WM 2023: Spaniens "junge Wilde" zwingender als Schweden
15. August 2023Es sind nicht die großen Spielerinnen, die bei dieser Fußball-WM der Frauen die Spiele entscheiden. Das zeigte sich einmal mehr im ersten Halbfinale zwischen Spanien und Schweden, das die Spanierinnen knapp mit 2:1 gewannen. Doch nicht die Stars des Teams - Jenni Hermoso, Alexia Putellas oder Aitana Bonmati - setzten die entscheidenden Akzente, sondern jüngere Spielerinnen, denen noch kein so großer Ruf vorauseilt wie ihren prominenteren Mitspielerinnen.
Schon während des gesamten Turniers haben sich nach und nach die großen Stars von der WM-Bühne verabschiedet - meist ohne wie erwartet geglänzt zu haben: Brasiliens Topstar Marta schied genau wie Alexandra Popp und die DFB-Frauen bereits in der Vorrunde aus - ebenso Christine Sinclair mit Olympiasieger Kanada. Norwegens Ada Hegerberg erlebte mit Norwegen kein gutes Turnier und konnte wegen Leistenproblemen bis zum verdienten Achtelfinal-Aus gegen Japan nur zweimal auf dem Platz stehen. Auch US-Star Megan Rapinoe, für die ihre letzte WM vor dem angekündigten Karriereende einen weiteren WM-Titel bringen sollte, bekam kaum Einsatzzeit und scheiterte mit ihrer Mannschaft im Achtelfinale im Elfmeterschießen an Schweden.
Putellas muss früh Platz machen
Sinnbildlich für diese Entwicklung standen auch der blasse Auftritt und die frühe Auswechslung von Alexia Putellas bei den Spanierinnen gegen Schweden. Die ehemalige Weltfußballerin, die erst im Frühjahr nach Kreuzbandriss wieder fit geworden war, stand gegen die bis zu diesem Zeitpunkt stärkeren Schwedinnen nur 56 Minuten auf dem Platz. Für Putellas kam mit Salma Paralluelo eine schnelle Angreiferin, die viel Betrieb machte und später auch das 1:0 erzielte.
"In der zweiten Halbzeit war es am Anfang etwas schwierig", sagte Spaniens Trainer Jorge Vilda nach der Partie. "Nach dem Wechsel lief es besser. So konnte auch das Tor erzielt werden und am Ende ist alles gutgegangen." Gut ging es deshalb, weil mit Olga Carmona nach dem Ausgleich der Schwedinnen eine weitere junge Spielerin eine mutige Entscheidung traf und kurz vor dem Ablauf der regulären 90 Minuten einen wuchtigen Schuss abgab, den Schwedens Torfrau Zecira Musovic zwar noch an die Unterkante der Latte lenken konnte, von wo er aber zum Siegtreffer ins Tor sprang.
"Es ist ein historischer Moment", freute sich Trainer Jorge Vilda über die erste Teilnahme seines Teams an einem WM-Finale. "Das wollten wir unbedingt erreichen. Wir freuen uns riesig. Wir haben mit ganzer Seele gespielt und sind sehr glücklich."
Sieggarantinnen mit 19 und 23
Glücklich konnte er auch deshalb sein, weil er mit Salma Paralluelo und Olga Carmona zwei junge Spielerinnen in seinen Reihen hatte, die im entscheidenden Moment das Richtige taten. Paralluelo, Tochter eines Spaniers und einer Mutter aus Äquatorialguniea, ist erst 19 Jahre alt. Sie hätte auch eine herausragende Leichtathletin werden können, entschied sich aber für eine Karriere auf dem Fußballplatz, wo sie ihre immense Schnelligkeit immer wieder gewinnbringend einsetzt.
"Jetzt wartet das Finale", freute sich Paralluelo nach dem Spiel. Schon gegen die Niederlande im Viertelfinale hatte sie getroffen. "Ich glaube, wir haben in jedem Spiel alles gegeben und uns jeder Herausforderung gestellt. Jetzt kommt die letzte große Herausforderung, und wir wollen auch da alles geben, um das Spiel zu gewinnen."
Siegtorschützin Olga ist mit 23 Jahren nicht viel älter. Als Spielerin von Real Madrid steht sie immer ein wenig im Schatten des erfolgreichen Blocks der Spielerinnen von Champions-League-Sieger FC Barcelona. Dennoch führt sie Spaniens "Furia Roja" bei dieser WM seit dem zweiten Vorrundenspiel als Kapitänin auf das Feld.
Jung, aber bereits mit Titeln geschmückt
Das wird sie auch am Sonntag (20.08.2023) im Finale von Sydney wieder tun. Gegner werden entweder Co-Gastgeber Australien oder Europameister England sein. Für Spanien mit Salma Paralluelo und Olga Carmona bleibt da wohl nur die Außenseiterrolle.
Wie man Titel gewinnt, wissen aber trotz ihres noch jungen Alters beide bereits: Paralluelo gewann 2018 mit dem spanischen Team die U17-EM und die U17-Weltmeisterschaft. Im Jahr 2022 wurde sie außerdem U20-Weltmeisterin. Olga Carmona gewann mit Spaniens U19 die Europameisterschaft 2018 - durch ein 1:0 im Endspiel gegen Deutschland.
-----------
Spanien - Schweden 2:1 (0:0)
Tore: 1:0 Paralluelo (81.), 1:1 Blomqvist (88.), 2:1 Carmona (89.)
Zuschauer in Auckland: 43.217