Super Tuesday: Ein guter Abend für Joe Biden
4. März 2020Im US-Präsidentschaftsrennen der Demokraten hat der frühere US-Vizepräsident Joe Biden bei den Vorwahlen am Super Tuesday eine unerwartete Siegesserie hingelegt. Zwischenergebnisse und Prognosen des Senders CNN zeigen, dass der moderate Kandidat die Bundesstaaten North Carolina, Virginia, Alabama, Tennessee, Minnesota, Oklahoma, Arkansas, Massachusetts und Texas für sich entscheiden konnte.
Der linksgerichtete Senator Bernie Sanders hat demnach drei Siege errungen: In seinem Heimat-Bundesstaat Vermont, in Colorado und in Utah. Die Senatorin Elizabeth Warren steckte eine herbe Niederlage ein und und kam in ihrem Heimat-Bundesstaat Massachusetts nach Prognosen nur auf Platz drei. Im Bundesstaat Maine liegen Biden und Sanders noch eng beieinander. Dort führt Biden im Moment mit nur 1,6 Prozentpunkten.
In Kaliforniern, dem Bundesstaat mit den meisten Delegierten, zeichnet sich ein Sieg für Sanders ab. Der linksgerichtete Politiker führt mit 9,5 Prozentpunkten. Da die Briefwahl in Kalifornien aber sehr beliebt ist, wird das offizielle Ergebnis erst in den kommenden Tagen erwartet.
Mit Abstimmungen in 14 Bundesstaaten war der Super Tuesday der wichtigste Tag im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten auf der Suche nach einem Herausforderer für Amtsinhaber Donald Trump. Beim Super Tuesday ging es insgesamt um die Stimmen von 1344 Delegierten für den Nominierungsparteitag der Demokraten im Sommer. Das ist mehr als ein Drittel aller regulären Parteitagsdelegierten. Allein Kalifornien stellt 415 Delegierte, in Texas sind es 228. Für die Nominierung als Präsidentschaftskandidat beim Parteitag in Milwaukee im Sommer braucht ein Bewerber 1991 von 3979 regulären Delegierten hinter sich.
"Wir sind besser als dieser Präsident"
Beflügelt von seinem bisherigen Erfolgskurs am Super Tuesday hat sich US-Präsidentschaftskandidat Joe Biden vor Anhängern siegessicher gezeigt. "Wir sind sehr lebendig", sagte der frühere US-Vizepräsident in Los Angeles. "Es ist ein guter Abend und er scheint sogar noch besser zu werden." Nicht umsonst werde die Abstimmung in 14 US-Bundesstaaten Super Tuesday genannt, sagte Biden. "Wir sind besser als dieser Präsident. Also steht wieder auf und nehmt euch das Land zurück", sagte Biden.
Auch Sanders zeigte sich sicher, das Rennen um die Nominierung der Demokraten gewinnen zu können. "Heute Abend sage ich euch mit absoluter Zuversicht, dass wir die demokratische Nominierung gewinnen werden und wir den gefährlichsten Präsidenten in der Geschichte dieses Landes schlagen werden", sagte Sanders in seinem Heimat-Bundesstaat Vermont.
Rückenwind für Biden
Vor dem Super Tuesday hatte Sanders bei den Demokraten nach vier Vorwahlen in Führung gelegen. Auch in nationalen Umfragen steht der 78-Jährige an der Spitze. Zuletzt hatte am Samstag allerdings Biden im südlichen Bundesstaat South Carolina deutlich gewonnen. Am Abend vor dem Super Tuesday hatte Biden zudem einen kräftigen Schub bekommen: Die ausgeschiedenen demokratischen Präsidentschaftsbewerber Pete Buttigieg, Amy Klobuchar und Beto O'Rourke riefen ihre Anhänger dazu auf, seine Kandidatur zu unterstützen.
Mit Spannung war erwartet worden, wie der Milliardär Michael Bloomberg in den Super Tuesday-Staaten abschneiden würde. Einen ersten Sieg konnte er zwar im Außengebiet Amerikanisch-Samoa verzeichnen - dort ging es allerdings lediglich um sechs Delegiertenstimmen. Der 78-Jährige stand am Dienstag erstmals auf den Wahlzetteln.
Trump nimmt es mit jedem auf
Nach dem Super Tuesday wird noch nicht entschieden sein, welcher Bewerber die Nominierung gewinnt. Die Abstimmungen sind dennoch enorm wichtig, da ein Bewerber sich klar vom Rest absetzen und dies seine Nominierung deutlich wahrscheinlicher machen könnte. Zudem haben die demokratischen Anwärter die Möglichkeit zu zeigen, ob sie - bei der Abstimmung in einer Vielzahl von Staaten mit sehr vielfältiger Bevölkerung - eine breite Wählerschaft ansprechen können.
Die Vorwahlen ziehen sich insgesamt noch bis Juni hin, bevor die Nominierungsparteitage der Parteien anstehen. Die Republikaner werden im August formell Trump zu ihrem Präsidentschaftskandidaten küren.
US-Präsident Trump hat innerhalb seiner Partei keine ernstzunehmende Konkurrenz. Die Republikaner haben daher in mehreren Bundesstaaten ihre Vorwahlen abgesagt. Am Dienstag hielten sie aber auch in fast allen Super Tuesday-Staaten Vorwahlen ab. Bis auf in Kalifornien - wo zunächst keine Ergebnisse vorlagen - erklärte Trump sich in allen Bundesstaaten zum Sieger. Er werde es mit jedem demokratischen Kandidaten aufnehmen, sagte Trump in Washington. "Wer auch immer es ist, das ist mir egal." Er stehe auch "sehr gerne" bereit, mit jedem möglichen demokratischen Kandidaten zu Fernsehdebatten anzutreten. Die Republikaner wollen im August in Charlotte formell Trump zu ihrem Präsidentschaftskandidaten küren.
pgr/se (dpa, afp, rtr)