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KonflikteIsrael

Weitere Angriffe auf Israel - Hisbollah greift auch ein

Veröffentlicht 8. Oktober 2023Zuletzt aktualisiert 8. Oktober 2023

Hamas-Terroristen halten auf israelischem Gebiet weiter Anwohner als Geiseln. Die Armee meldet zudem Angriffe aus dem Libanon auf den Norden Israels. US-Präsident Biden ordnet zusätzliche Unterstützung für Israel an.

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Gepanzerte Fahrzeuge und israelische Soldaten
Israelische Soldaten gehen am Sonntag an der Grenze zum Gazastreifen in Stellung Bild: Ilia Yefimovich/dpa/picture alliance

Terroristen der radikal-islamischen Hamas haben aus dem palästinensischen Gazastreifen weitere Raketen auf Israel abgefeuert. In mehreren Städten, darunter Tel Aviv und Aschkelon, schlugen am frühen Sonntag Geschosse ein. Es gab mehrere Verletzte. Israels Militär reagierte mit weiteren Luftschlägen auf Ziele in dem Küstenstreifen. 

Die Armee evakuiert inzwischen die israelischen Ortschaften im Grenzgebiet. Tausende von Menschen sollten an andere Orte in Israel gebracht werden, sagte der israelische Armeesprecher Richard Hecht. Das Militär erklärte das Gebiet um den Gazastreifen herum zum Sperrgebiet.

Nach weiteren Hamas-Terroristen wird gesucht

Es gebe noch acht Punkte im Süden des Landes, wo nach möglichen Angreifern gesucht werde, sagte Hecht weiter. Der Sperrzaun zum Gazastreifen sei an 29 Stellen durchbrochen worden, diese seien inzwischen alle unter Kontrolle. Man greife aus der Luft potenzielle neue Angreifer an diesen Punkten an. Nach einer neuen Zählung des israelischen Militärs wurden seit Beginn der Kämpfe mehr als 3200 Raketen aus dem Gazastreifen auf Israel abgefeuert.

Hamas nahm in Israel rund hundert Menschen als Geisel

Nach neuen Angaben der israelischen Regierung sind seit Samstag mehr als 100 Menschen in Israel von der terroristischen Hamas entführt worden. Das bestätigte das Pressebüro auf Facebook. In Schätzungen israelischer Medien werden deutlich höhere Zahlen genannt. Geiseln wurden demnach auch in den Gazastreifen verschleppt.

Israelische Medien meldeten, dass Geiseln, die in einem Haus in Ofakim an der Grenze zum Gazastreifen festgehalten worden seien, von israelischen Soldaten befreit werden konnten. Sie hätten das Gebäude nach stundenlangen Verhandlungen gestürmt und zehn Terroristen getötet, berichteten die Nachrichten-Website Ynet und der Sender i24NEWS. Dabei seien drei israelische Soldaten verwundet worden.

Ein israelischer Armeesprecher sagte vor Journalisten, die Kämpfe zur Befreiung weiterer Geiseln auf israelischem Gebiet dauerten an. "Zehntausende Soldaten" seien rund um den Gazastreifen im Einsatz. "Wir werden jede einzelne Gemeinde erreichen, bis wir jeden Terroristen in Israel getötet haben", betonte Armeesprecher Daniel Hagari vor Journalisten.

Die radikalislamische Hisbollah-Miliz im Libanon griff Sonntagfrüh mit Raketen und Granaten Ziele im nordisraelischen Grenzgebiet an. Es gehe um Ziele im Gebiet der Schebaa-Farmen. So sei eine Radaranlage beschossen worden, erklärte die Hisbollah, die eng mit dem schiitischen Iran verbündet ist. Der Angriff sei "in Solidarität mit dem palästinensischen Volk" erfolgt.

Die Beobachtermission der Vereinten Nationen (UN) im Libanon, UNIFIL, bestätigte, Raketen seien aus dem Südosten Libanons auf das von Israel besetzte Gebiet abgefeuert worden. Die UN-Truppe, die als Puffer zwischen Israel und Libanon in der Region stationiert ist, rief beide Seiten zur Zurückhaltung auf. "Wir sind mit den Behörden beider Seiten in Kontakt", erklärte die UNIFIL. 

Die Schebaa-Farmen gehören nach Auffassung der UN zu den 1967 von Israel besetzten syrischen Gebieten. Syrien und die Hisbollah im Libanon betrachten die kleine Region als libanesisches Territorium. 

UN-Friedenssoldat in einem gepanzerten Fahrzeug und ein UN-Auto
UN-Beobachter im südlichen Libanon an der Grenze zu Israel Bild: Aziz Taher /REUTERS

Israels Militär erwidert die Angriffe

Die Armee erwiderte nach Angaben eines Sprechers der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) die Hisbollah-Angriffe mit Artillerie. Die entsprechende Region im Libanon sei unter Feuer genommen worden, teilte IDF-Sprecher Daniel Hagari im Onlinedienst X (vormals Twitter) mit. Die israelischen Streitkräfte seien auf alle Szenarien vorbereitet und würden auch weiterhin die Sicherheit der Bewohner Israels schützen.

