Nordkorea testet erneut Atombombe
9. September 2016In Nordkorea hat ein neuerlicher Atomwaffentest stattgefunden. Das bestätigte das staatliche Fernsehen. Zuvor hatte die US-Erdbebenwarte USGS Erdstöße mit einer Stärke von 5,3 nahe dem nordkoreanischen Testgelände Punggye-Ri gemeldet. Die Seismologen waren überzeugt davon, dass die ungewöhnlichen Erschütterungen von einem künstlichen Beben stammen.
Auf dem Testgelände Punggye-ri fanden bislang alle unterirdischen Atomversuche Nordkoreas seit 2006 statt - auch der vierte Atomtest im Januar. Zuvor hatten Satellitenaufnahmen dort schon Aktivitäten dokumentiert, die auf Vorbereitungen für einen weiteren Atomversuch hindeuteten.
Die Bundesregierung stellte den Botschafter des kommunistischen Landes ein. Regierungssprecher Steffen Seibert verurteilte den Test "mit aller Entschiedenheit". Nordkorea versuche offensichtlich, "in unverantwortlicher Weise eine weitere Destabilisierung in Nordostasien herbeizuführen". Zugleich forderte Berlin die Regierung in Pjöngjang auf, den verschiedenen UN-Resolutionen Folge zu leisten. Der UN-Sicherheitsrat sollte im Laufe des Freitages zu einer Sondersitzung in New York zusammenkommen und unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu dem Vorfall tagen.
Südkorea empört
Südkoreas Präsidentin Park Geun Hye warf der Führung des Nordens "manische Rücksichtslosigkeit" vor, mit der sie "ihren Weg zur Selbstzerstörung" beschleunige. Nach einem Telefonat mit dem US-amerikanischen Kollegen Barack Obama erklärte Park, die USA hätten Südkorea die volle Unterstützung zugesichert, um das Land vor einer Bedrohung durch den Norden zu schützen. Das Angebot gelte auch für den US-amerikanischen Atomschirm.
Obama seinerseits erklärte in Richtung Pjöngjang, jegliche Art von Provokation habe "ernsthafte Konsequenzen". Der US-Präsident kündigte nach Gesprächen mit Japan und Südkorea weitere Schritte inklusive neuer Sanktionen an - "um Nordkorea aufzuzeigen, dass seine rechtswidrigen und gefährlichen Aktionen Konsequenzen haben". Obama verurteilte die Tests als "ernste Gefahr für die regionale Sicherheit sowie internationalen Frieden und Stabilität".
Kritik aus Peking und Moskau
Selbst China - eigentlich ein Partner Nordkoreas - verurteilte den Atomwaffentest auf das Schärfste. Nordkorea habe "trotz breiten internationalen Widerspruchs erneut einen Atomtest ausgeführt - die chinesische Regierung lehnt dies entschieden ab", erklärte das Außenministerium in Peking auf seiner Website.
Deutliche Kritik kam auch vom russischen Außenminister Sergej Lawrow. Er erklärte in Genf, die Beschlüsse der Vereinten Nationen zu Nordkorea müssten genau eingehalten werden. In Moskau ergänzte ein Vertreter seines Ministeriums, der jüngste Test zeige, dass Sanktionen kein Allheilmittel seien. "Man muss eine Lösung für das Atomproblem auf der koreanischen Halbinsel viel breiter angehen unter aktiver Nutzung aller politisch-diplomatischen Mittel."
Japan in Sorge
Das Nachbarland Japan ist zwar mehrere hundert Kilometer vom nordkoreanischen Festland entfernt, doch die nuklearen Experimente des westlichen Nachbarn werden dennoch als Bedrohung für die Sicherheit Japans betrachtet. Tokio erwäge deshalb weitere Sanktionen gegen das Land, erklärte ein Regierungssprecher. Anfang März hatte bereits der UN-Sicherheitsrat seine Handelsbeschränkungen gegen Pjöngjang verschärft.
Ungeachtet der Verwarnungen und Strafmaßnahmen durch die Vereinten Nationen hatte der isolierte stalinistische Staat mit Machthaber Kim Jong Un an der Spitze seine Raketentests fortgesetzt. Erst am Montag hatte Nordkorea erneut ballistische Raketen gestartet und damit den Gipfel der Staats- und Regierungschefs der führenden Industrie- und Schwellenländer (G20) im ostchinesischen Hangzhou überschattet.
Am Dienstag hatte der UN-Sicherheitsrat den jüngsten Raketentest Nordkoreas scharf verurteilt. Damit habe das Land gegen zahlreiche Resolutionen des Gremiums verstoßen, heißt es in einer Mitteilung des Rates.
djo/kle (afp, ap, rtr, dpa)