Real zerlegt die Bayern
29. April 2014"Die Hölle" sollte es für Real werden, hatte Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge versprochen. Doch es wurde eine für seine Münchener. Dabei hatte alles so gut angefangen: Die 68.000 Zuschauer besangen lautstark ihre "Europapokal-Sieger" und kurz vor Spielbeginn ertönte "Highway to hell". Dazu die imposante Choreographie, mit der die Südkurve ihre Mannschaft mit einem überdimensionalen Henkelpott noch einmal darauf aufmerksam machte, worum es hier heute ging. Doch es half nichts.
Bereits nach neun Minuten die erste Schrecksekunde für die Bayern. Manuel Neuer versuchte, knapp 18 Meter vor seinem Kasten etwas wagemutig mit dem Kopf zu klären, der Ball gelangte jedoch zu Bale, der aber drüber zog. Danach nahm das Spiel an Fahrt auf, mit teils hitzig geführten Zweikämpfen. Nach genau einer Viertelstunde die erste Ecke für Real - und prompt das 0:1. Ramos stieg höher als die gesamte Münchener Hintermannschaft und köpfte so stramm auf das Tor, dass Neuer keine Chance zur Abwehr blieb. Fünf Minuten später dann fast das gleiche Bild, diesmal durch einen Freistoß. Wieder ein ruhender Ball, wieder Ramos, wieder Kopfball, wieder Tor: 0:2.
Nichts zu holen für die Bayern
Nach nicht mal 20 Minuten lagen die Bayern also mit zwei Toren zurück. Jetzt mussten vier Tore her! Doch es wurde noch schlimmer. Einen Konter wie aus dem Lehrbuch vollendete Christiano Ronaldo (34.) mit seinem 15. Treffer im laufenden Champions-League-Wettbewerb zum 0:3. Spätestens jetzt war klar, für die Bayern war hier heute nichts zu holen. In Hälfte zwei passierte dann nicht mehr viel. Das Spiel plätscherte vor sich hin, bis zur 89. Minute: Christiano Ronaldo mit einem Freistoß, wie man ihn schon tausendmal gesehen hatte: Aus 24 Metern schoss er flach unter der Mauer hindurch - sein 16. Tor. Neuer war chancenlos. 0:4 war dann auch der Endstand.
"Müssen uns alle hinterfragen"
"Wir hatten uns viel vorgenommen, aber haben bei zwei Standardsituationen nicht aufgepasst. Wir haben unser Spiel viel zu offen gestaltet. Das ist eine große Enttäuschung, wir müssen uns alle hinterfragen. Aber wir dürfen jetzt nicht alles schlecht reden, was wir in den letzten zwei Jahren geleistet haben", sagte Bayern-Kapitän Philipp Lahm kurz nach Spielende beim ZDF. Auch Nationaltorwart Manuel Neuer analysierte nüchtern: "Wir haben keine Tore geschossen, deshalb sind wir ausgeschieden."
Rabenschwarzer Fußballabend
Die Bayern erlebten also einen rabenschwarzen Fußball-Abend. Die 0:4-Pleite ist die höchste Heimniederlage des deutschen Rekordmeisters in 48 Jahren Europapokal-Geschichte. Zuvor hatten die Münchener lediglich viermal 0:2 verloren, zuletzt am 13. März des vergangenen Jahres gegen den FC Arsenal. Real - bereits im Hinspiel mit 1:0 siegreich - greift am 24. Mai im Finale von Lissabon gegen den FC Chelsea oder den Stadtrivalen Atlético nach dem begehrten Henkelpott. Einziger Wehrmutstropfen für Real: Xabi Alonso handelte sich eine völlig unnötige Gelbe Karte ein (37.) und fehlt den Madrilenen im Finale. Mit seinen Saisontreffern 15 und 16 stellte Ronaldo einen neuen Torrekord in der Champions League auf. Zuvor hatte er gleichauf mit dem argentinischen Superstar Lionel Messi gelegen, der in der Saison 2011/12 für den FC Barcelana 14 Mal getroffen hatte.
Den Bayern bleibt nun noch Berlin - beim DFB-Pokalfinale am 17. Mai wartet Borussia Dortmund. Ein Sieg dort und die Bayern hätten "immerhin" das Double.