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VDMA Ausblick

Rolf Wenkel30. Oktober 2013

Reinhold Festge baut in Westfalen Verpackungsmaschinen mit Weltruf. Der neue Präsident der deutschen Maschinenbauer hat sich vorgenommen, die Schlüsselbranche in der Erfolgsspur zu halten.

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Dr. Reinhold Festge, neu gewählter Präsident des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), auf dem Dach der Maschinenfabrik Haver&Boecker in Oelde in Westfalen. Festge ist dort geschäftsführender Gesellschafter. (Foto:VDMA)
Bild: VDMA

Es klingt nach einem ganz normalen Lebenslauf, wenn sich Reinhold Festge, frisch gewählter Präsident des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) seinen Zuhörern vorstellt: "Ich komme aus Oelde in Westfalen, bin persönlich haftender Gesellschafter des Maschinenbauunternehmens Haver & Boecker. Wir machen Spezialdrahtgewebe und Maschinen für das Verpacken und Abfüllen und für die Logistik von Schüttgütern wie Zement, wie Chemikalien, wie Lebensmittel, wie auch Flüssigkeiten."

"Leistung aus Westfalen - Erfolg weltweit" ist ein Motto des Maschinenbauers aus Westfalen, der für sich in Anspruch nimmt, "die besten Verpackungsmaschinen der Welt" zu bauen. In Oelde nennt man ihn den Doktor – und das kommt nicht von ungefähr. Denn Reinhold Festge hat ein abgeschlossenes Medizinstudium; ursprünglich wollte er Arzt werden.

Wie kommt so jemand zum Maschinenbau? "Ganz einfach: Durch Heirat. Ich bin zum Maschinenbau gekommen, weil ich während meines Medizinstudiums meine Frau kennengelernt habe. Ich war damals begeistert für Medizin, weil ich ein großes Vorbild hatte, meinen Onkel, der in der DDR Mediziner war. Und dann hat mich mein Schwiegervater gefragt, ob ich denn bereit wäre, in seine Fußstapfen zu treten."

Schaulaufen in Brasilien und den USA

Zunächst musste er sich in den Niederlassungen in Brasilien und in den USA bewähren: "Da habe ich viel gelernt, weil ich Fehler machen konnte, die zuhause nicht so schnell bemerkt wurden", sagt Festge heute. Vor knapp zwei Wochen haben ihn die deutschen Maschinenbauer zu ihrem obersten Repräsentanten gewählt. Das passt gut, denn der 67-Jährige will sich zum Jahresende aus dem operativen Geschäft zurückziehen und die Firma an die mittlerweile fünfte Generation weiter reichen. Danach hat er drei Jahre als VDMA-Präsident Zeit, seine Branche in der Erfolgsspur zu halten.

Deutsche Maschinenbauer optimistisch

Und Erfolg hat sie immer noch. So ist der deutsche Maschinen- und Anlagenbau unverändert die Nummer Eins im Export. Jede sechste weltweit exportierte Maschine, Anlage oder Komponente stammte 2012 aus deutscher Produktion. In 16 von 31 Fachzweigen sind deutsche Hersteller weltweit die Nummer eins. In weiteren neun Teilbranchen rangiert Deutschland immerhin noch unter den ersten drei.

Doch China holt auf: Die dortigen Maschinenbauer haben sich 2012 mit einem Welthandelsanteil von gut elf Prozent knapp an Japan vorbei auf Platz drei der Rangliste der erfolgreichsten Maschinenexporteure geschoben. Chinesische Hersteller sind aktuell bereits in sieben Sparten auf Rang eins.

Absage an Steuererhöhungen

Damit der deutsche Maschinenbau seine Ausnahmestellung behält, will Festge sich verstärkt um die Felder Bildung, Ausbildung und Wirtschaftspolitik kümmern. "Wir wollen dafür sorgen, dass wir mehr Freiheiten für unser Tun bekommen, dass wir weniger Staat haben, weniger Regulierung, weniger Einschränkung und Reglementierung."

Von einer künftigen Bundesregierung verlangt er insbesondere Augenmaß in Sachen Unternehmensbesteuerung. "Der Staat hat im Moment die höchsten Steuereinnahmen, die es in der Geschichte Deutschlands gab. Es gibt keine Notwendigkeit, diese noch zu erhöhen. Denn jede Erhöhung von Steuern bedeutet für den Mittelstand eine Reduktion von Investitionen. Und wir sind von diesen Investitionen abhängig, wenn wir auch in 10, 20 Jahren noch der Exportmotor der Deutschen Wirtschaft sein wollen."

Man müsse den überwiegend mittelständisch geprägten Maschinenbauern Luft zum atmen lassen, sagt Festge. Denn wenn ihm die Luft ausginge, brauche sich keiner zu wundern, wenn plötzlich Firmenkäufer aus China vor der Tür stünden: "Das Problem ist ja nur dann gegeben, wenn ein eigenkapitalschwaches Unternehmen in wirtschaftliche Not kommt, dann ist es bereit, zu verkaufen, auch an Ausländer, auch an die Chinesen. Wenn es gesund und stark ist und wenn es Spaß macht, in Deutschland Unternehmer zu sein, dann sehe ich die Gefahr nicht."

Mehr in Ausbildung investieren

Das zweite Feld, auf dem Festge seine Branche zukunftssicher machen will, ist die Bildung und die Ausbildung. " Wir müssen in Deutschland die Alterspyramide im Auge haben und dafür sorgen, dass mehr junge Leute besser ausgebildet werden. Dass wir unseren Vorteil der deutschen Neugier weiter pflegen, dass wir auf der Basis des Dualen Ausbildungssystems weiter gehen. Es ist das erfolgreichste Ausbildungssystem weltweit."

Doch das reicht nicht, ist Festge überzeugt. Denn auch auf den deutschen Exportmärkten in Asien und Amerika müssten die deutschen Maschinenbauer mehr Menschen qualifizieren - "damit auch unsere Kunden gute Leute bekommen. Wir müssen uns darum kümmern, dass unsere Kunden von uns geschult werden, mit unseren Maschinen so umzugehen, dass sie die Produktivität bekommen, die wir ihnen versprochen haben."