Neuer Herausforderer für Mosambiks alte Rivalen
15. Oktober 2014José Domingos Manuel strahlt Siegesgewissheit aus. Auf seiner Mütze prangt das Logo seiner Partei "Demokratische Bewegung Mosambiks" (MDM), auf seinem T-Shirt das Konterfei seines Spitzenkandidaten Daviz Simango. Dafür, dass die MDM gerade einmal fünf Jahre alt ist, sind die Ambitionen groß. "Simango ist der richtige Mann, um dieses Land zu führen", ist MDM-Vorstandsmitglied Domingos Manuel sich sicher.
Bei den Lokalwahlen 2013 gelang der MDM ein Überraschungserfolg. Aus dem Stand trotzte sie der übermächtigen Regierungspartei FRELIMO die Mehrheit in vier der größten Städte Mosambiks ab. Seitdem habe seine Partei auf lokaler Ebene bewiesen, dass sie regieren kann, findet Domingos Manuel. Bei den Wahlen am Mittwoch (15.10.2014) bewirbt die MDM sich nun für das nationale Parlament und ihr Spitzenkandidat für das Präsidentenamt. Mosambiks Bevölkerung ist sehr jung, von den rund 25 Millionen Einwohnern dürfen daher nur knapp 11 Millionen ihre Stimme abgeben. Wahlkämpfer Domingos Manuel ist sich sicher, dass die MDM und ihr Gründer und Chef Simango bei ihnen gute Chancen haben, denn die Bevölkerung habe "die Schnauze voll". Der Slogan der MDM im Wahlkampf lautet entsprechend: "Vergesst die alten Parteien, die sind nur auf Macht und Geld aus!"
Spiel mit dem Feuer
Die "alten Parteien" - damit ist neben der seit Mosambiks Unabhängigkeit 1975 regierenden FRELIMO die ehemalige Rebellenorganisation RENAMO gemeint. Deren Chef, den 61-jährigen Alfonso Dhlakama, hatten einige Beobachter im Vorfeld der Wahlen schon abgeschrieben. 2013 hatte die RENAMO die Kommunalwahl boykottiert - aus Protest gegen angebliche Verstöße der Regierung gegen den Friedensvertrag, der 1992 Mosambiks Bürgerkrieg beendet hatte.
Dhlakama zog sich mit einigen Getreuen in den Busch zurück und drohte mit der Wiederaufnahme des bewaffneten Kampfes. Das weckte dunkle Erinnerungen an den 16-jährigen, blutigen Bürgerkrieg zwischen FRELIMO und RENAMO. Erst kurz vor den Wahlen kam Dhlakama wieder aus seinem Rebellenquartier hervor und unterzeichnete am 5. September 2014 ein neues Friedensabkommen mit der Regierung, das den Weg für seine Teilnahme an den Wahlen freimachte.
Dieses Spiel mit dem Feuer scheint Dhlakama nicht geschadet zu haben. Ganz im Gegenteil: Er ist populär wie lange nicht mehr. Ihn umgibt wieder eine Aura des unbeugsamen Kämpfers, der die fast 40 Jahre währende Alleinherrschaft der FRELIMO beenden könnte. "Zwei Jahre lang war ich im Busch, im Gorongosa-Gebirge, habe den Bombenangriffen der FRELIMO widerstanden", erzählt Dhlakama im Interview mit der DW. "Die Leute wissen, dass es mir dabei nur um eins ging: Die FRELIMO zu einer guten Regierungsführung zu zwingen."
Amtsinhaber zieht sich zurück
Insbesondere viele ausländische Investoren und die von der FRELIMO-Regierung unterstützte Wirtschaftselite glauben das allerdings kaum. Seine Drohungen mit der Rückkehr zum Bürgerkrieg haben sie erschreckt. Die FRELIMO ist eng verflochten mit der Wirtschaft. Parteifunktionäre sind an vielen Unternehmen beteiligt, die - vor allem im Norden des Landes - Kohle und andere Rohstoffe exportieren.
Staatspräsident Armando Guebuza, der übermächtige Parteichef der FRELIMO, beschloss vor den Wahlen, sich ganz auf seine umfangreichen Wirtschaftsaktivitäten zu konzentrieren. Er kandidiert nicht für eine neue Amtszeit. Als Wunschnachfolger hat er den bisherigen Verteidigungsminister Filipe Nyusi auserkoren.
Die Regierungspartei müht sich im Wahlkampf, den neuen Spitzenkandidaten populär zu machen. Der 55-jährige Nyusi gilt als farbloser Parteifunktionär. In der FRELIMO leitet er einen Generationswechsel ein: Er gehört nicht zur alten Garde aus dem Befreiungskampf gegen die ehemalige Kolonialmacht Portugal.
Alles andere als ein deutlicher Sieg im ersten Wahlgang wäre ein Rückschlag für die Dauerregierungspartei FRELIMO. Doch auch die Oppositionsanhänger sind siegessicher. Taxifahrer Antonio Fernando vergleicht seinen Favoriten Dhlakama sogar mit einem Messias, der die Menschen in seinen Bann ziehe. "Ich hoffe, dass das auch am 15. Oktober, bei den Wahlen, Niederschlag findet", sagt Fernando. Vor allem aber hoffe er, dass die Wahl sauber abläuft, und es nicht "die üblichen Wahlfälschungen" gebe.