Wahl in Thüringen: Das Wichtigste über das Bundesland
1. September 2024Thüringen, das ist unter anderem Weimar mit seinen Dichterfürsten Goethe und Schiller und mit dem weltberühmten Bauhaus. Weimar, die Stadt, die der ersten deutschen Demokratie ihren Namen gab, weil hier die gründende Nationalversammlung 1919 tagte. Aber gleich daneben: Die Gedenkstätte für das furchtbare Konzentrationslager Buchenwald der Nationalsozialisten, auf dem Ettersberg vor der Stadt. Thüringen, das ist Eisenach mit der Wartburg, wo Reformator Martin Luther die Bibel übersetzte. Das ist der berühmte Wanderweg Rennsteig und der Dom in der Landeshauptstadt Erfurt. Das ist der Thüringer Wald. Und Thüringen ist wahrhaftig die Mitte Deutschlands: ohne Außengrenzen, umringt von Sachsen und Sachsen-Anhalt im Osten und Norden, von Niedersachsen, Hessen und Bayern im Westen und Süden.
Autos, optische Geräte und ein großer Wald
Mit rund 2,1 Millionen Einwohnern ist Thüringen ein eher kleines Bundesland, seine Wirtschaft ist auch eher von kleinen Firmen geprägt. Größere Unternehmen sind die auch international bekannten Optik-Werke in Jena wie Zeiss und Jenoptik. In Eisenach wurden in der früheren DDR Autos der Marke Wartburg hergestellt. Heute ist es Produktionsstandort von Opel. Touristische Hochburgen sind die Wandergebiete im Mittelgebirge oder einer der größten geschlossenen Buchenwälder Europas, der Hainich.
Wintersport und Eva Padberg
Ein bekannter Wintersportort ist Oberhof, aus dem zahlreiche Olympiasieger und Weltmeister im Biathlon oder in der Nordischen Kombination stammen. Und wirklich weltweit bekannt ist die Thüringer Bratwurst, die von der EU zu einer geschützten Marke erklärt wurde und für die es seit 2006 in Holzhausen das "Deutsche Bratwurstmuseum" gibt. Zahlreiche berühmte Persönlichkeiten stammen aus Thüringen: Johann Sebastian Bach wurde in Eisenach geboren, der Lexikon-Herausgeber Brockhaus wirkte von Altenburg aus. Und auch das Top-Model Eva Padberg ist eine Thüringerin.
Arbeitslosigkeit inzwischen im Bundesschnitt
In dem Bundesland in der Mitte Deutschlands gab es nach der Wiedervereinigung 1990 viele entbehrungsreiche Jahre mit hoher Arbeitslosigkeit, vor allem in den ländlichen Regionen. Noch 2005 lag sie bei 17,1 Prozent, mittlerweile hat sie sich auf dem Durchschnitt aller Bundesländer stabilisiert und liegt bei 6,1 Prozent (Bundesdurchschnitt 5,7 Prozent). Größte Stadt ist die Landeshauptstadt Erfurt mit rund 210.000 Einwohnern, gefolgt von Jena mit 110.000 Einwohnern und Gera mit 95.000 Einwohnern. Der Anteil von Migranten liegt in Thüringen mit 8,3 Prozent Ende 2023 weit unter dem Bundesschnitt (rund 25 Prozent) , hat sich aber in den letzten sieben Jahren verdoppelt.
Ein strukturell konservatives Land
Politisch war der Freistaat Thüringen nach der deutschen Einheit 1990 lange Jahre eine sichere Bank für die konservative CDU. Von November 1990 bis zum Dezember 2014 regierten drei Politiker und eine Politikerin der Christdemokraten das Bundesland. Allen voran und mit der längsten Amtszeit Bernhard Vogel, der aus dem Westen kam, davor schon Ministerpräsident in Rheinland-Pfalz war und von 1992 bis 2003 als Regierungschef in Erfurt fungierte. Seit 2014 (mit einer kurzen Unterbrechung) ist Bodo Ramelow von den Linken Ministerpräsident, derzeit in einer Minderheitsregierung mit der SPD und den Grünen, die bei wichtigen Fragen von der CDU toleriert wird.
Thüringen ist eine AfD-Hochburg
Schon früh nach der Wiedervereinigung bildeten sich in Thüringen vor allem auf dem Land rechtsextreme Zentren, ihren schlimmsten Ausdruck fanden sie in den aus Jena stammenden Terroristen des "Nationalsozialistischen Untergrunds" (NSU), der zwischen 2000 und 2007 insgesamt zehn Menschen ermordete, neun Migranten und eine Polizistin. Bei ihrer Enttarnung begingen die zwei Haupttäter im November 2011 Selbstmord. Heute ist Thüringen eine der Hochburgen der rechtspopulistischen bis rechtsextremen "Alternative für Deutschland" (AfD). Fraktionschef der AfD, die seit 2014 im Landtag vertreten ist, ist Björn Höcke, der zum stramm rechten, völkischen Flügel der AfD zählt und als äußerst einflussreich gilt. Das Bundesamt für Verfassungsschutz stuft die Partei mittlerweile insgesamt als rechtsextremen Verdachtsfall ein.