Irans Charmeoffensive in den USA
19. Juli 2019Nach dem Abschuss einer US-Drohne durch den Iran vor einem Monat soll nun das US-Marineschiff "USS Boxer" eine iranische Drohne abgeschossen haben. Das behauptet US-Präsident Donald Trump. Er sprach von einer Provokation durch die iranische Revolutionsgarde, konnte aber noch keinen überzeugenden Beweis präsentieren.
Der iranische Außenminister Mohammed Dschavad Sarif dementiert: "Mir liegen keine Informationen über den Verlust einer eigenen Drohne vor". Dabei wirkt er auf dem Pressetermin in New York ganz entspannt und gelassen. Inzwischen stellt auch ein Sprecher der iranischen Streitkräfte die Sachlage richtig: "Alle iranischen Drohnen sind nach ihren Operationen im Persischen Golf wieder heil in die Militärbasen zurückgekehrt."
Seit vergangenem Sonntag ist Außenminister Sarif in New York unterwegs. Der offizielle Anlass für die Reise war die Versammlung des UN-Wirtschafts- und Sozialrats. Sarif darf sich nur in einem engen Radius rund um das UN-Hauptquartier in Manhattan bewegen. Beobachter vermuten, dass Sarif in New York ein Gipfeltreffen zwischen der iranischen und amerikanischen Staatsführung vorbereiten könnte. Beide Länder unterhalten seit 40 Jahren keine diplomatischen Beziehungen.
Kenner der US-amerikanischen Politikszene
Sarif hat knapp 30 Jahre in den USA gelebt. Er studierte an der University Denver Politik- und Rechtswissenschaften, wurde dort promoviert und war 2002 bis 2007 der iranische UN-Botschafter in New York. "Er kennt die USA und die US-Politik sehr gut", sagt Negar Mortazavi, eine iranisch-amerikanische Journalistin im DW-Interview, "jetzt in New York versucht er zu deeskalieren. Er scheint ernsthaft nach einem diplomatischen Weg zu suchen."
Nach einem Bericht des US-amerikanischen Nachrichtenportals Politico hat bereits in den USA der republikanischer Senator Rand Paul von Präsident Trump die Zustimmung erhalten, sich für die Verbesserung der iranisch-amerikanischen Beziehungen einzusetzen. Paul soll ein Treffen mit Sarif vorgeschlagen haben, um im Namen des Präsidenten die hochbrisante Lage zwischen den USA und dem Iran zu entschärfen. "Ich halte es für möglich, dass sie sich treffen. Rand Paul ist gegen einen bewaffneten Konflikt mit dem Iran. Auch Präsident Trump möchte keinen Krieg gegen den Iran führen", meint Mortazavi.
Annährungsversuche trotz maximalen Drucks
Allerdings sind US-Außenminister Mike Pompeo und der Nationale Sicherheitsberater John Bolton die Hardliner, die sich vor militärischer Gewalt nicht zurückschrecken. Beide treiben die Politik maximalen Drucks voran. Ihre öffentlichen Äußerungen legen nahe, dass sie einen Regimewechsel in Teheran anstreben. "Außenminister Sarif weiß das und versucht, durch viele Interviews mit englischsprachigen Medien seine Botschaften und Gesprächsbereitschaft direkt an Donald Trump zu senden", so Mortazavi weiter.
Zwar behauptete Irans geistliches Oberhaupt Ayatollah Ali Chamenei vor noch einem Monat, dass die Verhandlungen mit den USA nur Nachteile und keinerlei Nutzen bringen würden. "Es ist trotzdem vorstellbar, dass der Iran und die USA hinter geschlossenen Türen verhandeln", glaubt Kamran Matin, wissenschaftlicher Mitarbeiter für Internationale Beziehungen an der Universität von Sussex in England im DW-Interview. Auch während der 13-jährigen Verhandlungen über das Atomabkommen habe es direkte Gespräche und Geheimrunden gegeben, begründet Matin seine These. Ali Akbar Salehi, Chef der iranischen Atomenergiebehörde, gestand 2018 öffentlich, er sei mit den USA im direkten Gespräch gewesen, allerdings "nur mit Erlaubnis des religiösen Führers Ajatollah Chamenei. Und nur über das Atomprogramm", fügte er hinzu.