Neue "Mein Kampf"-Ausgabe
20. Februar 2015Die Neuauflage des Buches ist eine Initiative des Münchener Instituts für Zeitgeschichte (IfZ), an der die Historiker schon seit Jahren arbeiten. Erste Einzelheiten dazu teilte das IfZ am Freitag (20.2.) mit: Die Ausgabe soll aus zwei Bänden bestehen und gut 2000 Seiten umfassen. Den kleinsten Platz mit 780 Seiten wird dabei das Original von Adolf Hitler einnehmen, alles andere machen an die 5000 wissenschaftliche Kommentare, eine ausführliche Einleitung und das Register aus.
Zunächst sollte das Projekt von der bayerischen Staatsregierung, die die Urheberrechte noch innehält, mit einer halben Million Euro gefördert werden. Dann zog die Regierung die Zuwendung überraschend zurück. Man habe das Vorhaben nach Gesprächen mit Holocaust-Überlebenden in Israel neu bewertet, hieß es zur Begründung. Bayerns Staatsminister für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst Ludwig Spaenle betonte, man könne aus Respekt vor dem Leid der Opfer selbst eine wissenschaftliche Edition dieser Schandschrift nicht im Auftrag des Freistaates Bayern verbreiten.
Am Rande der Legalität?
Der Freistaat Bayern hat die Rechte an dem Buch noch bis Ende dieses Jahres, danach verfällt das Urheberrecht. Die Verbreitung des unkommentierten Buches ist in Deutschland zwar verboten, es ist jedoch in Antiquariaten, im Ausland und im Internet zu bekommen. Um nach der urheberrechtlichen Freigabe der Hetzschrift den Handel damit zu erschweren, hatten die Justizminister der Bundesländer 2014 entschieden, dass das Verbot der Verbreitung bestehen bleiben soll. Unter dieses Verbot fällt allerdings nicht eindeutig die wissenschaftlich ausgearbeitete Ausgabe. Wenn eine wissenschaftliche Ausgabe sich in ihren Kommentaren klar vom Inhalt distanziere, sei eine nicht strafbare Veröffentlichung unter Umständen möglich, hieß es dazu vorsichtig aus dem bayerischen Justizministerium.
Hitler-Texte sollen entmystifiziert werden
Auch die Historiker des Instituts für Zeitgeschichte sind sich der Brisanz ihres Projektes durchaus bewusst: "Tatsächlich lässt es sich einem Holocaust-Überlebenden nur schwer erklären, warum 'Mein Kampf' in Deutschland wieder gedruckt werden soll", sagte IfZ-Chef Andreas Wirsching der Nachrichtenagentur dpa. Allerdings werde man mit diesem Projekt eine "Anti-Hitler-Schrift" herausbringen, in der man Hitler "umzingelt". Das Team aus fünf Historikern seziert Hitlers Texte, deckt Unwahrheiten und Widersprüche auf, nimmt die Person hinter den Texten auseinander. Damit wolle man, so Teamchef Christian Hartmann, die Hitler-Texte entmystifizieren. Das sei nicht ganz einfach, sagte er 2012 in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung: "Je tiefer man hineinsteigt, umso tiefer sind die Abgründe."
sw/suc (dpa/sz)