EU-Beitritt: Montenegro hebt sich ab
15. Januar 2021"Wir meinen es ernst mit einer EU-Perspektive für alle Staaten des westlichen Balkans", sagte Bundesaußenminister Heiko Maas. Zuvor hatte er in Berlin seinen montenegrinischen Kollegen Dorde Radulovic empfangen. Dabei bescheinigte er Montenegro, dass es unter den Beitrittskandidaten "eine besondere Rolle einnimmt und weiter ist als alle anderen".
Allerdings müsse das Land konsequent an der Bekämpfung der Korruption und der Stärkung der Rechtsstaatlichkeit arbeiten. Ein konkretes Datum für einen möglichen EU-Beitritt könne er nicht nennen, sagte Maas. Die Bundesregierung werde ihren Beitrag dazu leisten, dass dieser Prozess "so schnell wie möglich zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht wird".
Verzögerungen wegen Corona
Dass während der deutschen EU-Ratspräsidentschaft keine weitergehenden Fortschritte in den Beitrittsverhandlungen mit dem Westbalkanstaaten erzielt worden seien, führte Maas auf die Corona-Pandemie zurück. Radulovic betonte, dass sein Land als einziger EU-Beitrittskandidat bereits alle Verhandlungskapitel geöffnet habe. "Wir streben danach, ein stolzes Mitglied der EU-Familie zu werden", sagte der Außenminister. Er hoffe auf eine EU-Mitgliedschaft im Jahr 2025 oder 2026.
Neustart der Beziehung zu Serbien
In einem Interview der Deutschen Welle kündigte Radulovic an, die seit Jahren belasteten Beziehungen zum Nachbarland Serbien normalisieren zu wollen. "Daher habe ich den serbischen Außenminister Nikola Selaković eingeladen, möglichst bald nach Montenegro zu kommen", teilte Radulovic in einem Exklusiv-Interview mit DW mit. Zudem habe Premierminister Zdravko Krivokapić seine serbische Kollegin Ana Brnabić für Ende dieses Monats in die Hauptstadt Podgorica eingeladen.
Das Verhältnis der beiden Länder ist extrem belastet, seit Montenegro 2006 den bis dato gemeinsamen Staat "Serbien und Montenegro" nach einem Referendum verlassen hatte. Von 1918 bis 2003 gehörten beide Länder zum damaligen Jugoslawien. Deutschland ist das erste Land, dass Radulović in seiner Funktion als neuer Außenminister besucht.
uh/kle (afp, DW)