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Zecira Musovic: Schwedens Torfrau wird zur WM-Heldin

6. August 2023

Schweden setzt sich im Achtelfinale der Fußball-WM gegen Titelverteidiger USA durch und lässt den WM-Traum von Megan Rapinoe und Co. platzen. Hauptverantwortlich für den Erfolg ist die starke Torhüterin.

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Schwedens Torhüterin Zecira Musovic vor dem Elfmeterschießen gegen die USA
Schwedens Torhüterin Zecira Musovic hielt zwar keinen Elfmeter, war aber dennoch Spielerin des SpielsBild: Noe Llamas/Sports Press Photo/IMAGO

Das dramatische Achtelfinalspiel der WM 2023 zwischen Schweden und den USA, das nach 120 torlosen Minuten im Elfmeterschießen entschieden werden musste, endete für die Spielerin des Spiels kurios: Nachdem Schwedens Torhüterin Zerica Musovic zuvor alles gehalten und abgewehrt hatte, was auf ihr Tor gekommen war, musste sie im Elfmeterschießen nicht mehr eingreifen.

Sie hielt keinen Elfmeter, dafür schossen die Amerikanerinnen zweimal am Tor vorbei und trafen einmal nur den Pfosten. Schweden jubelte - nachdem beim letzten Elfmeter ein Videobeweis nötig gewesen war, um festzustellen, dass der Ball die Torlinie tatsächlich um einige Millimeter mit vollem Umfang überquert hatte.

Musovic und Co. schicken Rapinoe in Rente

"Ich hatte vor dem Spiel ein gutes Gefühl", sagte Musovic der DW nach der Partie. "Wir hatten es mit einem wirklich guten US-Team zu tun, der Nummer eins der Welt. Aber wir haben auch unsere Chancen gesehen, und wir wissen, wie gut wir sind. Deshalb war ich vor dem Spiel sehr zuversichtlich, dass wir es schaffen können."

US-Spielerin Megan Rapinoe vergibt Elfmeter gegen Zecira Musovic
Da wäre Zecira Musovic nicht drangekommen, aber Megan Rapinoes Schuss geht über das TorBild: Scott Barbour/AP Photo/picture alliance

Musovic und ihre Teamkolleginnen schickten durch den knappen Sieg auch Fußball-Ikone Megan Rapinoe in Rente. Die Ausnahmespielerin hatte bereits vor der WM ihr Karriereende angekündigt. Rapinoe wurde zu einer Art tragischer Figur: Während des gesamten Turniers war sie nur Ersatzspielerin. Auch gegen Schweden wurde sie erst spät eingewechselt, trat im Elfmeterschießen an und schoss ihren Versuch über das von Musovic gehütete Tor.

"Was kann man über sie sagen? Unglaublich", sagte Musovics Teamkollegin Johanna Rytting Kaneryd nach dem Spiel über ihre Torfrau. "Ich habe mit ihr im Verein [FC Chelsea] gespielt. Ich weiß, wie viel Zeit sie investiert, wie viele Elfmeter sie im Training pariert, dass sie so ein tolles Spiel machen und es dann auch entscheiden kann. Ich liebe dieses Mädchen!" Auch Stürmerin Kosovare Asllani war voll des Lobes: "Wir haben mit "Zesse" eine Superfrau im Tor. Es ist ein magisches Spiel, das sie spielt."

Über Rosengård nach Chelsea

"Zesse", wie sie genannt wird, kam 1996 in Falun, einer 37.000-Einwohner-Stadt nördlich von Stockholm zur Welt und wuchs in Südschweden auf. Ihre Eltern waren während des Jugoslawien-Kriegs als Flüchtlinge nach Schweden gekommen. Sie begann mit dem Fußballspielen, entdeckte ihre Vorliebe und ihr Talent für das Tor und debütierte bereits als Teenagerin in der 3. Liga bei den Erwachsenen. Der Erstligist FC Malmö, der später in FC Rosengård umbenannt wurde, verpflichtete sie 2012 als Ersatztorhüterin.

Das blieb sie aber nicht lange, sondern erarbeitete sich in den nächsten Jahren die Rolle der Stammtorhüterin. Unter anderem an der Seite von Brasiliens Top-Spielerin Marta und der deutschen Nationalspielerin Anja Mittag wurde sie mehrfach schwedische Meisterin. 2021 folgte dann der Wechsel zum FC Chelsea in die englische Women's Super League, mit dem sie ihre Titelsammlung vergrößerte: zwei Meisterschaften, zwei Pokalsiege.

Neue Möglichkeiten nach guter WM?

Allerdings ist Musovic in Chelsea nicht die Nummer eins im Tor und spielt nur selten - umso höher ist daher ihre Leistung bei der WM zu bewerten. Vor ihr ist die Deutsche Ann-Kathrin Berger Chelseas Stammtorhüterin, die bei allen drei Vorrundenspielen der DFB-Frauen bis zum vorzeitigen Ausschieden gegen Südkorea stets nur auf der deutschen Bank saß und zuschauen musste.

Zecira Musovic und Ann-Katrin Berger mit englischen Pokal
Erfolgreich, aber nur zweite Wahl: Zecira Musovic (l.) und Ann-Katrin Berger (2.v.r.) vom FC ChelseaBild: Action Foto Sport/NurPhoto/picture alliance

Gut möglich, dass die Leistungen, die Musovic bei der WM in Australien und Neuseeland bringt, zu einer Änderung in der Torhüterinnen-Hierarchie beim FC Chelsea führt. Vorstellbar ist allerdings auch, dass die Schwedin die WM als Sprungbrett nutzt und sich nach dem Turnier anderweitig orientiert. Zwar hat Musovic ihren Vertrag in Südwest-London erst im Februar bis 2025 verlängert, jedoch geht auch das Arbeitspapier von Berger bei den "Blues" noch mindestens ein Jahr. Zudem hat der FC Chelsea mit der englischen WM-Ersatztorhüterin Hannah Hampton gerade eine weitere talentierte Torfrau verpflichtet.

Weiterhin nur Nummer zwei oder sogar nur noch Nummer drei zu sein, das wird Zecira Musovic nach dieser schon jetzt beeindruckenden WM kaum noch wollen. Sie ist schließlich nachweislich gut genug, bei jedem Spitzenverein als Nummer eins zwischen den Pfosten zu stehen.