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KonflikteUkraine

Ukraine: Militär-Kooperation mit Schweden vereinbart

Veröffentlicht 19. August 2023Zuletzt aktualisiert 19. August 2023

Der ukrainische Präsident Wolodomyr Selenskyj vereinbart in Stockholm eine bilaterale Zusammenarbeit beim Panzerbau. Bei einem russischen Raketenangriff auf Tschernihiw werden sieben Menschen getötet. Unser Überblick.

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Schweden I Der ukrainische Präsident Zelenskiy besucht Schweden
Der schwedische Ministerpräsident Ulf Kristersson begrüßt Präsident Wolodymyr Selenskyj Bild: Jonas Ekstromer/TT News Agency/REUTERS

 

Das Wichtigste in Kürze:

  • Schweden und die Ukraine wollen künftig beim Panzerbau zusammenarbeiten
  • Tote und Verletzte bei Raketeneinschlag in Nordukraine 
  • Biden: Kriegsfolgen gehen "weit über Europa hinaus"
  • "NYT": Schon fast 500.000 Soldaten wurden Kriegsopfer
  • Rheinmetall wird bald Panzer in Ukraine instand setzen

 

Bei seinem Besuch in Stockholm hat sich der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bei der Regierung für die Unterstützung durch das skandinavische Land bedankt. Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz sagte Regierungschef Ulf Kristersson, beide Seiten hätten eine Absichtserklärung zur gemeinsamen Produktion, Training und Instandhaltung des schwedischen Panzers Combat Vehicle 90 unterzeichnet. "Die Ukraine kämpft für uns, für alle europäischen Demokratien", sagte Kristersson.

Ukrainische Piloten haben nach Angaben von Präsident Selenskyj bereits Ausbildungen auf schwedischen Kampfjets Saab JAS 39 Gripen begonnen. Eine mögliche Lieferung derartiger Flugzeuge an die Ukraine werde auch zentraler Teil seiner Gespräche mit weiteren schwedischen Politikern sein, sagte der Präsident bei der Begegnung mit Kristersson. Dieser ging nicht auf die Forderung Selenskyjs nach der Lieferung der Jets ein. Schweden hatte im Juni ukrainische Piloten zu Testflügen auf den Jets des Herstellers Saab eingeladen, zugleich aber erklärt, es benötige alle eigenen Flugzeuge dieses Modells selbst. Begleitet wurde Selenskyj bei dem Besuch in Schweden von seiner Frau Olena Selenska.

Deutschland NATO Manöver Air Defender 2023 - JAS-39 (JAS 39) Gripen - KEIN Eurofighter
Ein Kampfjet schwedischer Bauart vom Typ JAS-39 GripenBild: Gregor Fischer/dpa/picture-alliance

Dagegen hatten Dänemark und die Niederlande ihre Bereitschaft zur Lieferung des Kampfjets F-16 aus US-amerikanischer Produktion erklärt. Innerhalb der NATO hatte sich im Sommer eine von den beiden Ländern geführte Koalition gebildet, um ukrainische Piloten an der F-16 auszubilden. Auch Belgien und Norwegen gelten als mögliche Lieferanten der US-Jets.

Selenskyj kündigte an, bereits am Sonntag Gespräche mit "anderen Ländern zu führen, die uns unterstützen, damit sie uns die notwendige Ausrüstung liefern, um diesen Krieg zu gewinnen". Ob Selenskyj noch weitere nordische Länder besuchen will, ist unklar. Der schwedischen Nachrichtenagentur TT zufolge bereitete sich aber Dänemark auf einen Besuch vor.

Die Ukraine verteidigt sich seit mittlerweile knapp 18 Monaten gegen den russischen Angriffskrieg. Schweden wiederum hat sich angesichts der russischen Aggression zu einem NATO-Beitritt entschlossen.

Blutiger russischer Raketenangriff auf Tschernihiw

Die russische Armee hat nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj das Zentrum der Stadt Tschernihiw in der Nordukraine angegriffen. Wie Selenskyj in den Onlinediensten Telegram und X, dem früheren Twitter, mitteilte, seien ein Platz, die Polytechnische Universität und ein Theater getroffen worden. Das ukrainische Innenministerium spricht von sieben Todesopfern und mehr als 120 Verletzten.

