Olympia: Sorge vor Spionage in Peking
14. Januar 2022Bei den Olympischen Winterspielen in Peking werden den deutschen Olympia-Teilnehmern spezielle Mobiltelefone zur Verfügung gestellt. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) empfiehlt seinen Athleten diese wegen der Spionage-Gefahr zu benutzen und keine privaten Geräte zu verwenden. Das berichtete die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ) am Freitag. Auf den gestellten Geräten könnten die Sportler dann auch die von den Veranstaltern verpflichtende App My2022 installieren, ohne sich Sorgen machen zu müssen, dass über die App unbemerkt persönliche Daten abgerufen werden.
Vor den Olympischen Spielen in der chinesischen Hauptstadt gibt es immer wieder Warnungen, dass chinesische Geheimdienste sensible Daten von Handys, Tablets und Laptops auslesen könnten. In der My2022-App müssen alle Olympia-Teilnehmer medizinische Daten, zum Beispiel die Ergebnisse ihrer PCR-Tests auf das Coronavirus vor der Anreise und die Ergebnisse einer täglichen Fiebermessung eintragen.
Niederlande: Handys werden zerstört
Vor den Deutschen hatten die Briten angekündigt, ihren Sportlern für die Dauer der Wettbewerbe neue Mobiltelefone bereitzustellen, falls das gewünscht sei. "Wir haben Athleten und Betreuern praktische Ratschläge gegeben, damit sie selbst entscheiden können, ob sie ihre persönlichen Geräte zu den Spielen mitnehmen oder nicht", sagte ein Sprecher des britischen Nationalen Olympischen Komitees (NOK) der Zeitung "Guardian". "Denen, die ihre eigene Ausrüstung nicht mitnehmen möchten, haben wir vorübergehend Geräte zur Verfügung gestellt."
Das niederländische NOK ging noch weiter und rief Sportler und Betreuer laut der Zeitung "De Volkskrant" dazu auf, persönliche Geräte ganz zu Hause zu lassen. Stattdessen werde der Verband "saubere" Geräte austeilen, die nach der Heimkehr zerstört werden sollen.
Falsche Tests, fehlende Menschenrechte
Neben der Angst ausgespäht zu werden, kursiert auch die Sorge vor falschen Coronatests und deren Folgen. Die Sportlervereinigung Global Athlete bemängelte das Fehlen eines unabhängigen Systems wie bei Dopingkontrollen, um Manipulationen ausschließen zu können.
"Sportler haben wenig Grund, der Integrität der Prozesse zu vertrauen", hieß es. Ähnliche Kritik hatte bereits DSV-Alpinchef Wolfgang Maier geübt. Das IOC verweist auf eine internationale Expertengruppe, der auch der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) vertraut.
Weitere Kritikpunkte sind das Durchdrücken der Spiele trotz der weltweit anhaltenden Omikron-Welle. Man verletze Athletenrechte, so Global Athlete, und spiele mit der Gesundheit der Sportlerinnen und Sportler. Außerdem ist die Menschenrechtslage in China ein Dauerthema: die Internierung der Uiguren, die Tibet-Politik und die Niederschlagung der Opposition in Hongkong.
Felix Loch: "Boykott ist richtig"
Das IOC verbietet den Teilnehmenden, auf Podium oder Spielfeld friedlich gegen diese Missstände zu protestieren oder politische Statements abzugeben. "Ohne garantierten Schutz durch das IOC oder die chinesischen Behörden raten wir den Sportlern dringend dazu, sich in China nicht zu Menschenrechtsfragen zu äußern", so die Athletenvertretung. Der Fall der Tennisspielerin Peng Shuai zeige, wie gefährlich es sei, sich frei zu äußern.
Dass einige Staaten einen diplomatischen Boykott angekündigt haben, wird derweil auch von Athletenseite unterstützt. "Der politische Boykott ist definitiv richtig. Ich würde es auch begrüßen, wenn Deutschland genauso mitmacht", sagte Rennrodler Felix Loch in den ARD-"Tagesthemen". Das könne nicht die Aufgabe der Sportler sein. Man dürfe nicht "uns Athleten den Schwarzen Peter zuzuschieben und sagen: 'Ihr müsst einen Boykott machen, damit sich dort was ändert", sagte Loch.
asz/jk (SID, dpa, Guardian, FAZ)