Erfolgreichster Olympia-Tag für Team D
3. August 2021Malaika Mihambo saß am Rand der Weitsprung-Grube und schlug die Hände vor das Gesicht. Sie konnte die Spannung kaum aushalten. Es dauerte schließlich nur noch ein paar Sekunden, bis die Entscheidung feststehen sollte. Entweder würde die 27 Jahre alte Weltmeisterin aus Deutschland Gold gewinnen - oder die US-Amerikanerin Brittney Reese. Mihambos Konkurrentin trat an - und schaffte die zuvor von der Deutschen im sechsten Versuch vorgelegte Marke von genau sieben Metern nicht. Mihambo hatte tatsächlich Gold gewonnen, vor dem letzten Versuch hatte sie noch auf dem dritten Platz gelegen.
Mihambos Freude war unüberhörbar, ihr liefen die Tränen über den wohl größten Erfolg ihre Karriere über die Wangen. 21 Jahre nach Heike Drechsler hat Deutschland wieder eine Weitsprung-Olympiasiegerin. "Der Wettkampf hört erst nach dem sechsten Versuch auf. Wichtig war, den Glauben nicht zu verlieren. Ich wusste, ich kriege noch eine allerletzte Chance", sagte Mihambo, die in der Hitzeschlacht bei 36 Grad Celsius ein unglaubliches Auf und Ab erlebt hatte, im ZDF. Silber ging an Reese (USA) mit 6,97 Meter vor der weitengleichen Ese Brume aus Nigeria.
Bahnvierer der Frauen in Weltrekordzeit zu Gold
Lisa Brennauer stemmte ihr Gold-Rad in die Höhe, Lisa Klein schlug ungläubig die Hände vors Gesicht. Der Frauen-Express ist bei den olympischen Bahnrad-Wettbewerben in Izu mit der nächsten Weltrekord-Show zu Gold in der Mannschaftsverfolgung gerauscht. Franziska Brauße, Lisa Brennauer, Lisa Klein und Mieke Kröger haben olympische Geschichte geschrieben.
Das deutsche Quartett siegte im atemberaubenden Finale auf der Hochgeschwindigkeitsbahn in der Weltrekordzeit von 4:04,249 Minuten gegen Großbritannien und sorgte für den ersten deutschen Olympia-Triumph im Vierer der Frauen.
Und den Weltrekord nahmen Brennauer und Co. auch mit nach Hause. In 4:06,166 Minuten wurden Brennauer und Co. bereits im Halbfinale gestoppt. Damit hielt die britische Bestmarke aus dem Lauf davor keine zehn Minuten. Im Finale ging es dann gegen chancenlose Britinnen noch einmal schneller. "Wir dachten uns, wir lassen uns nicht so einfach den Rekord von den Britinnen wegnehmen", sagte Brauße.
Turner Dauser gewinnt Silber am Barren
Am letzten Wettkampftag im Turnen hat Lukas Dauser dem Deutschen Turner-Bund (DTB) am Barren die erste Medaille in Tokio beschert: Der 28-Jährige gewann Silber, Gold ging an den Chinesen Zou Jingyuan, Bronze an den Türken Arican Ferhat. Damit verhinderte Dauser die ersten medaillenlosen Spiele für den DTB seit Sydney vor 21 Jahren. In Rio 2016 hatten die Kunstturner noch zwei Medaillen bejubelt: Fabian Hambüchen hatte Gold am Reck gewonnen, Sophie Scheder Bronze am Stufenbarren.
Superstar Simone Biles aus den USA hat bei ihrer Rückkehr auf die Turn-Bühne bei den Olympischen Spielen die zweite Medaille gewonnen. Die 24-Jährige holte bei ihrem Comeback in Tokio nach psychischen Problemen Bronze am Schwebebalken - wie schon 2016 in Rio. Olympiasiegerin wurde Guan Chenchen aus China, Silber ging an deren Landsfrau Tang Xijing.