Erhebliche Schäden am Dach eines Gebäudes
Raketenangriff auf Tschernihiw Bild: Vladyslav Savenok/REUTERS

Der Gouverneur der gleichnamigen Region Tschernihiw, Wjatscheslaw Tschaus, hatte zuvor erklärt, die Stadt sei wahrscheinlich von einer ballistischen Rakete getroffen worden. Er rief die Bewohner via Telegram dazu auf, in Schutzräumen zu bleiben. Tschernihiw liegt rund 150 Kilometer nördlich der Hauptstadt Kiew in Richtung der Grenze zum mit Russland verbündeten Belarus

Selenskyj: "diplomatischer Erfolg"

Die Führung der Ukraine sieht Fortschritte in ihrem Streben nach westlichen Sicherheitsgarantien, die das Land vor einer künftigen Aggression Russlands schützen sollen. Präsident Wolodymyr Selenskyjsprach in seiner täglichen Videobotschaft von einem "diplomatischen Erfolg". Inzwischen hätten sich 18 Staaten der Erklärung der sieben führenden demokratischen Industrienationen (G7) zu solchen Garantien angeschlossen. Details nannte er nicht.

Ukraine Kiew | Videoansprache Wolodymyr Selenskyj
Wolodymyr Selenskyj bei seiner Ansprache am FreitagabendBild: president.gov.ua

Der Leiter des Präsidialamtes in Kiew, Andrij Jermak, teilte im Nachrichtenkanal Telegram mit, dass mit den USA und Großbritannien bereits Verhandlungen über Sicherheitsgarantien liefen. Beginnen sollten demnach bald auch Gespräche mit anderen G7-Staaten. Bis Jahresende sollten die ersten bilateralen Vereinbarungen unterzeichnet sein, so Jermak. Es gehe darum, nach Ende der russischen Invasion keinen neuen Krieg und keine Wiederholung der Aggression Moskaus zuzulassen.

Biden: Kriegsfolgen gehen "weit über Europa hinaus"

Der russische Einmarsch in die Ukraine betrifft nach Auffassung von US-Präsident Joe Biden nicht nur Europa. "Diese Art von Invasion hat es seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr gegeben", erklärte Biden nach einem Gipfeltreffen mit Japans Regierungschef Fumio Kishida und dem südkoreanischen Präsidenten Yoon Suk Yeol in Camp David.

USA Gipfeltreffen in Camp David PK
Joe Biden (M.) mit seinen Gästen bei einer Pressekonferenz in Camp DavidBild: Andrew Harnik/AP/dpa/picture alliance

Es sei nach Kriegsbeginn entscheidend gewesen, "deutlich zu machen, dass die Folgen eines Krieges weit über Europa hinausgehen", sagte Biden auch mit Blick darauf, was es bedeuten würde, wenn ein asiatisches Land ein anderes Land in der Region derart angreifen würde. "Wenn wir stillhalten würden, welches Signal würde das an China in Bezug auf Taiwan senden?", fragte der amerikanische Präsident.

"NYT": Schon fast 500.000 Soldaten wurden Kriegsopfer

Im Ukraine-Krieg könnten nach einer Schätzung der Vereinigten Staaten schon insgesamt fast eine halbe Million Soldaten getötet oder verwundet worden sein. Die Zahl dürfte sich 500.000 nähern, wurden US-Regierungsbeamte von der Zeitung "New York Times" (NYT) zitiert. Sie warnten zugleich, dass die Verluste schwer zu schätzen seien, da Kiew keine Zahlen veröffentliche und vermutet werde, dass Moskau zu geringe Toten- und Verletztenzahlen nennt.

Dem Bericht zufolge gehen die US-Beamten auf russischer Seite von 120.000 getöteten und 170.000 bis 180.000 verwundeten Soldaten aus. Für die Ukraine sprachen sie demnach von etwa 70.000 getöteten und 100.000 bis 120.000 verletzten Soldaten. Unabhängig überprüfen lassen sich diese Zahlen nicht.

Russland ködert Soldaten mit Extrageldern

Rheinmetall wird Panzer in Ukraine instand setzen

Der deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall will in wenigen Tagen die Instandsetzung von Panzern in der Ukraine aufnehmen. "Wir werden noch diesen Monat mit dem Service beginnen", sagt Vorstandschef Armin Papperger der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". "Die ersten zwölf ukrainischen Mitarbeiter haben ihre Ausbildung in Deutschland abgeschlossen, jetzt kommen die nächsten zwölf."

Die angekündigte Panzerproduktion in der Ukraine solle bald folgen. "Das kann schnell gehen, es gibt dort genügend gut ausgestattete Panzerfabriken aus Sowjetzeiten. Die wollen wir anmieten und auf ein oder zwei Produktionslinien dann Fahrzeuge mit NATO-Standard fertigen."

