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Literatur

Zukiswa Wanner: Vorbild einer ganzen Generation

Sabine Peschel mit goethe.de
28. August 2020

Zukiswa Wanner ist Schriftstellerin, Journalistin und Verlegerin. In Nairobi hat sie während des Corona-Lockdowns ein Online-Literaturfestival mitbegründet.

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Zukiswa Wanner Goethe Medaille
Bild: Brian Otieno

Zukiswa Wanner wurde 1976 in Sambia geboren und lebt heute in Kenias Hauptstadt Nairobi als Journalistin, Verlegerin und Autorin von Romanen und Kinderbüchern. Als die Pandemie auch in Kenia zu Einschränkungen führte, schrieb sie über das, was ihr bei den seltenen Ausflügen aus ihrer von Wachmännern geschützten Gated Community begegnete: Menschen, vor allem auch Frauen, die trotz der Krankheit vor den Toren eben solcher Wohnanlagen sitzen und vergeblich auf Arbeit hoffen.

Schreiben über die Vielfalt afrikanischer Kulturen

Wanners wacher Blick gehört mit zu den Gründen, deretwegen die Goethe-Jury ihr am 28. August eine der drei Medaillen verleiht, die in diesem Jahr vergeben werden. "Ihr Selbstverständnis als 'African writer' bedeutet, über nationale Grenzen hinaus zu schreiben und zugleich die Vielfalt afrikanischer Kulturen in die künstlerische Arbeit einfließen zu lassen", lobt die Jury.

Zwei Mädchen in einem Slum von Nairobi mit Atemschutzmasken
Das Leben in den Slums von Nairobi wird von Covid-19 bedrohtBild: picture-alliance/zumapress.com/D. Odhiambo

Immer wieder meldet sie sich mit starken Worten gegen Rassismus und Verfolgung. So drückte sie in diesem Sommer ihr Entsetzen nach dem Tod von George Floyd aus und initiierte mit anderen den Protest gegen die Verhaftung des Journalisten Hopewell Chin'ono in Simbabwe. Sie selbst gehört zur privilegierten Mittelklasse, so beschreibt sie es ungeschönt, und auch ihre Romane, die alle in Südafrika spielen, sind in diesem Milieu verankert. Sie erzählen von Ethnie, Klasse und Identität. 

Engagement für afrikanische Literatur

Die Vielfalt afrikanischer Kulturen hat Zukiswa Wanner am eigenen Leib erlebt. Ihr Vater stammt aus Südafrika, ihre Mutter aus dem heutigen Simbabwe. In Lusaka, Sambia, Wanners Geburtsort, lebten sie im Exil. Nach der Unabhängigkeit Simbabwes zog die Familie 1980 dorthin. Mit vierzehn ging Zukiswa Wanner nach Johannesburg in Südafrika und lebte bei Verwandten. Nach ihrer schulischen Ausbildung studierte sie Journalismus an der Hawaii Pacific University in Honolulu. Sie lebte in England, reiste viel, kehrte nach 2003 Südafrika zurück, half Aids-Kranken, begann zu schreiben. 2011 zog sie nach Nairobi.

Zu Wanners literarischen Vorbildern gehören Shimmer Chinodya aus Simbabwe, George Orwell und die nigerianische Autorin Chimamanda Ngozi Adichie. Wie diese verwendet sie in ihren Texten verschiedene afrikanische Sprachen und Soziolekte. Afrikanische Literatur und afrikanische Themen - dafür engagiert sie sich seit vielen Jahren als Autorin, neben fiktionalen Texten mit Reportagen, Essays und Reiseberichten, die in internationalen Zeitungen und Magazinen erschienen. Sie ist auch Co-Autorin der Nelson Mandela-Biographie "A Prisoner's Home" (Penguin 2010).

Corona-Graffiti in Nairobi, Kenia
Mit Graffitis wird in Nairobi vor Corona gewarntBild: Getty Images/AFP/G. Odhiambo

Vorbild einer ganzen Generation

Wanner ist auch als Kuratorin aktiv, entwickelte gemeinsam mit dem Goethe-Institut Nairobi die Reihe "Artistic Encounters", bei der sich afrikanische Wortkünstler aus verschiedenen Ländern begegneten. Sie initiierte Schreib-Workshops zu Kurzgeschichten, gründete 2018 ihren eigenen Verlag "Paivapo". Aktuell kuratiert sie das virtuelle Literaturfest "AfrolitSansFrontières", an dem sechzehn Schriftstellerinnen und Schriftsteller aus zehn afrikanischen Staaten teilnehmen.

Ihre detaillierte Kenntnis der südafrikanischen Literatur und ihr Verständnis für regionale Diskurse und afrikanische weibliche Identität machten sie zu einer international gefragten Expertin und zum Vorbild einer ganzen Generation afrikanischer Schriftstellerinnen und Schriftsteller, befand die Goethe-Jury. "Ich habe es satt,  als schwarze - afrikanische - Frauenschriftstellerin bezeichnet zu werden", sagte Zukiswa Wanner der Deutschen Welle. Um zu fragen: "Warum kann ich nicht einfach eine gute Schriftstellerin sein?"