Tote Zivilisten bei Angriffen auf PKK
1. August 2015Bei den Angriffen am Samstagmorgen kamen laut Anwohnern mindestens acht Zivilisten ums Leben. Zudem seien sieben Menschen bei dem Bombardement kurz vor Sonnenaufgang verletzt worden. Die der PKK nahestehende Nachrichtenagentur Firat veröffentlichte Fotos von angeblichen Opfern in den Kandil-Bergen. Die Echtheit der Aufnahmen kann nicht überprüft werden.
Die Regierungen des Irak und der Autonomen Region Kurdistan riefen die Türkei auf, die Luftangriffe einzustellen. Beide Seiten sollten wieder über einen Frieden verhandeln, hieß es.
Der Präsident der autonomen Kurdenregion, Massud Barsani, forderte zugleich die PKK auf, das Gebiet im Nordirak zu verlassen. "Die PKK muss das Schlachtfeld von der irakischen Region Kurdistan fernhalten, damit keine Zivilisten Opfer dieses Krieges werden", erklärte Barsani laut einer Mitteilung seines Büros.
Angeblich schon 260 tote PKK-Kämpfer
Bei den türkischen Luftschlägen gegen PKK-Stellungen sind laut der amtlichen Nachrichtenagentur Anadolu bislang etwa 260 Kämpfer getötet und hunderte weitere verletzt worden. Unter den Verletzten soll auch Nurettin Demirtas sein, der Bruder des Vorsitzenden der türkischen Kurdenpartei HDP, Selahattin Demirtas, wie Anadolu ohne Angaben von Quellen berichtet. Die türkische Regierung weigert sich derzeit, Angaben zu den Opfern ihrer Luftangriffe zu machen.
Selahattin Demirtas räumte ein, dass sich sein Bruder den PKK-Kämpfern in den nordirakischen Kandil-Bergen angeschlossen hat. Dass er oder seine Partei selbst der PKK nahestehen, bestreitet er jedoch vehement. Wiederholt distanzierte er sich von jeder Form der Gewalt.
Gegen den HDP-Chef und die Co-Parteivorsitzende Figen Yuksekdag laufen derzeit in der Türkei Ermittlungen. Demirtas spricht von einer "schmutzigen Propaganda" von Staatschef Recep Tayyip Erdogan. Die HDP hatte bei den Parlamentswahlen im Juni mit 13 Prozent einen historischen Erfolg errungen und Erdogans islamisch-konservativer AKP damit die absolute Mehrheit verbaut.
Mehr Angriffe gegen die PKK als gegen den IS
Die Türkei hatte vor rund einer Woche damit begonnen, Stellungen der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien zu bombardieren. Gleichzeitig aber griff sie nach dem Anschlag auf zwei türkische Polizisten auch Basen der verbotenen PKK im Nordirak an und kündigte den Friedensprozess mit der Organisation auf. Die Regierung in Ankara spricht von einem "Krieg gegen den Terrorismus".
Seitdem griff die Luftwaffe den IS nur drei Mal an, die PKK hingegen dutzende Male. Allein am Freitag hatten türkische Kampfjets laut Anadolu 65 PKK-Ziele zerstört, darunter Waffenlager.
gri/fab (dpa, afp)