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Politik

Montenegro und Serbien weisen Botschafter aus

29. November 2020

Die Nachbarn haben den Botschafter des jeweils anderen Landes zur unerwünschten Person erklärt. Der Grund sind Aussagen des serbischen Botschafters in Podgorica zu einem Ereignis, das mehr als 100 Jahre zurückliegt.

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Serbien und Montenegro Flaggen
Bild: Andrej Isakovic/AFP/Getty Images

Die Diplomaten müssen ihr jeweiliges Stationierungsland verlassen, wie die Außenministerien in Podgorica und Belgrad mitteilten. Montenegros Außenministerium erklärte den serbischen Botschafter Vladimir Bozovic zur "Persona non grata", weil dieser sich in die inneren Belange des Landes eingemischt habe. Hintergrund waren umstrittene Äußerungen des Diplomaten zur Geschichte der beiden Balkanstaaten, die beide ehemalige jugoslawische Teilrepubliken waren. Bozovic hatte in öffentlichen Äußerungen die im Jahr 1918 abgehaltene Versammlung, bei der die Vereinigung Montenegros mit Serbien sowie der Beitritt zum Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen beschlossen wurde, als "Befreiung" und "Akt des freien Willens" bezeichnet.

Regierung in Podgorica sieht Verstoß gegen Völkerrecht

Montenegros Außenministerium warf dem Botschafter daraufhin vor, er habe mit seinen Äußerungen "das Land herabgewürdigt, das ihm diplomatische Gastfreundschaft erwiesen hat". Der Diplomat habe sich in die inneren Angelegenheiten des Gastlandes eingemischt und damit gegen geltendes Völkerrecht verstoßen. Das Parlament in Podgorica hatte 2018 in einer symbolischen Resolution die Beschlüsse von 1918 für nichtig erklärt.

Serbien reagierte umgehend auf den Rauswurf seines Botschafters und erklärte den montenegrinischen Botschafter in Belgrad, Tarzan Milosevic, zur unerwünschten Person und rief ihn auf, binnen 72 Stunden das Land zu verlassen.

Montenegro vor Regierungswechsel

Der Schritt der Regierung in Podgorica erfolgte vier Tage vor ihrer voraussichtlichen Ablösung. Am kommenden Mittwoch soll das Parlament über eine neue Regierung abstimmen, hinter der ein breites Oppositionsbündnis steht. In Montenegro regiert seit fast 30 Jahren in unterschiedlichen Funktionen Präsident Milo Djukanovic.

Dominierende Kraft in der neuen Regierungskoalition ist die Demokratische Front (DF). Die kleineren Bündnispartner wollen wie die DF die angebliche Allmacht von Djukanovic brechen. In den Koalitionsverhandlungen wurde vereinbart, dass die NATO-Mitgliedschaft und der EU-Beitrittsprozess nicht in Frage gestellt werden sollen.

Montenegro hatte sich 2006 von Serbien abgespalten, aber die Debatten über die nationale Identität des kleinen Balkanstaats dauern bis heute an. Knapp 30 Prozent der rund 620.000 Einwohner des Landes sind ethnische Serben.

qu/cw (dpa, afp)

Dieser Beitrag wurde nachträglich angepasst.