Straße von Hormus: Zeichen größter Anspannung
20. Juli 2019Höchste Anspannung kennzeichnet die Lage am Persischen Golf. In den vergangenen zwei Tagen haben immer neue Krisenmeldungen die Weltöffentlichkeit aufgeschreckt. Dazu trägt die Wortwahl der Beteiligten maßgeblich bei.
Von einem "Angriff" sprach der Eigner des britischen Tankers, der von iranischen Revolutionsgarden nach deren Worten "beschlagnahmt" wurde. Die "Stena Impero" habe gegen "internationale maritime Regeln" verstoßen, hieß es zunächst von iranischer Seite. Auch ein zweites britisches Schiff war vom Iran mehrere Stunden an der Weiterfahrt gehindert worden, befindet sich inzwischen jedoch außerhalb iranischer Hoheitsgewässer.
Die britische Regierung warnte Teheran vor "ernsthaften Konsequenzen". Die Festsetzungen der Schiffe sei "inakzeptabel", sagte Außenminister Jeremy Hunt. Wenige Stunden zuvor hatte der Oberste Gerichtshof von Gibraltar beschlossen, den Anfang Juli im Mittelmeer aufgebrachten iranischen Öltanker "Grace 1" für weitere 30 Tage festzusetzen. Die Behörden des britischen Überseegebiets verdächtigen den Iran, Öl an Syrien liefern und damit internationale Sanktionen umgehen zu wollen. Teheran bezeichnet das Vorgehen Gibraltars als Akt der "Piraterie".
Am Donnerstag soll die "USS Boxer" eine iranische Drohne abgeschossen haben, die dem Kriegsschiff der US Navy "sehr, sehr nahe" gekommen sei, wie Donald Trump verkündete. Der US-Präsident sprach von einer "verteidigenden Maßnahme" seines Schiffes.
"Nicht ohne Sorge"
Jeder dieser Vorfälle ist nicht unabhängig überprüfbar. So behauptet Teheran, kein Fluggerät zu vermissen. Was immer die Amerikaner auch abgeschossen haben mögen, vielleicht war es "irrtümlich" ihr eigenes Fluggerät, spottete der iranische Vize-Außenminister Abbas Araktschi.
Und der festgesetzte Öltanker "Stena Impero" soll nach neuester iranischer Darstellung in einen Unfall mit einem iranischen Fischerboot verwickelt gewesen sein. Als die Fischer einen Notruf abgesetzt hätten, habe der britische Tanker ihn ignoriert, sagte ein Vertreter der iranischen Hafen- und Seefahrtsbehörde der Nachrichtenagentur Fars. Der Tanker sei zur weiteren Untersuchung in den Hafen der Stadt Bandar Abbas gebracht worden. Alle 23 Besatzungsmitglieder müssen bis zum Ende der Untersuchung an Bord bleiben.
Die USA kündigten derweil die Stationierung von Soldaten in Saudi-Arabien an. Seit 2003 waren keine US-Truppen mehr beim iranischen Erzfeind präsent. Ziel sei eine "zusätzliche Abschreckung" im Angesicht glaubwürdiger neuer Bedrohungen und die "Verteidigung der Sicherheit und der Stabilität in der Region", heißt es aus Washington und Riad.
"Man kann nicht ohne Sorge in diese Region schauen", sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel auf ihrer Sommerpressekonferenz.
rb/AR (afp, ap, dpa, rtr)