Putin: Krim-Annexion erfolgte spontan
15. März 2015"Wir dachten niemals an die Abspaltung der Krim von der Ukraine", sagte Russlands Präsident Wladimir Putin in der an diesem Sonntag ausgestrahlten Sendung "Krim - Der Weg zurück zur Heimat" des Staatsfernsehens. Bei den prowestlichen Protesten in der Ukraine sei aber "extremer Nationalismus" sichtbar geworden. "Erst dann, das will ich betonen, entstand der Gedanke, dass wir die Menschen in dieser Situation nicht alleinlassen können."
Während des Konflikts seien die etwa 20.000 Angehörigen der auf der Krim stationierten russischen Schwarzmeerflotte mobilgemacht worden, zudem hätten sich Dutzende Flugabwehrraketenkomplexe und andere schwere Waffen dort befunden, so Putin weiter. Russland habe aber keine "zusätzlichen Kontingente" eingeflogen. Die Soldaten hätten auch keinen Kampfauftrag gehabt, versicherte der Staatschef. Jedoch sei er sich in den Gesprächen mit westlichen Politikern unsicher gewesen, ob diese nicht doch militärisch eingreifen. "Nein, natürlich. Das konnte nicht klar sein", meinte Putin. Auf dem Höhepunkt der Krise habe er deswegen nicht ausschließen können, das Nukleararsenal der Atommacht notfalls in Bereitschaft zu versetzen.
Poroschenko will Fußball-WM-Boykott
Am 16. März 2014 hatte auf der Krim das von der ukrainischen Zentralregierung als verfassungswidrig kritisierte Referendum über den Beitritt der Halbinsel zu Russland stattgefunden. Genau ein Jahr später - an diesem Montag - wird der ukrainische Präsident Petro Poroschenko von Bundeskanzlerin Angela Merkel in Berlin empfangen. Schon vor dem Treffen forderte er eine Verlängerung der westlichen Sanktionen gegen Russland - mindestens bis zum Jahresende. Auch schlug Poroschenko vor, Russland das Austragungsrecht der Fußball-Weltmeisterschaft 2018 zu entziehen. "Ich denke, es muss über einen Boykott dieser WM gesprochen werden" sagte der Präsident. Vor dem Hintergrund des russischen Engagements in seinem Land halte er das Turnier in Russland "für undenkbar"
Die von Russland unterstützten Separatisten würden die vereinbarte Waffenruhe in der Ostukraine nicht einhalten und wohl auch nicht alle schweren Waffen von der Frontlinie abziehen, sagte Poroschenko der "Bild"-Zeitung (Montagsausgabe). Die prowestliche Führung in Kiew befolge hingegen das am 12. Februar in Minsk beschlossene Friedensabkommen, erklärte der ukrainische Staatschef.
Bereits am Sonntag besuchte Poroschenko in Dresden verletzte ukrainische Soldaten, die dort behandelt werden. In der Ostukraine kämpfen einem Zeitungsbericht zufolge mehr als 100 Deutsche aufseiten der prorussischen Separatisten. Es handele sich meist um Russlanddeutsche, viele seien ehemalige Bundeswehrsoldaten, berichtete die "Welt am Sonntag" unter Berufung auf Sicherheitskreise.
wa/cr (dpa, rtr, afp)