Südafrika: Das Zuma-Gupta-Konglomerat
3. November 2016Es ist eine Freundschaft, die lange zurückreicht: Immer wieder hat sich Südafrikas Präsident Jacob Zuma in den vergangenen Jahren mit den Geschäftsleuten Ajay, Atul und Rajesh Gupta auf Galaveranstaltungen und Geschäftsempfängen gezeigt. Doch die Anzeichen verdichten sich, dass die Beziehungen nicht von rein privater Natur waren: Ein jetzt veröffentlichter Untersuchungsbericht der unabhängigen Anti-Korruptions-Behörde sieht klare Hinweise darauf, dass Zuma den Gupta-Brüdern unzulässig Einfluss auf die Ernennung von Ministern und Top-Managern gewährt hat - und fordert eine Einleitung unabhängiger gerichtlicher Untersuchungen binnen einem Monat.
Der skandalumwitterte Präsident hatte zunächst versucht, die Veröffentlichung des Berichts zu verhindern, den die Behörde unter Führung von Ombudsfrau Thuli Madonsela verfasst hatte. Erst am Mittwoch zog er seine Beschwerde zurück. Zuma bestreitet, der Familie unangemessenen Einfluss gewährt zu haben. Die Guptas wiederum streiten ab, diesen Einfluss gesucht zu haben. Diesen Standpunkt werde man bei der bevorstehenden Untersuchung verteidigen, sagte ihr Anwalt, Gert van der Merwe. Die Guptas unterhalten seit mindestens zehn Jahren politische Beziehungen zu Mitgliedern des regierenden African National Congress (ANC).
Indisches Geschäftsreich
Die Brüder Ajay, Atul und Rajesh Gupta - alle in ihren Vierzigern - zogen 1993 aus Nordindien nach Südafrika - auf Anregen ihres Vaters, der glaubte, Südafrika würde das "Amerika der Welt" werden. Das Land befand sich damals im Umbruch. Die Apartheid war vorbei und wurde 1994 von einer ANC-Regierung abgelöst. In ihrer Heimat waren die Guptas kleine Geschäftsmänner - in Südafrika gründete Atul Gupta das neue Familiengeschäft "Sahara Computers".
Die Guptas bauten sich ein Wirtschaftsimperium mit rund 10.000 Mitarbeitern auf. Ihr riesiges privates Anwesen liegt in dem vornehmen Johannesburger Vorort Saxonworld. Ihr Geschäftsreich umfasst Computeranlagen, Medien und Minengeschäfte. Den Guptas gehören die südafrikanische Tageszeitung "The New Age" und das "African News Network" (ANN), ein 24-Stunden-Nachrichtenkanal in Johannesburg. Auch für Technologie, Luftfahrt und den Energiesektor zeigten sie bereits Interesse.
Machtmissbrauch
2013 kamen erstmals Bedenken wegen unangemessener Einflussnahme auf. Ein Flugzeug der Familie war mit Hochzeitsgästen auf dem Waterkloof-Luftstützpunkt in der Nähe von Pretoria gelandet. Die Militärbasis ist eigentlich für Staatsoberhäupter und diplomatische Delegationen reserviert. Der Konvoi mit 200 Hochzeitsgästen in Luxuskarossen wurde von der Polizei zu einem Ferienresort im nahegelegenen Rustenburg eskortiert. Südafrikaner fragten sich, wer ihnen die Erlaubnis gegeben hatte, auf dem Militärflughafen zu landen.
Der regierende ANC stimmte mit der Democratic Alliance (DA) überein, dass dies ein krasser Machtmissbrauch sei - begangen durch eine Familie, die eine auffallende Nähe zu Südafrikas Präsidentenfamilie pflegte. Eine von Präsident Zumas Frauen, Boni Ngema-Zuma, arbeitete zu dem Zeitpunkt in einer von den Guptas geführten Mine. Die Gupta-Brüder sollen ihre Villa bezahlt haben, stritten das aber ab. Die Tochter des Präsidenten, Duduzile Zuma, war Direktorin bei Sahara Computers und Duduzane Zuma, einer seiner Söhne, war der Direktor von mehreren Gupta-Firmen. Duduzile Zuma war 2008 zur Direktorin ernannt worden - sechs Monate nachdem ihr Vater zum ANC-Präsidenten gewählt worden war. Die Zuma-Geschwister haben ihre Posten mittlerweile niedergelegt.
Kabinettsposten
Der Bericht der Anti-Korruptionsbehörde legt nahe, dass die Gupta-Brüder großen Einfluss auf die Ernennung von Ministern nehmen konnten. Dafür soll Zuma gesorgt haben. Vize-Finanzminister Mcebisi Jonas sagte der Untersuchungskommission, ein Mitglied der Gupta-Familie habe ihm angeboten, ihn auf den Ministerposten zu befördern. Jonas lehnte ab. Daraufhin soll Ajay Gupta ihm 600 Millionen Rand (knapp 40 Millionen Euro) angeboten haben und ihn gefragt haben, ob er eine Tasche habe, um das Geld zu transportieren.
"Beunruhigend" ist in den Augen der Ombudsfrau auch, dass David van Rooyen, damals ein unbekannter Zuma-Anhänger, engen Kontakt zu den Guptas hielt. Das habe man durch Telefonaufzeichnungen belegen können. Van Rooyens Ernennung zum Finanzminister sorgte im vergangenen Jahr für einen nationalen Aufschrei und ließ sogar die Landeswährung einbrechen. Zuma ersetzte van Rooyen wenige Tage später durch Pravin Gordhan.