhaltig? Wie lange nach der Geburt hält es an?

Meistens sehen wir, dass dieser Boost im Glücklichkeits-Niveau nur ein paar Jahre dauert. Bei älteren Eltern, vor allem bei den Müttern, hält dieser Effekt aber sehr lange. Sogar zehn Jahre nach der Geburt sehen wird noch ein höheres Niveau als vorher.

Lässt sich das Glück noch steigern, indem man einfach mehr Kinder in die Welt setzt?

Das erste Kind erhöht das Glücklichkeits-Niveau sehr stark. Das zweite ein bisschen weniger, und das dritte gar nicht. Aber wichtig ist anzumerken: Wir als Forscher suchen keine Formel fürs Glücklichsein. Das ist nicht unser Ziel. Wir versuchen zu verstehen, wie die Entscheidungen gefällt werden, wofür man überhaupt Kinder hat. Wir glauben, dass wir durch diese Glücklichkeits-Perspektive jetzt besser verstehen, warum Leute spät Kinder haben, warum sie meistens zwei und nicht mehr Kinder haben.

Mikko Myrskylä
Prof. Dr. Mikko Myrskylä: "Besser mit dem Kinderkriegen warten".Bild: Fotostudio Hagedorn, Rostock

Wir wissen, dass vor allem Akademiker zum späten Kinderkriegen neigen. Welchen Einfluss hat das soziale Level, welchen Einfluss hat das Bildungsniveau auf das Glücksempfinden der Eltern?

Das hat einen ziemlich großen Einfluss. Besonders bei den Vätern. Eltern, bei denen der Vater ein sehr hohes Ausbildungsniveau hat, können die Geburt besonders genießen. Das Glücklichkeits-Niveau steigt rasant unter gut ausgebildeten Vätern. Bei den Frauen gibt es nicht so große Unterschiede.

Kann man überhaupt sagen, dass Eltern glücklicher sind als Nicht-Eltern?

Das können wir nicht sagen. Wir haben nur die Glücklichkeits-Veränderungen unter denen, die Kinder haben, verglichen.

Prof. Dr. Mikko Myrskylä, Statistiker und Demograf, ist Direktor des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung in Rostock.

Die Fragen stellte Tobias Oelmaier.