Silvio Berlusconi entgeht erneut Verurteilung
15. Februar 2023Ein Gericht in Mailand kam zu dem Schluss, dass der 86-Jährige unschuldig ist. Silvio Berlusconi habe keine Zeugen bestochen, damit sie die Unwahrheit über seine berüchtigten "Bunga Bunga"-Partys sagten. Die Ankläger hatten Berlusconi vorgeworfen, er habe im Zusammenhang mit den Partys mehr als ein Dutzend junger Frauen mit Geldzahlungen zu Falschaussagen verleitet.
Freispruch erster Klasse
Wie schon bei den ersten beiden Verfahren in der Affäre - in Siena und Rom - wurde der Milliardär vom Vorwurf der Zeugenbestechung freigesprochen und entgeht damit auch im diesmal einer Verurteilung und Haftstrafe. Auch 28 weitere Angeklagte wurden freigesprochen, darunter die Tänzerin Karima el-Mahroug alias Ruby Rubacuori.
Die damals 17-Jährige stand im Zentrum der Affäre. Berlusconi soll mit ihr ab 2010 Sex gegen Geld gehabt haben. Die gebürtige Marokkanerin hatte in einem aufgezeichneten Gespräch von regelmäßigen Orgien in Berlusconis Villa berichtet, war später aber zurückgerudert und hatte behauptet, sie habe sich alles nur ausgedacht. Gerichte hatten erfolglos versucht, Berlusconi nachzuweisen, dass er von el-Mahrougs Minderjährigkeit gewusst und einer Reihe von Zeugen Schweigegeld in Millionenhöhe gezahlt habe.
Der Fall hielt Italien mehr als ein Jahrzehnt in Atem. Berlusconi hatte die mutmaßlichen Sexpartys, die als "Bunga-Bunga" bekannt wurden, als "elegante Dinner" bezeichnet; das Geld, die Häuser und die Autos, die Zeugen von ihm bekamen, waren laut seinen Verteidigern Kompensationen für die Rufschädigung, die der Prozess mit sich bringe. Berlusconi stehe allein "wegen des Verbrechens der Großzügigkeit" vor Gericht, sagte Berlusconis Anwalt. Er sei "enorm zufrieden" mit dem jüngsten Richterspruch.
Von den Koalitionspartnern in derrechten Regierung in Rom wurde Berlusconi beglückwünscht, allen voran die Ministerpräsidentin Giorgia Meloni. Nach dem Freispruch sagte sie: "Das ist eine ausgezeichnete Nachricht."
Berlusconi war zwischen 1994 und 2011 dreimal Ministerpräsident in Italien. Wegen Dutzender Vorwürfe war er jedoch auch ein Dauergast vor Gericht, insgesamt gab es über 30 Strafverfahren gegen ihn. Die überwiegende Mehrheit seiner Prozesse hat Berlusconi gewonnen und nie Zeit hinter Gittern verbracht. Nach einer Verurteilung wegen Steuerhinterziehung wurde er ein Jahr von allen politischen Ämtern verbannt. Danach kehrte er auf die politische Bühne zurück und wurde 2022 als Senator wiedergewählt. Seine Partei Forza Italia ist an Melonis ultrarechter Regierungskoalition in Rom beteiligt.
qu/gri (dpa, afp, ap, rtr)