Die USA, Kanada und Israel stufen die Hisbollah als Terrororganisation ein, in der EU gilt dies nur für den militärischen Zweig der Hisbollah. Die Bundesregierung sprach im Frühjahr 2020 ein allgemeines Betätigungsverbot für die Hisbollah in Deutschland aus.

Zwei israelische Soldaten vor den Trümmern eines Gebäudes
Israelische Soldaten vor der von Hamas-Terroristen zerstörten Polizeiwache der Stadt Sderot im südlichen Teil des Landes Bild: Ronen Zvulun/REUTERS

Biden ordnet "zusätzliche Unterstützung" für Israel an

Nach dem Großangriff der Hamas auf Israel wollen die USA die Hilfe für ihren Verbündeten Israel ausweiten. US-Präsident Joe Biden habe "zusätzliche Unterstützung für Israel angesichts dieses beispiellosen terroristischen Angriffs der Hamas angeordnet", teilte das Weiße Haus in Washington mit. Am Samstag hatte ein hochrangiger US-Vertreter erklärt, dass Gespräche über US-Militärlieferungen an Israel liefen. Inzwischen teilte das US-Verteidigungsministerium mit, einen Flugzeugträger und weitere Kriegsschiffe ins östliche Mittelmeer zu verlegen.

Israels Sicherheitskabinett erklärt Kriegszustand

Das israelische Sicherheitskabinett hat in Israel den Kriegszustand ausgerufen. Dies erlaube "weitreichende militärische Schritte", teilte das Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu mit. "Der Krieg, der Israel durch eine mörderische Terrorattacke aus dem Gazastreifen aufgezwungen wurde, hat am 7. Oktober 2023 um 06.00 Uhr begonnen."   

Netanjahu ruft Gaza-Bewohner zum Verlassen des Gebiets auf 

Nach dem Großangriff der radikalislamischen Hamas auf Israel hatte der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu am Samstagabend eine harte Reaktion angekündigt. Er sprach nach einer Sitzung des Sicherheitskabinetts von einem "schwarzen Tag" für sein Land, wofür sich Israel "rächen" werde. Alle Bewohner des Gazastreifens wurden aufgefordert, die Region zu verlassen. "Ich sage den Bewohnern von Gaza: Gehen Sie von dort jetzt weg, denn wir werden überall mit all unserer Kraft tätig sein", betonte der israelische Regierungschef.

"Wir beginnen einen langen und schwierigen Krieg, der uns durch einen mörderischen Angriff der Hamas aufgezwungen wurde", sagte Netanjahu. Die israelische Armee werde die Verstecke der Terroristen in "Trümmer" legen. Die militärischen und regierungstechnischen Kapazitäten der Hamas und des Islamischen Dschihad in Gaza - die von Israel, den USA und der EU als Terrororganisation eingestuft wird - sollten so zerstört werden, "dass sie für viele Jahre nicht mehr in der Lage und bereit sind, die Bürger Israels zu bedrohen und anzugreifen".

Sitzung des israelischen Sicherheitskabinetts in Tel Aviv, vor den Tischen und an den Wänden sind große blaue Bildschirme zu sehen, die sich teils auch in den Fenstern spiegeln
Sitzung des israelischen Sicherheitskabinetts in Tel AvivBild: Haim Zach/GPO/AA/picture alliance

Auf einer Sitzung des Sicherheitskabinetts wurde unter anderem beschlossen, die Einfuhr von Strom-, Brennstoff- und Warenlieferungen in den Gazastreifen abzuschneiden.

Ägyptischer Polizist erschießt zwei israelische Touristen

Bei einem mutmaßlichen Anschlag im benachbarten Ägypten hat ein Polizist zwei israelische Touristen und einen Ägypter erschossen. Ein weiterer Israeli sei verletzt worden, teilte das israelische Außenministerium am Sonntag mit. Der Sicherheitsmann habe in der Stadt Alexandria wahllos auf eine israelische Reisegruppe gefeuert, erklärte das ägyptische Innenministerium. Der Polizist sei festgenommen worden.

Hunderte von Toten, tausende Verletzte

Nach jüngsten Angaben der israelischen Regierung wurden in Israel bislang mehr als 600 Menschen getötet. Mehrere israelische Medien berichten inzwischen übereinstimmend von mindestens 700 Getöteten. Auf Seiten der Palästinenser im Gazastreifen wurden nach letzten Angaben des dortigen Gesundheitsministeriums mindestens 410 Menschen getötet. Die Zahl der Verletzten auf beiden Seiten geht in die Tausende.

qu/pg/ust/se/fab/rb/ack (AP, AFP, dpa, epd, KNA, Reuters)

Baerbock: Der Terror der Hamas muss sofort aufhören