Brendel und Hecker holen Bronze im Canadier-Zweier
Sebastian Brendel hat mit seinem Teampartner Tim Hecker Bronze im Canadier-Zweier gewonnen. Dei deutschen Kanuten landeten im Finale über 1000 Meter hinter den Booten aus Kuba sowie China und sorgten damit für die erste Medaille der Rennsport-Kanuten auf dem Sea Forest Waterway. "Wir sind echt glücklich mit der Bronzemedaille. Unser Rennen war stark, wir haben das umgesetzt, was wir wollten", sagte Brendel: "Nichtsdestotrotz würden wir auch gerne ganz oben stehen. Aber wir sind stolz."
Für den dreimaligen Olympiasieger Brendel ist es nach Gold in London 2012 und dem doppelten Triumph in Rio die vierte Olympia-Medaille. Im Einer hofft der "Canadier-König" ab Freitag ebenfalls auf einen Erfolg. Brendel könnte als erster Athlet zum dritten Mal in Folge Olympiasieger im Canadier-Einer werden.
Drei Medaillen im Segeln
Gleich drei Medaillen bejubelte das deutsche Segel-Team in der Sagami-Bucht vor vor Enoshima. Erst gewannen Tina Lutz und Susann Beucke im 49erFX Silber. Im Anschluss sicherten sich Erik Heil und Thomas Plößel - wie in Rio 2016 - Bronze im 49er. Paul Kohlhoff und Alica Stuhlemmer krönten schließlich den Tag für den Deutschen Segler-Verband (DSV) mit dem dritten Platz im Nacra17. Es war das erfolgreichste Abschneiden seit den Spielen in Sydney im Jahr 2000.
Zweites Sprint-Gold für Thompson-Herah
Jamaikas Starsprinterin Elaine Thompson-Herah hat Leichtathletik-Geschichte geschrieben. Drei Tage nach ihrem Gold über 100 Meter stürmte die 29-Jährige in 21,53 Sekunden auch zum Olympiasieg über 200 Meter. Sie ist damit die erste Frau, die das doppelte Double bei Sommerspielen schafft. Auch 2016 in Rio hatte Thompson-Herah über beide Sprintdistanzen triumphiert. Mit ihrer Siegerzeit von Tokio ist sie die zweitschnellste Frau aller Zeiten über 200 Meter. Nur Weltrekordlerin Florence Griffith-Joyner war bei ihrem Olympiasieg 1988 in Seoul mit 21,34 Sekunden schneller. Die US-Sprinterin starb 1998 im Alter von nur 38 Jahren.
Silber gewann Namibias erst 18 Jahre alte Senkrechtstarterin Christine Mboma in 21,81 Sekunden, Dritte wurde Gabrielle Thomas aus den USA (21,87).
Der Überflieger im Stabhochsprung der Männer, Armand Duplantis, gab sich auch in Tokio keine Blöße. Der 21-Jährige gewann Gold mit einer Höhe von 6,02 Meter, die er ohne Fehlversuch überquerte. Duplantis scheiterte erst knapp, als er - schon als Olympiasieger feststehend - versuchte, seinen Weltrekord von 6,18 Metern um einen Zentimeter zu verbessern. Silber sicherte sich der US-Amerikaner Christopher Nilsen (5,97) vor Rio-Olympiasieger Thiago Braz aus Brasilien (5,87). Die deutschen Stabhochspringer Oleg Zernikel und Bo Kanda Lita Baehre meisterten nur 5,70 Meter und hatten mit der Medaillen-Entscheidung nichts zu tun.
Norweger Warholm läuft "verrückten" Fabelweltrekord
Karsten Warholm konnte es selbst kaum fassen. Der 25-Jährige war gerade in einer Fabelweltrekordzeit zum Olympiasieg über die 400 Meter Hürden gelaufen. Der zweifache Weltmeister rannte in schier unglaublichen 45,94 Sekunden zum Triumph vor dem US-Amerikaner Rai Benjamin (46,17). Bronze sicherte sich Alison dos Santos (46,72) aus Brasilien.
"Das ist verrückt", sagte Warholm. "Ich habe wie ein Irrer trainiert und habe dem meine ganze Zeit gewidmet. Jetzt muss ich mir neue Ziele setzen, weil ich noch nicht fertig bin."