Kiew: "Wunderbare Neuigkeiten" in Sachen F-16

Die Ukraine hat die grundsätzliche Zustimmung der USA für die Weitergabe von Kampfjets des Typs F-16 an Kiew durch die Niederlande und Dänemark begrüßt. Dies seien "wunderbare Neuigkeiten", schrieb der ukrainische Verteidigungsminister Oleksij Resnikow im Onlinedienst X (vormals Twitter). Genaue Liefertermine gibt es bislang allerdings noch nicht.

Zuvor hatte die Regierung in Washington deutlich gemacht, sie werde grünes Licht für die Verlegung von F-16-Kampfjets geben, sobald ukrainische Piloten dafür ausgebildet seien. Ein Sprecher des US-Außenministeriums sagte, Dänemark und die Niederlande hätten diesbezüglich "formelle Zusicherungen" erhalten. Auf diese Weise könne die Ukraine "ihre neuen Fähigkeiten voll ausschöpfen, sobald die erste Gruppe von Piloten ihre Ausbildung abgeschlossen" habe. Die F-16 würden zu den Verteidigungs- und Abschreckungsfähigkeiten der Ukraine beitragen, fügte der Sprecher hinzu.

Die US-Genehmigung erlaube ihrem Land nun, "die Dinge in der Frage der Ausbildung ukrainischer Piloten zu einem guten Ende zu bringen", erklärte die niederländische Verteidigungsministerin Kajsa Ollongren. Der Nachrichtenagentur ANP sagte sie allerdings: "Alles braucht seine Zeit." Es werde mehrere Monate dauern, bis die Niederlande tatsächlich F-16 entsenden könnten.

F-16-Kampfjets
F-16-Kampfjets bei einer Luftwaffenübung (Archiv)Bild: Ahn Young-joon/AP Photo/picture alliance/dpa

Russland hatte im Juli erklärt, es werde an die Ukraine gelieferte F16-Kampfjets aufgrund ihrer Fähigkeit, Atomwaffen zu transportieren, als "nukleare Bedrohung" betrachten. Allein den Besitz solcher Jets durch die ukrainische Armee werde Moskau als "eine Bedrohung durch den Westen im nuklearen Bereich" ansehen, sagte Außenminister Sergej Lawrow.

Moskau belegt weitere Briten mit Sanktionen

Russland hat Sanktionen gegen den Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofes (IStGH), Karim Khan, sowie mehrere britische Regierungsverantwortliche, Journalisten und PR-Leute erlassen. Das russische Außenministerium begründete das Vorgehen mit Londons "unerschütterlicher militärischer Unterstützung" für Kiew und der "aggressiven Umsetzung (...) einer feindseligen anti-russischen Politik".

Insgesamt wurden weitere 54 Menschen auf die russische Sanktionsliste gesetzt. Aufgeführt sind dort inzwischen mehr als 300 Briten. IStGH-Chefankläger Khan, ebenfalls Brite, hatte Mitte März einen Haftbefehl gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin wegen der "illegalen Deportation" tausender ukrainischer Kinder im Zuge des Ukraine-Krieges ausgegeben.

Ukraine und Rumänien wollen Transporte erleichtern

Angesichts der angespannten Lage im Schwarzen Meer möchten die Ukraine und Rumänien ihre Zusammenarbeit bei Warentransporten verstärken. Beide Länder hätten eine Vereinbarung unterzeichnet, "das den zuverlässigen Transit ukrainischer Waren gewährleistet", erklärte der ukrainische Ministerpräsident Denys Schmyhal nach einem Treffen mit seinem rumänischen Kollegen Marcel Ciolacu in Bukarest. Entlang der gemeinsamen Grenze sei die Einrichtung neuer Kontrollpunkte für den Verkehr auf den Straßen, Schienen und der Donau geplant. Ciolacu kündigte an, Rumänien wolle die Menge des durch sein Land transportierten ukrainischen Getreides von derzeit zwei Millionen auf vier Millionen Tonnen monatlich verdoppeln.

Im Visier Moskaus: ukrainische Hafenstädte an der Donau

Die Donau-Häfen an der Grenze zu Rumänien sind seit Russlands Ausstieg aus dem Getreideabkommen zu einem wichtigen Umschlagplatz für ukrainisches Getreide geworden. Der Deal hatte der Ukraine trotz des Krieges den Transport von Getreide über das Schwarze Meer ermöglicht. Seit das Abkommen ausgelaufen ist, attackiert Russland verstärkt die ukrainische Hafeninfrastruktur am Schwarzen Meer und an der Donau.

se/wa/cw/kle/hf (dpa, afp, rtr)

Dieser Artikel wird am Tag seines Erscheinens fortlaufend aktualisiert. Meldungen aus den Kampfgebieten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.