Was können globale Turbulenzen 2025 für Afrika bedeuten?
4. Januar 2025Für die afrikanischen Staaten hält das gerade beginnende Jahr viele Unsicherheiten bereit. Der Krieg Russlands in der Ukraine dauert noch immer an, in den Vereinigten Staaten von Amerika übernimmt mit Donald Trump in Kürze ein unberechenbarer Präsident die Amtsgeschäfte und die zwei größten Volkswirtschaften der Europäischen Union, Frankreich und Deutschland, beide langjährige und wichtige Handelspartner für die Länder Afrikas, haben mit politischen Turbulenzen zu kämpfen.
"Wir finden uns häufig in der Defensive, egal, ob in den Beziehungen zum Westen oder dem Osten. Oft sind wir dem Umgang der großen Wirtschaftsmächte mit uns einfach ausgeliefert", sagt die südafrikanische Soziologin und politische Analystin Tessa Dooms.
Drohen Handelszölle?
Gegenwind ist wohl aus Richtung der Vereinigten Staaten unter Führung des kommenden Präsidenten Donald Trump zu erwarten. Die Signale, die von der größten Volkswirtschaft der Welt ausgehen, lassen laut Dooms vermuten, dass ein globaler Handelskrieg bevorsteht. Die USA haben bereits deutlich gemacht, dass sie beabsichtigen, Konkurrenten wie China, aber auch Verbündete wie Mexiko und Kanada, mit Handelszöllen zu belegen.
"Das kann sich nicht nur darauf auswirken, wie viel Waren kosten, sondern auch auf die Produktionswertschöpfungsketten von Waren aus bestimmten Regionen", befürchtet Dooms.
Während seiner ersten Amtszeit schien Präsident Trump den afrikanischen Kontinent als Handelspartner weitgehend zu ignorieren. Viele Analysten gehen davon aus, dass das in seiner zweiten Amtszeit nicht anders sein wird. Der scheidende Präsident Joe Biden dagegen lenkte 2022 etwa 55 Milliarden US-Dollar (rund 52 Milliarden Euro) an Wirtschaftshilfe nach Afrika und besuchte im vergangenen Dezember Angola.
Auch wenn afrikanische Staaten nicht zum direkten Ziel von Handelszöllen oder eines Handelskriegs werden sollten, ist es denkbar, dass sich Länder wie China Afrika zuwenden, um die Auswirkungen sich verschlechternder Handelsbedingungen abzumildern.
"Chinas Beziehungen zum afrikanischen Kontinent sind ziemlich eng und die größer werdende Gruppe der BRICS-Staaten könnte dies als Chance sehen, sich gegen die USA zur Wehr zu setzen, sowohl in Bezug auf den Handel als auch auf die Produktionsstandorte", erläutert Dooms. Sie geht jedoch nicht so weit, zu sagen, dass die BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika, Iran, Ägypten, Äthiopien und die Vereinigten Arabischen Emirate) die Lücke füllen könnten.
"Auf jeden Fall wird es Möglichkeiten geben, wirtschaftliche Handelsmuster neu zu denken. Die Vereinigten Staaten unterschätzen zweifellos die Macht, die neue Arten von Wirtschafts- und Handelsblöcken haben. Selbst die Europäische Union hat Optionen, und zu diesen Optionen gehört Afrika", unterstreicht Dooms gegenüber der DW.
Herausforderung für neue Amtsinhaber
Die Aussichten sind ungewiss und sie werden nicht einfacher dadurch, dass in vielen Ländern neue Regierungsoberhäupter an der Spitze stehen. Bei Wahlen im Senegal, Ghana und Botsuana wurden die Amtsinhaber 2024 abgewählt. In Botsuana musste die Botswana Democratic Party, die das Land seit der Unabhängigkeit von Großbritannien 58 Jahre lang führte, weichen.
Im benachbarten Namibia schaffte es die Regierungspartei SWAPO nach 34 Jahren gerade noch, an der Macht festzuhalten, mit dem schlechtesten Wahlergebnis ihrer Geschichte. In Südafrika sah sich der Afrikanische Nationalkongress (ANC) im Mai zum ersten Mal in der demokratischen Geschichte des Landes gezwungen, eine Koalitionsregierung zu bilden.
Die Wahlergebnisse in diesen Ländern mögen nur ein Zeichen dafür sein, dass die Befreiungsbewegungen, die einst die Regierungen dominierten, langsam abgelöst werden, doch die neuen Staats- und Regierungsoberhäupter in Namibia, Ghana und Botsuana stehen unter Druck, ihre Wahlversprechen zu erfüllen.
"Der Generationenwechsel ist ein wichtiger Faktor bei der Verschiebung der politischen tektonischen Platten, die wir gerade sehen", erklärte der Politikwissenschaftler Nic Cheeseman der Nachrichtenagentur AP. "Die Menschen fordern Arbeit und Würde. Von Erinnerungen wird man nicht satt."
Die Wahlergebnisse mögen die Mitglieder der Befreiungsbewegungen beunruhigen, doch viele Beobachter sehen in ihnen lediglich ein Zeichen dafür, dass die politischen Prozesse funktionieren. Eine Ausnahme bilden hier die umstrittene Wahlen in Mosambik. Bei Gewaltausbrüchen nach den Wahlen kamen fast 300 Menschen zu Tode, etwa 13.000 Mosambikaner flohen vor der Gewalt in das benachbarte Malawi.
"Wir müssen genau hinsehen und Bilanz ziehen: Wo stehen unsere Länder? Was funktioniert und was nicht und warum, damit wir zur globalen Diskussion über die Zukunft der Demokratie beitragen können. Das können wir aus unserer einzigartigen afrikanischen Perspektive heraus tun. Wir können uns fragen, wie wir Demokratien schaffen können, die ihren Zweck erfüllen und allen Menschen in Afrika dienen, nicht nur einigen wenigen", sagt Dooms angesichts des gemischten Erfolgs demokratischer Wahlen.
Weitere Überraschungen bei Wahlen sind absehbar, denn 2025 gehen die Wählerinnen und Wähler in elf afrikanischen Staaten an die Urnen, darunter in Kamerun, der Zentralafrikanischen Republik, Ägypten, der Elfenbeinküste, Tansania und Togo.
Adaptiert aus dem Englischen von Phoenix Hanzo.