Positive Dopingprobe bei georgischem Kugelstoßer
Wenige Stunden vor der Qualifikation im Kugelstoßen ist der Georgier Benik Abramjan wegen Dopings vorläufig suspendiert worden. Der 36-Jährige wurde bei einer Trainingskontrolle positiv auf gleich drei verbotene Substanzen getestet, darunter zwei anabole Steroide. Es war der dritte Dopingfall der Spiele von Tokio. Zuvor waren die nigerianische 100-Meter-Läuferin Blessing Okagbare und der kenianische Sprinter Mark Odhiambo positiv getestet worden.
Tischtennis-Teams greifen nach Medaille
Die beiden deutschen Tischtennismannschaften stehen im Halbfinale und kämpfen damit mindestens um Bronze. Petrissa Solja, Shan Xiaona und Han Ying gewannen gegen das Team aus Südkorea mit 3:2. Im Halbfinale am Mittwoch wartet auf die deutschen Frauen der große Gold-Favorit China. Ebenfalls in der Vorschlussrunde stehen Einzel-Bronzemedaillengewinner Dimitrij Ovtcharov, Timo Boll und Patrick Franziska. Sie setzten sich gegen Taiwan mit 3:2 durch und kämpfen am Mittwoch gegen Japan um den Einzug ins Endspiel.
Deutsche Basketballer und Handballer scheiden aus
Deutschlands Basketballer sind im olympischen Viertelfinale an Europameister Slowenien um NBA-Superstar Luka Doncic gescheitert. Durch das 70:94 (37:44) in Saitama verpasste das Team von Bundestrainer Henrik Rödl die erstmalige Qualifikation für ein Halbfinale bei Sommerspielen. Bester deutscher Werfer war Maodo Lo mit elf Punkten, bei den Slowenen glänzte Doncic mit 20 Punkten und elf Vorlagen.
"Wenn man so ein Spiel verliert, ist man erst mal enttäuscht. Es wird aber nicht lange dauern, bis man realisiert, dass es für uns ein ganz besonderer Sommer war", sagte Rödl, der sich als fairer Verlierer präsentierte: "Das war ein Gegner, den wir am Ende nicht unter Kontrolle bekommen konnten."
Mit langen Gesichtern schlichen die deutschen Handballer vom Platz. Sie verloren ihr Viertelfinale gegen Außenseiter Ägypten nach einer schlechten Leistung mit 26:31 (12:16) und schieden aus dem Turnier aus. Bester Werfer für das Team von Bundestrainer Alfred Gislason war Julius Kühn mit sechs Toren.
Hockeyteam der Männer verliert im Halbfinale
Auch der Gold-Traum der deutschen Hockeyspieler ist geplatzt. Einen Tag nach dem Viertelfinal-Aus der Frauen verloren die Männer im Halbfinale gegen Australien mit 1:3 (1:2) und können nur noch auf Bronze hoffen. Lukas Windfeder (10. Minute) erzielte das einzige Tor für die Auswahl des Deutschen Hockey-Bundes (DHB), die am Donnerstag im "kleinen Finale" auf Rekord-Olympiasieger Indien trifft. Tim Brand (7.), Blake Govers (27.) und Lachlan Sharp (59.) trafen für die Australier, die gegen Weltmeister Belgien um Gold spielen.
Für die Beachvolleyball-Olympiasiegerin von Rio, Laura Ludwig, endete das Abenteuer Tokio im Viertelfinale. Die 35-Jährige und ihre Teampartnerin Margareta Kozuch verloren gegen die US-Amerikanerinnen April Ross und Alix Klineman mit 0:2 Sätzen.
Bei der Olympia-Premiere im Sportklettern verpassten der deutsche Starter Alexander Megos als Neunter knapp das Finale der besten Acht, Jan Hojer wurde Zwölfter.
Für das Finale der besten Springreiter am Mittwoch qualifizierte sich aus dem deutschen Team lediglich Daniel Deußer. Der Weltranglisten-Erste blieb mit seinem Pferd Killer Queen fehlerfrei. "Ich gehe mit guten Hoffnungen ins Finale", sagte der 39-Jährige. Die Olympia-Debütanten André Thieme mit Chakaria und Christian Kukuk mit Mumbai leisteten sich jeweils einen Abwurf und schieden aus.