Schützenfest: Anleitung zum Mitfeiern
Die Deutsche Schützentradition hat viel zu bieten: Mit Märschen, Blasmusik, Bier und Schützenkönigen beginnt auch das größte seiner Art in Hannover am 30. Juni. Hier finden Sie alles Wissenswerte rund ums Schützenfest.
Deutschlands Schieß-Tradition
Die Deutschen sind beim Thema Patriotismus eher zurückhaltend und haben strenge Waffengesetze. Dennoch haben sie eine jahrhundertealte Tradition der Schützenfeste und -vereine. Das Fest hat seinen Ursprung in mittelalterlicher Selbstverteidigung. Das größte Schützenfest findet in diesem Jahr vom 30. Juni - 9. Juli in Hannover statt.
Wie alles anfing
Im Mittelalter waren das heutige Deutschland und die Schweiz in zahlreiche Fürstentümer zersplittert. Zur Selbstverteidigung gab sich jedes Dorf eine Bauernmiliz. Die Schützen trafen sich zu Schieß-Wettbewerben. Dabei wurde natürlich gleich gefeiert. Das Foto zeigt ein mittelalterliches Schützenfest in der Schweiz.
Lokalpatrioten
Deutschland wurde erst relativ spät (1871) geeint. Parallel entwickelten sich regionale Zugehörigkeitsgefühle in den vielen Fürstentümern und Grafschaften. Selbst heute begegnet man verschiedenen Gerichten, Dialekten und Bräuchen innerhalb weniger Kilometer. Schützenfeste werden heute regional gefeiert, oft in Bayern, Niedersachsen, im Rheinland und im Sauerland.
Der Holzvogel
Einige Traditionen, vor allem die Kür des Schützenkönigs, bleiben gleich, egal, wo das Schützenfest stattfindet. Die Schützen zielen heute nicht mehr auf echte Vögel wie früher, sondern nehmen Holzattrappen von Vögeln oder anderen Tieren ins Visier. Sie schießen abwechselnd auf die Figur, und der Schütze, der das letzte Stück Holz zertrümmert, gewinnt.
Der Schützenkönig
Der Gewinner - hier eine Kür beim Oktoberfest in München - bekommt eine Königskette und behält sie sowie den Titel Schützenkönig für ein Jahr. Debatten lösten in der Vergangenheit einige schwule Schützenkönige aus. Für Aufregung sorgte auch der Fall eines westfälischen Schützenkönigs, dem wegen seines muslimischen Glaubens die Teilnahme am Bezirksschützenfest untersagt worden war.
Musik zur Tradition
Paraden mit Militärfanfare gehören natürlich zu jedem Schützenfest. Die Mitglieder des örtlichen Schützenvereins marschieren in ihren Uniformen und stellen ihre Auszeichnungen zur Schau. Umrahmt von Flaggenträgern spielt die Blaskapelle mit Trommlern traditionelle Volksmusik.
Her mit den Vögeln
Neben dem Messen der Kräfte und dem Marschieren in der Schützenparade gehört natürlich auch das Bier zu jedem Schützenfest. Jede Ehrenmedaille bietet eine gute Gelegenheit erneut anzustoßen. Die Schusswaffen sind heute weniger wichtig. Die Schützen sind angehalten, die meistens kleinkalibrigen Gewehre wegzupacken, bevor das Bier auf den Tisch kommt.
Seid auf der Hut!
Die Uniform der Schützen ist wichtig. Wer dem Dress Code nicht folgt, sticht heraus. Traditionell zeigen sich die Mitglieder in militärischen Uniformen mit Federhut und Abzeichen.
Massenhaft Medaillen
Anstecker an Hut und Jackett bezeugen die Treue zum Verein. Ehemalige Schützenkönige oder Erste Ritter (zweitbester Schütze) präsentieren damit auch ihre Siege. Auf den Ansteckern ist oft das vereinseigene Logo oder Wappen zu sehen. Die Medaillen ähneln häufig Armee-Auszeichnungen. Es gilt: je mehr, desto besser.
Das weltgrößte Schützenfest
Die zwei größten Schützenfeste der Welt finden in Hannover (30.Juni bis 9. Juli) und in Neuss (25. - 29. August) statt. Traditionelle Schützenfeste haben auch außerhalb Deutschlands Ableger gefunden, vor allem in Gegenden mit vielen Deutschen Einwanderern wie zum Beispiel in Australien, Brasilien und in Teilen der USA.