"Ocean Viking" erreicht italienischen Hafen
7. Juli 2020Die "Ocean Viking" ist mit 180 Migranten an Bord im Hafen der sizilianischen Gemeinde Porto Empedocle vor Anker gegangen. Das bestätigte die Seenotrettungsorganisation SOS Méditerranée. In Porto Empedocle sollen die Ende Juni aus dem Mittelmeer geretteten Menschen auf die Passagierfähre "Moby Zaza" verlegt und unter Quarantäne gestellt werden. Nach langem Zögern hatte die italienische Regierung am Wochenende dafür ihr Okay gegeben.
123 Menschen, bei denen negative Corona-Tests vorlagen, seien inzwischen auf die Passagierfähre verlegt worden, berichtete die Nachrichtenagentur Ansa. Bei 57 Migranten warte man noch auf die Testergebnisse.
Auf der "Moby Zaza" waren in den vergangenen zwei Wochen 211 Gerettete der "Sea-Watch 3" untergebracht. 169 von ihnen sollten laut Medienberichten mit Bussen nach Crotone in der Region Kalabrien gefahren werden, um Platz für die Neuankömmlinge zu schaffen. Auf der "Moby Zaza" verblieben 42 Personen, von denen 30 positiv auf das Coronavirus getestet worden seien, hieß es.
SOS Méditerranée macht Druck
Am vergangenen Freitag hatte die Besatzung der "Ocean Viking" den Notstand ausgerufen; mehrere Migranten hätten einen Selbsttötungsversuch unternommen, so die Begründung. SOS Méditerranée wiederholte die Forderung, dass zumindest 44 Migranten, die sich in einer psychologischen Notlage befänden, "so schnell wie möglich an einen sicheren Ort an Land" gebracht werden sollten.
Die Bürgermeisterin von Porto Empedocle, Ida Carmina, forderte die Verlegung der "Moby Zaza" weiter südwärts nach Pozzallo. Ihre Kleinstadt könne nicht "den Einzug von ganz Afrika mitten in der Pandemie stemmen", betonte die Politikerin der Fünf-Sterne-Bewegung.
"Ort für Tiere, nicht für Menschen"
Einem Viehfrachter mit mehr als 50 Migranten an Bord verweigerten sowohl Italien als auch Malta die Genehmigung, einen ihrer Häfen anzusteuern. Die "MV Talia" hatte die Menschen am Freitag auf dem Weg von Libyen nach Spanien auf Anweisung der maltesischen Behörden aus Seenot gerettet. Die Menschen, die mehrheitlich aus Somalia und Dschibuti stammen, hatten zuvor tagelang auf einem Motorboot auf dem offenen Meer verbracht, bis ein Flugzeug der deutschen Hilfsorganisation Sea-Watch sie entdeckte und Alarm schlug.
"Uns gehen Nahrungsmittel und Wasser aus, die wir ihnen geben könnten", sagte der Kapitän des libanesischen Frachters, Mohammad Shaaban, dem Fernsehsender Al-Dschasira. "Das hier ist ein Ort für Tiere, nicht für Menschen", fügte er hinzu. Wegen schlechten Wetters seien die Flüchtlinge, die sich zunächst an Deck aufgehalten hätten, mittlerweile in nicht gereinigten Viehställen untergebracht.
wa/cw (dpa, kna, epd)