Deutscher Arbeitsmarkt braucht mehr Zuwanderer
27. März 2015Deutschland ist laut einer neuen Studie spätestens in zehn Jahren auf mehr Arbeitskräfte aus dem Ausland angewiesen als bisher. Das haben Experten des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung sowie der Hochschule für angewandte Wissenschaften in Coburg im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung herausgefunden. Nur wenn langfristig pro Jahr durchschnittlich 533.000 mehr Menschen zu- als abwandern, lasse sich der Wegfall der in den 1950er und 60er Jahren Geborenen ausgleichen.
Arbeitsmarkt ohne Babyboomer
Zuletzt hat Deutschland eine solche Quote nicht erreicht: 2014 kamen netto etwa 470.000 Zuwanderer. Im Schnitt der letzten 60 Jahre waren es sogar nur 200.000. Die Arbeitsmarktforscher prognostizieren, dass die Zahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter ohne Zuwanderung von heute circa 45 Millionen auf 29 Millionen im Jahr 2050 sinken würde - ein Rückgang um 36 Prozent. Das hinge besonders damit zusammen, dass die Generation der geburtenstarken Jahrgänge bis 2030 das Rentenalter erreicht haben wird.
Die meisten Zuwanderer kommen im Moment aus EU-Staaten nach Deutschland. 2013 wanderten 300.000 Menschen mehr ein als aus. Weil in ganz Europa die Bevölkerung schrumpfe und bei wirtschaftlicher Erholung in den EU-Krisenländern der Anreiz sinke, nach Deutschland zu kommen, lässt sich dieses Rekordhoch laut Studie nicht halten. Die Autoren gehen vielmehr davon aus, dass im Jahr 2050 nur noch 70.000 Menschen aus anderen EU-Ländern nach Deutschland kommen werden.
Zuwanderer "erwünscht"
"Wir müssen jetzt die Weichen stellen, damit Deutschland als Einwanderungsland auch für Drittstaatler attraktiver wird", teilte Jörg Dräger, Vorstandsmitglied der Bertelsmann-Stiftung, mit. Es brauche ein verständliches Einwanderungsgesetz, das deutlich mache, dass qualifizierte Zuwanderer in Deutschland nicht nur erlaubt, sondern erwünscht seien. Ein solches Gesetz müsse Einwanderern auch Perspektiven für langfristige Aufenthalte und zügigere Einwanderung bieten.
nin/cr (dpa, epd)