1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Türkei wegen BND verärgert

18. August 2014

Nach Berichten über eine Bespitzelung der Türkei durch den BND hat die Regierung in Ankara den deutschen Botschafter zum Gespräch bestellt. Berlin schweigt zu den Berichten über die Aktivitäten des Auslandgeheimdiensts.

https://p.dw.com/p/1CwUd
Eberhard Pohl, deutscher Botschafter in der Türkei (Archivbild Anadolu Agency)
Bild: picture alliance/Anadolu Agency

Das türkische Außenministerium hat der Bundesregierung vorgeworfen, mit der Bespitzelung der Türkei durch den Bundesnachrichtendienst (BND) die Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern aufs Spiel zu setzen. Die Abhöraktion sei den engen Beziehungen zwischen den beiden Nato-Partnern nicht angemessen und schade den gemeinsamen Anstrengungen zur Erhaltung der internationalen Sicherheit und Stabilität, erklärte das Ministerium in Ankara. Der BND-Lauschangriff müsse sofort gestoppt werden.

Dies sei dem deutschen Botschafter in Ankara, Eberhard Pohl, deutlich zu verstehen gegeben worden, erklärte das türkische Außenamt weiter. Selbst wenn sich in den Berichten über die BND-Aktion nur ein Körnchen Wahrheit befinde, biete sich eine "schlimme Lage", die von Deutschland erläutert werden müsse. Zwischen Freunden und Verbündeten sei ein solches Vorgehen inakzeptabel.

"Freundschaftliches Gespräch"

Das Auswärtige Amt bestritt, dass Pohl in Ankara "einbestellt" worden sei. Der Botschafter habe mit einem Vertreter des türkischen Außenministeriums vielmehr ein Gespräch "in freundlicher Atmosphäre" geführt, sagte AA-Sprecher Martin Schäfer in Berlin. Im türkischen Außenministerium hieß es dagegen, der deutsche Vertreter sei "einbestellt" worden - ein solches scharfes Signal wäre unter Verbündeten ungewöhnlich.

Nach einem Bericht des Magazins "Der Spiegel" überwacht der deutsche Auslandsgeheimdienst im Auftrag der Bundesregierung seit Jahren die Türkei. "Der Spiegel" und andere Medien hatten am Wochenende außerdem gemeldet, dass der BND bei seiner Spionage im Nahen Osten als sogenannten Beifang Telefonate von US-Außenminister John Kerry und seiner Vorgängerin Hillary Clinton aufgezeichnet habe. In einem Fall sei ein Gespräch Clintons nicht sofort gelöscht worden.

Kein Kommentar aus Berlin

Die Bundesregierung lehnte es ab, sich zu diesen Medienberichten zu äußern. Der geeignete Ort dafür sei das Bundestags-Gremium zur Kontrolle der Geheimdienste, sagte die stellvertretende Regierungssprecherin Christiane Wirtz in Berlin. Sie könne die Medienberichte in keiner Weise bestätigen.

Gleichzeitig erklärte Wirtz aber, die Regierung habe die Geheimdienst-Kontrolleure des Parlaments bereits im Juli von sich aus über einen Teil des Sachverhalts unterrichtet, der am Wochenende Gegenstand der Berichterstattung gewesen sei. Die Unterrichtung über alles Weitere werde "zeitnah" folgen. Nähere Angaben machte die Sprecherin nicht.

wl/qu (dpa, afp, rtr)