Papstbesuch geht zu Ende
25. September 2011Papst Benedikt XVI. beendet an diesem Sonntag (25.09.2011) seinen viertägigen Deutschlandbesuch. Zum Höhepunkt feierte er mit schätzungsweise 100.000 Gläubigen eine Heilige Messe auf dem Freiburger Flugplatz. Viele Pilger hatten lange Fußmärsche auf sich genommen, um zum Gelände des 'City-Airports' zu gelangen. In seiner Predigt forderte der Papst die katholische Kirche in Deutschland zur Umkehr und zur Papst-Treue auf. "Die Erneuerung der Kirche kann letztlich nur durch die Bereitschaft zur Umkehr und durch einen erneuerten Glauben kommen", sagte das Kirchenoberhaupt.
Nach der Messe steht ein Mittagessen mit den Mitgliedern der Deutschen Bischofskonferenz auf dem Programm. Am Nachmittag trifft Benedikt Bundesverfassungsrichter im Freiburger Priesterseminar und engagierte Katholiken im Konzerthaus, wo er eine Rede hält. Erwartet wird, dass der Papst dabei inhaltlich eine Brücke zu der Rede am vergangenen Donnerstag im Bundestag schlagen wird. In einer Zeremonie wird der Papst anschließend auf dem Flughafen Lahr von Bundespräsident Christian Wulff verabschiedet.
Papst feiert mit Jugendlichen
Am Samstag war der Papst in Freiburg von den Gläubigen überschwänglich gefeiert worden. 29.000 Pilger, vor allem Jugendliche, kamen zu einer stimmungsvollen Gebetsvigil mit dem katholischen Kirchenoberhaupt, zu der der 84-Jährige mit dem Papamobil fuhr. Es herrschte eine fröhliche Stimmung im Abendlicht. Wie zuvor schon bei der herzlichen Begrüßung am Freiburger Münster ertönten viele "Benedetto"-Rufe, später erleuchteten zehntausende Kerzen das Areal.
Bei der Vigil, einer liturgischen Gebetswache, rief der Papst die jungen Gläubigen zu einem entschiedenen Leben als Christen auf. Trotz technischer Fortschritte gebe es weiterhin "Krieg und Terror, Hunger und Krankheit, bittere Armut und erbarmungslose Unterdrückung". Zudem komme der Schaden der Kirche nicht von ihren Gegnern, sondern von den lauen Christen. Auf dem Freiburger Messegelände brannten zehntausende Lichter, um zu zeigen, dass Jesus als "Licht der Welt" die Finsternis erhellt.
Die gute Stimmung hielt die Jugendlichen aber nicht davon ab, vor dem Eintreffen des Papstes auch kritische Ansichten zu äußern. Die Veranstalter stellten Fragen, zu denen die Jugendlichen mittels zuvor verteilter roter und grüner Tüten ihre Meinung kundtun konnten. Die Menge signalisierte mit den Tüten, dass für sie die Unterscheidung in evangelisch und katholisch keine Rolle spielt, sie die Homosexualität nicht als Sünde sieht und Frauen in der katholischen Kirche eine größere Rolle spielen sollten.
Papst lehnt Strukturreformen der Laienvertetung ab
In einem Gespräch mit dem Präsidium des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) drückte der Papst seine Wertschätzung für das Engagement der Laienvertretung aus. Allerdings gab er auch zu verstehen, dass er die wiederholten Forderungen aus dem ZdK nach Strukturreformen in der Kirche für den falschen Ansatz halte. Es gebe in Deutschland einen Überhang an Strukturen gegenüber dem Geist. Die eigentliche Krise der Kirche in der westlichen Welt sei eine Krise des Glaubens: "Wenn wir nicht zu einer wirklichen Erneuerung des Glaubens finden, wird alle strukturelle Reform wirkungslos bleiben", sagte er.
Am Nachmittag empfing der Papst im Freiburger Priesterseminar Alt-Bundeskanzler Helmut Kohl mit seiner zweiten Frau Maike Kohl-Richter zu einer Privataudienz. Damit würdigte er die Verdienste des früheren CDU-Vorsitzenden um die deutsche und die europäische Einigung. Das 20-minütige Gespräch habe eine "persönliche und herzliche Atmosphäre" geprägt, sagte Papst-Sprecher Federico Lombardi laut Radio Vatikan. Über den Inhalt des Gesprächs wurde allerdings nichts mitgeteilt.
Orthodoxe Kirche der katholischen am nächsten
Der Papst traf sich auch mit Vertretern der Orthodoxen Kirche in Deutschland. "Unter den christlichen Kirchen und Gemeinschaften steht uns die Orthodoxie theologisch am nächsten", betonte er nach Angaben des Vatikans. Beide hätten "die gleiche altkirchliche Struktur"; sie dürften deshalb "hoffen, dass der Tag nicht zu fern ist, an dem wir wieder gemeinsam Eucharistie feiern können". Gerade auch die orthodoxen und orientalischen Christen träten für den Schutz des menschlichen Lebens ein. Zudem nannte Benedikt XVI. erneut es ein sehr wichtiges Anliegen, die "Einzigartigkeit der Ehe zwischen einem Mann und einer Frau vor jeglicher Missdeutung zu schützen". Am Vortag hatte er Hoffnungen vieler Protestanten auf mehr Miteinander mit den Katholiken nicht erfüllt.
Autorin: Annamaria Sigrist (dpa, rtr, dapd, afp, kna, epd)
Redaktion: Stephan Stickelmann