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Wimbledon: Wo Rufus und Novak kreisen

Marko Langer
28. Juni 2021

Beim Grand-Slam-Turnier in London gibt es bei den Männern einen klaren Favoriten: Dass die Lawn Tennis Championships an der Church Road stattfinden, ist schon ein erster Erfolg - im langen Match gegen die Pandemie.

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Wimbledon Championships, Symbolbild 2019
Die Anlage im Stadtteil SW 19 - aus der Vogelperspektive betrachtetBild: Thomas Lovelock/AELTC Pool/empics/picture alliance

Die neuen Bälle tragen schon einmal die korrekte Aufschrift: "Wimbledon 2021" steht da in Versalien, unter dem Schriftzug des britischen Herstellers, dessen charakteristisch riechende Filzkugeln außerhalb des Vereinigten Königreiches nicht bei jedem Spieler Gefallen finden. Aber hier schon: "Wimbledon 2021" - das liest sich auf der einen Seite wie eine Selbstverständlichkeit, ist es auf der anderen Seite aber nicht. Denn so wie die EURO und die Olympischen Spiele im vergangenen Jahr ausgefallen sind, so mussten auch die "Championships" pausieren. Corona in England vor einem Jahr - das war noch Mega-Krise im Krisengebiet. "Wimbledon 2020" fiel da einfach flach, wurde nicht nachgeholt. Period.

Zum Turnier im Londoner Stadtteil SW19 gehören bekanntlich viele Dinge, die es bei anderen Grand-Slam-Wettbewerben nicht gibt. Der Rasen mitsamt den Rasenhütern, die teuren Erdbeeren - klar. Aber auch ein Wesen wie Rufus gibt es sonst nicht. Rufus the Hawk, der Habicht, der Tauben und ähnliches Vogelgetier von der Anlage fernhalten soll. Da Rufus zum festen Bestandteil der noblen Veranstaltung in England gehört, haben ihm seine Anhänger sogar einen eigenen Twitter-Acount gebastelt. Dort kann man auf einem Video beobachten, wie öde das vergangene Jahr für Tennis-Fans auf der Insel war. Und für Rufus auch. 

Die Tradition des Schlangestehens bereits in der Nacht werden die Briten in diesem Jahr im Angesicht der Delta-Variante des Coronavirus wohl auch etwas weniger pflegen - wie überhaupt diese Mutation nicht nur in Wembley, sondern auch in Wimbledon recht besorgte Mienen entstehen lässt. Eigentlich ist der Plan, dass 50 Prozent der üblichen Besucher auf die Anlage gelassen werden sollen - und dass der Centre Court an den beiden Finaltagen mit 15.000 Zuschauern vollständig gefüllt werden kann. Doch in den fast täglich ausstehenden Updates der Veranstalter ist der Hinweis auf die enge Abstimmung mit den Behörden obligatorisch.

Alte Machtverhältnisse vergangen

Ungeachtet der Sorgen hat auf der Anlage die Qualifikation wie geplant begonnen - und die Blicke richten sich auf den Turnierstart am Montag. Und damit auf die Frage, wer den beiden Titelträgern Simona Halep bei den Damen und Novak Djokovic bei den Männern nachfolgen kann. Bei den Frauen hat gerade der Verlauf der French Open in Paris mit der unerwarteten Siegerin Barbora Krejcikova deutlich gemacht: Hier ist alles drin! Die alten Machtverhältnisse, in denen zum Beispiel Serena Williams nach ihrem 24. Grand-Slam-Sieg strebt oder etwa Angelique Kerber versucht, an ihre Erfolgsgeschichte in Wimbledon anzuknüpfen, gehören der Vergangenheit an. Kerber geht mit neuem Selbstbewusstsein in London ans Werk, nachdem sie das neue Vorbereitungsturnier auf Rasen in Bad Homburg gewinnen konnte. Titelverteidigerin Halep musste wegen einer Wadenverletzung die Teilnahme im All England Lawn Tennis Club streichen. 

Bei den Männern sind die Dinge klarer: Nicht nur Rufus der Habicht, sondern auch Novak "der Joker" schwebt über der Anlage. Der Weltranglisten-Erste aus Serbien, Novak Djokovic, hat in Paris gezeigt, dass er einmal mehr austrainiert ist - und dass er auch im Alter von 34 die Attacken der Jüngeren wie etwa Stefanos Tsitsipas abwehren kann. Es dürfte spannend werden, wie Tsitsipas und seine Altersgenossen Daniil Medvedev aus Russland oder auch Alexander Zverev aus Deutschland auf dem Rasen einen neuen Anlauf nehmen.

Wimbledon 2019 | Finale Novak Djokovic - Roger Federer
Der Sieger und der Großmeister: Novak Djokovic (r.) besiegte 2019 Roger Federer (l.) im Finale Bild: Reuters/T. Melville

Und dann ist da noch der Großmeister: Roger Federer, kurz vor seinem 40. Geburtstag, kurz nach seinen Knie-Operationen und eher kurz angebunden in Paris - dort auf eigenen Wunsch vorzeitig ausgeschieden. Der Rasen von Wimbledon war bekanntlich immer seine Lieblingswelt, achtmal hat er das Finale gewonnen (2003-2007, 2009, 2012 und 2017). Und er hat erklärtermaßen auch in diesem Jahr vor, bei den "Championships" das Mögliche zu versuchen.

Allerdings ist der Schweizer in Wimbledon nur an Nummer sieben gesetzt und könnte bereits im Viertelfinale auf den "Joker" treffen. Keine erbauliche Perspektive. Federers frühzeitiges Ausscheiden beim Vorbereitungsturnier im nordrhein-westfälischen Halle gegen den Kanadier Felix Auger-Aliassime hat zudem deutlich gemacht, dass der Publikumsliebling im Herbst seiner Karriere ist - während auf der Anlage in London alles in sommerlicher Blüte steht.