Die weltbeste Biernase kommt aus Italien
15. September 2015"Bier ist nicht gleich Bier!", schmunzelt der 38-Jährige. Er schwenkt das bauchige Bierglas, hält es gegen das Licht, senkt tief die Nase hinein, schnuppert, nippt und befindet, noch vernehmlich schmatzend: "Ein edler Tropfen!" Riva muss es wissen. Er ist ausgebildeter Sommelier für Bier, einer von 65 in Italien und der beste von rund 1800 weltweit.
Erst im Juli hat Riva die Weltmeisterschaft der Sommeliers für Bier gewonnen. Im brasilianischen Rio trat er gegen 53 Rivalen aus neun Nationen an. In sechs Disziplinen wurde gekämpft. Bierstile mussten erkannt, Biermarken zugeordnet werden. Das richtige Bier zum richtigen Essen galt es zu bestimmen. Auch die überzeugendste Präsentation wurde bewertet. Am Ende kam die beste Biernase der Welt diesmal nicht aus Deutschland oder Tschechien. Der deutsche Meister Markus Seiler und Deutschlands Vizemeister Guido Grothe mussten sich geschlagen geben – der Italiener Simonmattia Riva ist der weltbeste Bier-Sommelier.
Italiens neue Bier-Bewegung
Ein Zufall ist das nicht. In ganz Italien schießen derzeit kleine, regionale Biermanufakturen wie Pilze aus dem Boden. Rund 800 zählte der italienische Verband der Mikrobrauer zuletzt, Tendenz steigend. Mit 6000 verschiedenen Biersorten produzieren sie eine riesige Bier-Vielfalt – und damit Stoff für eine schnell wachsende Fangemeinde. "Wir haben hier eine neue Bier-Bewegung", sagt Riva. Seinen Job als Philosophielehrer hat er an den Nagel gehängt und betreibt inzwischen die "Bier-Garage", einen angesagten Bier-Pub in Bergamo.
Dass es immer mehr Bier-Sommeliers wie Simonmattia Riva gibt, kommt nicht von ungefähr. Pate steht vielmehr ein Welttrend: Biertrinker rund um den Globus greifen immer häufiger zu Edelbieren. Neben Pils, Export, Weißbier und ober- und untergärigen Biersorten ist die Sortenvielfalt von Bieren in den vergangenen Jahren förmlich explodiert, ebenso die Zahl der Brauereien. Verwertbare Zahlen stammen aus den USA, wo die Anzahl der Herstellerbetriebe von 40 im Jahr 1975 auf über 3500 Unternehmen im Jahr 2015 hochschnellte. Neue Biersorten wurden aus der Taufe gehoben. Edelbiere, sogenannte Craft-Biere, boomen - nach Branchenangaben mittlerweile auch in Deutschland.
"Nicht saufen, sondern genießen"
Bei Bierverkostungen in seiner "Bier-Garage" klärt Simonmattia Riva seine Gäste über Geschmack, Farbe, Konsistenz und Herstellungsweisen auf. Er berät Brauer über aussichtsreiche Geschmacksvarianten. Ob herb, malzig, hopfig oder süffig, ob nach Schokolade oder Früchten schmeckend - der Aromenvielfalt beim Bier sind keine Grenzen gesetzt. Der Biersommelier erkennt sie alle. Auch tourt er durch Restaurants, wo er schon mal die passende Biersorte zur ausgewählten Speise empfiehlt. Riva versteht sich als Botschafter des Bieres, als ein Lotse im großen Biermeer. Seine Devise: "Nicht saufen, sondern genießen!"
Auch das Oktoberfest in München hat Riva mehr als einmal besucht. "Ein super Event", findet er. "Aber bevor etwas Ähnliches in Italien stattfindet, fließt noch viel Bier die Kehlen hinunter!"