WHO-Experten besuchen Markt in Wuhan
31. Januar 2021Der Huanan-Markt im chinesischen Wuhan gilt als Ursprungsort der Corona-Pandemie. Seit Januar vergangenen Jahres ist der Markt geschlossen. Wachmänner öffneten die Absperrungen vor dem Gelände nur für die Einfahrt der Autos der Experten der Weltgesundheitsorganisation (WHO).
In Wuhan war Ende 2019 der weltweit erste Infektionsherd des damals neuartigen Erregers festgestellt worden, an dem inzwischen insgesamt mehr als 2,2 Millionen Menschen gestorben sind. Die meisten Wissenschaftler gehen davon aus, dass Fledermäuse die ursprünglichen Wirte des Coronavirus waren und dieses auf dem Huanan-Markt auf den Menschen übertragen wurde. Ungeklärt ist aber, welches Tier bei der Übertragung auf den Menschen als sogenannter Zwischenwirt diente.
Zuvor hatten sich die WHO-Fachleute auf einem Großmarkt umgesehen. Teammitglied Peter Daszak sprach via Twitter von "sehr wichtigen Standortbesuchen", die informativ und entscheidend seien, um die Epidemiologie von COVID-19 zu verstehen.
Am Samstag hatte die WHO-Delegation das Krankenhaus besucht, in dem die ersten Corona-Patienten behandelt worden waren. Dies sei eine "wichtige Gelegenheit" gewesen, "direkt mit den Medizinern zu sprechen, die in dieser kritischen Zeit im Kampf gegen COVID vor Ort waren", twitterte Daszak.
Schwierige Recherchereise
Die Mission der WHO ist hochbrisant, weil dabei mögliche Versäumnisse der chinesischen Behörden in den Anfängen der Coronavirus-Pandemie in den Fokus rücken könnten. Wohl auch deshalb stehen bei der Forschungsreise zur Herkunft des SARS-CoV-2-Erregers nicht nur Orte auf dem Programm, die einen direkten Zusammenhang mit dem Virus haben: Demonstrativ wurden die Experten auch zu einer Propaganda-Ausstellung geführt, die Chinas Überwindung der Gesundheitskrise feiert.
In der Ausstellung werden die Notfallmaßnahmen der Gesundheitsbehörden von Wuhan in der chaotischen Frühphase des COVID-19-Ausbruchs gewürdigt - ebenso wie die schnelle Reaktion der kommunistischen Führung.
Der genaue Ablauf der WHO-Forschungsarbeit in der Millionenmetropole wird von den chinesischen Behörden nicht kommuniziert. Die chinesischen Medien hielten sich bislang bedeckt und Informationen über die Reiseroute sickerten nur über Tweets der WHO-Experten durch.
Die Delegation war vor zwei Wochen in Wuhan eingetroffen, musste aber zunächst in Quarantäne.
Peking hatte zunächst eine unabhängige internationale Untersuchung der Ursprünge des Virus verweigert. Später schwenkte die chinesische Regierung um und verbreitete Thesen, dass das Virus seinen Ursprung in anderen Ländern habe.
Der WHO-Direktor für medizinische Notfälle, Michael Ryan, versuchte am Freitag, die Erwartungen an die Reise zu dämpfen. Der Erfolg "wird nicht unbedingt daran gemessen, dass wir bei der ersten Mission unbedingt eine Quelle finden", sagte er in einer Pressekonferenz in Genf. Die Aufgabe sei es, mehr über die Ursprünge zu erfahren und einzuschätzen, welche weiteren Studien notwendig sein könnten.
se/uh/qu (afp, rtr, dpa)